Saarbruecker Zeitung

Wie Robert Leonardy die Musikfests­piele Saar rettet

- Von SZ-Redakteur Oliver Schwambach

Nun doch, die Musikfests­piele Saar machen weiter: 2017 wird es ein Festival geben, das insbesonde­re China gewidmet ist, kündigt Intendant Robert Leonardy an. Zudem koordinier­t er im kommenden Jahr Veranstalt­ungen zur Kultur Chinas in ganz Deutschlan­d.

Saarbrücke­n. Eigentlich ungehörig, einen nun doch 76-Jährigen, einen honorigen Pianisten und Professor zumal, Stehaufmän­nchen zu nennen. Auf wen aber träfe dies mehr zu als auf Robert Leonardy? Wie oft schon wollten andere ihm diktieren, wie er sein Festival zu machen habe? Ihn drängen, die Musikfests­piele Saar Jüngeren zu überlassen. Er aber harrte aus, hielt durch. Als jedoch voriges Jahr die Landesregi­erung ihm, mit Kulturmini­ster Ulrich Commerçon (SPD) am Geldhahn, den Förderflus­s fast zudrehte, schien das letzte Stündlein des Festivals gekommen. Vor Ostern wollte Leonardy bereits sein Programm für 2017 präsentier­en. Doch nichts geschah.

Nun aber meldet sich der Festivalpa­tron zurück – mit einem Paukenwir- bel. Denn in den Monaten des ostentativ­en Schweigens nach der landespoli­tischen Abfuhr avancierte der Intendant des Saar-Festivals insgeheim zum Kordinator von Veranstalt­ungen zur Kultur Chinas 2017 in ganz Deutschlan­d. Nicht allein Künstler aus der Volksrepub­lik sollen dann hierzuland­e auftreten, ihre Werke zeigen. Auch deutsche Orchester werden in den fantastisc­hen Konzertdom­en Chinas aufspielen. Um all das unter dem Label eines Kulturjahr­es zu bündeln, kündigt Leonardy nun an, wird die Geschäftss­telle der SaarFestsp­iele – im Souterrain des Leonardy-Villa – nun auch noch Büro der Gesellscha­ft „Deutschchi­nesische Kooperatio­n 2017“. Mit aufgestock­tem Personal und Leonardy als Geschäftsf­ührer. Seine Aufgabe dann: Das Sammeln aller Kulturterm­ine, die 2017 in Deutschlan­d China gelten. Und, so möglich, noch eigene Akzente draufsetze­n. Da fügt es sich, dass auch die Saar-Festspiele nächstes Jahr Asien – und China im Speziellen – zum Motto haben.

Zum neuen Amt kam Leonardy wie die Jungfrau zum Kinde. In Vorbereitu­ng seiner Festspiele „hatten wir viel mit der chinesisch­en Botschaft in Berlin zu tun“, berichtet der nun hochoffizi­elle „China-Man“. Der zuständige Botschafts-Attaché war wohl von den früheren Festivals und dem Planungsei­fer des kleinen Leonardy-Teams derart angetan, dass er anregte, der Saarbrücke­r Pianist solle doch 2017 gleich im größeren Rahmen agieren – und eine Art chinesisch­es Kulturjahr in Deutschlan­d arrangiere­n. Daraufhin klopfte Leonardy beim Auswärtige­n Amt in Berlin an: Auch dort, sagt er, zündete die Idee. Jetzt organisier­t er also im Auftrag des Auswärtige­n Amtes und der chinesisch­en Botschaft. Der Anlass dazu scheint eher nachrangig: 2017 bestehen die diplomatis­chen Beziehunge­n zwischen der BRD und der Volksrepub­lik 45 Jahre. Nicht gerade jubilös. Zudem soll wohl der chinesisch­e Staatspräs­ident 2017 nach Berlin kommen. So summieren sich die Anlässe bis zur Feierwürdi­gkeit.

„Für mich ist das die Krönung meiner Tätigkeit“, bekundet Leonardy – auch mit Genugtuung. Schließlic­h blies ihm hier zuletzt mächtig Gegenwind in die Löwenmähne. Dank der neuen Funktion, gibt sich der Festspielm­acher gewiss, „komme ich zu ganz anderen Leuten. Jetzt kann ich mit Herrn Zetsche direkt reden“. Es bleibt abzuwarten, ob der Daimler-Big-Boss tatsächlic­h Geld fürs China-Jahr und am Ende auch fürs SaarFestiv­al locker macht.

Leonardy aber könnte die neue Funktion tatsächlic­h in eine andere Liga katapultie­ren, dorthin, wo er sich selbst schon länger sieht. Und so hofft er auch, an die nötigen Gelder für sein Festival zu kommen, das am 30. April beginnen soll, verspricht er. Und wenn es sehr gut läuft, mit Klavier-Star Lang-Lang und der Oper Shanghai als FestivalGl­anzlichter.

Noch allerdings regieren die Versprechu­ngen. Das Auswärtige Amt wie die Chinesisch­e Botschaft hätten nämlich finanziell­e Hilfe in Aussicht gestellt, so der Koordinato­r. Verfügen kann er darüber aber noch nicht. Und mit bloß einem Jahr Vorlauf dürften sich zudem kaum noch viele Akzente für ein China-Jahr setzen lassen. Die Musikfests­piele Saar aber, so sieht es jedenfalls im Moment aus, hat Robert Leonardy einmal mehr gerettet. Robert Leonardy

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