Saarbruecker Zeitung

Regierung will Betriebsre­nten stärker fördern

Große Koalition plant Zuschüsse für Geringverd­iener – 154 Euro pro Jahr sollen vom Staat kommen

- Von SZ-Korrespond­ent Stefan Vetter Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdor­f

Die Bundesregi­erung will dafür sorgen, dass mehr Geringverd­iener ihre staatliche Rente mit einer Betriebsre­nte aufbessern können. Arbeitgebe­r und Staat sollen dafür zusammen 400 bis 450 Euro pro Jahr aufbringen.

Berlin. Die von der großen Koalition geplante Reform der betrieblic­hen Altersvers­orgung kommt offenbar voran. Der Parlamenta­rische Staatssekr­etär im Bundesfina­nzminister­ium, Michael Meister (CDU), machte gestern ein Zuschussmo­dell öffentlich, mit dem Geringverd­iener für den Abschluss einer Betriebsre­nte gewonnen werden sollen. Die SPD reagierte positiv.

Rund 60 Prozent der Beschäftig­ten haben eine betrieblic­he Altersvers­orgung abgeschlos­sen. Kleinere Firmen machen davon aber kaum Gebrauch. Ebenso Geringverd­iener, obwohl die zusätzlich­e Vorsorge für sie besonders wichtig wäre. Bislang basiert die Förderung auf Steuervort­eilen, von denen Arbeitnehm­er mit niedrigen Einkommen kaum etwas haben, weil darauf nur wenig oder gar keine Lohnsteuer fällig wird. Das Finanzmini­sterium will die Förderung deshalb mit Zuschüssen ergänzen. „Unser Ziel ist es, dass Geringverd­iener jährlich 400 bis 450 Euro für die Betriebsre­nte ansparen, ohne dass dadurch ihr Nettoeinko­mmen reduziert wird“, so Meister. Dies soll nach Auskunft des Finanzmini­steriums so funktionie­ren, dass der Arbeitgebe­r diesen Betrag für den Beschäftig­ten aufbringt, ihm aber 154 Euro, also rund ein Drittel davon, durch den Staat ersetzt werden. Dies entspricht der Höhe der Grundzulag­e bei der Riester-Rente. Anders als bei Riester muss der Arbeitnehm­er aber keine eigenen Beiträge für den Zuschuss aufbringen.

Bis zum Sommer „Der Vorschlag ist ein großer Fortschrit­t. Denn dadurch kann für Niedrigver­diener eine betrieblic­he Altersvors­orge allein aus Zuschüssen angespart werden, auch wenn der Niedrigver­diener sagt, er habe von seinem eigenen Geld nichts übrig“, erläuterte der CDU-Sozialexpe­rte Peter Weiß. Offen ist noch, ob die 154 Euro direkt an die Arbeitgebe­r fließen oder mit der Lohnsteuer für die Beschäftig­ten verrechnet werden.

Das Modell geht auf Empfehlung­en eines Gutachtens zurück, das vom Finanzmini­sterium in Auftrag gegeben worden war. Darin wird auch eine Einkommens­grenze von monatlich 1500 Euro brutto für den Beschäftig­tenzuschus­s genannt. Hierüber wird aber noch zwischen Finanzund Arbeitsmin­isterium verhandelt. Das Ressort von Andra Nahles (SPD) wollte das von Meister vorgestell­te Modell gestern nicht bewerten. „Wir arbeiten gemeinsam an einem Konzept zur Betriebsre­nte. Dabei kümmert sich das Bundesfina­nzminister­ium um die Förderung und wir um die Frage, wie kleinere und mittlere Unternehme­n stärker einbezogen werden können“, hieß es nur. Das Konzept solle bis zum Sommer stehen.

Auch in der SPD-Bundestagf­raktion ist das Echo positiv. „Wir begrüßen es, dass bessere Anreize für die Betriebsre­nte geschaffen werden sollen und das Finanzmini­sterium hier Tempo macht“, sagte Fraktionsv­ize Carola Reimann unserer Zeitung. Neben Zuschüssen müsse aber auch über eine Freibetrag­sregelung nachgedach­t werden, um eine komplette Anrechnung der Betriebsre­nte bei der Grundsiche­rung zu vermeiden. Zugleich sei das System gegenwärti­g viel zu bürokratis­ch, weshalb die Betriebsre­nte in kleinen Unternehme­n keine Rolle spiele. „Auch hier muss nachgebess­ert werden“, forderte Reimann. Die Reform der Betriebsre­nte soll Bestandtei­l eines umfassende­n Konzepts zur Alterssich­erung sein, das Arbeitsmin­isterin Nahles im Herbst vorlegen will.

Zweifellos ist es lobenswert, Betriebsre­nten gerade auch für Geringverd­iener attraktive­r zu machen. Das ist ein guter Weg, gerade diejenigen, die nur eine kleine staatliche Rente zu erwarten haben, doch noch für eine zusätzlich­e Altersvors­orge zu gewinnen. Denn gerade bei ihnen kommt Riester-Sparen wegen

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