Handel zahlt Millionen-Kartellstrafe
Jahrelange Preisabsprachen bei Markenbieren und Süßwaren
Bonn. Die Preisabsprachen bei Pils und Weizenbier brachten dem Handel viel Geld – jetzt allerdings werden sie teuer. 90,5 Millionen Euro Buße verlangt das Bundeskartellamt von Supermarktketten, weil sie jahrelang mit illegaler „Preispflege“die Ladenpreise für Premium-Biere wie „Becks“, „Franziskaner“und „Hasseröder“abgesprochen haben.
Zahlen müssen unter anderem Regionalgesellschaften von Edeka, Metro, Netto, Kaufland sowie der Getränkegroßhandel A. Kempf in Offenburg. Der Brauerei Anheuser Busch sowie der Handelskette Rewe wurden die Bußgelder erlassen, weil sie den Behörden bei der Aufklärung umfassend geholfen haben.
Dabei war die weltgrößte Brauerei Anhaeuser Busch treibende Kraft in dem sogenannten „vertikalen Kartell“, das Produzenten und Handel umfasst. Weil die Preise für Bier fielen, versuchte die Brauerei, ihre Produkte zwischen 2006 und 2009 vor Kampfpreisen und Ramschangeboten zu schützen. Der Deal: Die Supermarktketten lassen den Preis nicht abstürzen und bekommen dafür Rabatte und Rückvergütungen. „Leidtragende solcher systematischen Preisbindungspraktiken sind die Endverbraucher“, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt. Preisvorgaben der Hersteller für den Handel sind in Deutschland seit den 70er Jahren verboten.
Doch nicht nur Bier stand im Fokus der Kartellwächter: Lidl wurden verbotene Preisverabredungen für Süßwaren mit dem Hersteller Haribo vorgeworfen, bei Kaffee verlangt die Behörde ein Bußgeld von der Drogeriemarktkette Rossmann. Rossmann habe als einzige Kette dagegen Einspruch beim Oberlandesgericht Düsseldorf eingelegt. In allen anderen Fällen hätten die betroffenen Firmen sich einvernehmlich mit dem Kartellamt verständigt, so das Kartellamt. dpa