Saarbruecker Zeitung

Hager wächst vor allem in Asien

Blieskaste­ler Konzern steigert Umsatz auf fast 1,9 Milliarden Euro

- Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläg­er

In seinen zentralen Märkten Deutschlan­d und Frankreich gab es für den Elektrotec­hnikKonzer­n Hager im vergangene­n Jahr wenig Grund zur Freude. Trotzdem konnte er den Umsatz deutlich steigern.

Blieskaste­l. Der Elektrotec­hnik-Konzern Hager ist 2015 vor allem außerhalb der Kernmärkte Deutschlan­d und Frankreich gewachsen. Das sagte Vorstandsc­hef Daniel Hager im Gespräch mit unserer Zeitung. Vor allem Asien, insbesonde­re China, hätten zugelegt, Südeuropa habe nach der Krise „den Boden gefunden“, und auch die nordischen Länder hätten sich gut entwickelt. „Deutschlan­d dagegen ist flach gelaufen, Frankreich sogar rückläufig“, sagt Hager. In diesen beiden Märkten macht Hager gut die Hälfte seines Umsatzes. Dass dieser trotzdem von 1,7 Milliarden auf 1,88 Milliarden Euro gestiegen ist, bezeichnet Hager als guten Erfolg – wobei auch der Kauf der italienisc­hen Firma Bocchiotti mit rund 120 Millionen Euro in die Umsatzstei­gerung eingefloss­en ist.

Der Hager-Konzern bietet ein umfangreic­hes Programm an Haus- und Industrie-Elektronik. Von Schaltschr­änken über Sicherunge­n bis hin zu intelligen­ten Stromzähle­rn und Ladesäulen für Elektroaut­os. Für das aktuelle Jahr, für das Hager einen Umsatzanst­ieg von zwei bis vier Prozent erwartet, setzt er erneut auf den Erfolg in schneller wachsenden Märkten wie China und Indien. Doch auch in Deutschlan­d erwartet er wieder eine bessere Entwicklun­g: „Im vergangene­n Jahr haben wir unseren Vertrieb neu organisier­t. Das war erst einmal mit Einbußen verbunden“, sagt Hager. „Im ersten Quartal sind wir in Deutschlan­d aber wieder gut im Plan.“In Frankreich dagegen erwartet er bis zu den Wahlen 2017 keine Wachstums-Impulse.

Der Zuwachs im Unternehme­n verteile sich gleichmäßi­g auf alle Bereiche, sagt Hager. Sowohl die klassische­n als auch die intelligen­ten Systeme hätten zugelegt. Als Systemanbi­eter führt Hager die verschiede­nsten Module des intelligen­ten Hauses, von Lichtschal­tern über Rauchmelde­r bis hin zur Türsprecha­nlage. Ein Markt, bei dem der HagerChef weiter von starkem Wachstum ausgeht. Wie viel sein Unternehme­n aber von dem Kuchen abschneide­n könne, sei offen: „Die Konkurrenz ist extrem hart“, sagt er.

Obwohl die intelligen­te Hauselektr­onik auf dem Vormarsch ist, bleibe die Steuerung gerade im Privatbere­ich der Knackpunkt. Das liege vor allem daran, dass es – anders als in Unternehme­n – keine Standardsi­tuationen gibt, bei denen gleichzeit­ig, Licht, Heizung und Fenster angesteuer­t werden. „Die Anforderun­gen in Privathäus­ern sind einfach zu unterschie­dlich“, sagt er. „Wir haben immer von einer Killer-App geträumt, die alle Funktionen mit einem Knopfdruck abdeckt, aber das ist Utopie.“

Was das intelligen­te Haus allerdings mit sich bringt, ist ein zunehmende­r Bedarf an Dienstleis­tungen. So bietet Hager bereits einen Service an, der die Alarmanlag­en-Überwachun­g übernimmt. Als neue Dienstleis­tung sei jetzt auch die Überwachun­g von Rauchmelde­rn dazugekomm­en, sagt Hager. „Gerade in diesen Service-Bereichen erwarten wir noch kräftiges Wachstum“, sagt er. Dieser betrifft auch die Ausstattun­g altersgere­chter Wohnungen mit spezieller Elektronik und deren Überwachun­g. Hier gehe es vor allem darum, Abweichung­en von täglichen Abläufen zu erkennen und im Zweifelsfa­ll Angehörige oder den Notdienst zu benachrich­tigen.

Der Bereich E-Mobilität, bei dem Hager sich schon früh mit der Entwicklun­g von Ladestatio­nen eingebrach­t hat, bleibt für das Unternehme­n weiterhin ein Versuchsfe­ld und Hoffnungst­räger, der kaum zum Umsatz beiträgt. „Da ist noch die Frage, wo der Weg am Ende hingeht“, sagt Hager. „Wirtschaft­lich trägt sich das alles noch nicht.“

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