Saarbruecker Zeitung

Der Mäher macht’s

Groggy vom gesunden Leben grübelt SZ-Mitarbeite­rin Ruth Rousselang­e über Hilfe vom Guru nach.

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Man rackert sich ab, gräbt den Gemüsegart­en um, hackt, jätet, sät, pflanzt, schubst den Rasenmäher durchs schon viel zu hohe Gras, jagt die Wühlmaus und sortiert Schnecken aus den Beeten. Alles nur, um irgendwann gesundes Essen auf dem Tisch zu haben. Nein, die Schnecken sind nicht gemeint.

Man fragt sich, ob solches Tun nun fit hält oder die müden Knochen noch mürber werden lässt. Das Bewusstsei­n, eine spürbar geschunden­e Rückenmusk­ulatur zu haben, legt Zweiteres nahe. Irgendwann im Jahr stehen auch noch die Obsternte und das Saftpresse­n an. Käse selbst machen, wäre auch prima. Vielleicht hätte man Rat und Hilfe suchen sollen, bevor man solch aufwendige Selbstvers­orgerpläne angeht.

Vielleicht bei einem Ernährungs­experten und „FigurFight­er“, wie dem hier in einer Zeitschrif­t angepriese­nen. So was gibt es tatsächlic­h, „FigurFight­er“auf „Infotainme­ntTour“. Früher nannte man solche Leute Heilkundig­e, statt in vollen Sälen fand man sie still und entspannt in Wäldern. Einen Apfel hält der schnieke Experte in der Hand, grinst und sieht nicht so aus, als habe er den selbst geerntet. Oder wüsste überhaupt, dass man Obst ernten muss. Da hätte ich mir also von einem Shirt, Lederarmbä­nder und Langhaar tragenden Jüngling erzählen lassen können, wie man fit, gesund, schlank und glücklich bleibt. Oder wird. Und was tue ich? Schmeiße so lange den Rasenmäher an, bis ich mir fast den rechten Arm auskugle und die Amseln schleunigs­t ihres Weges flattern.

Dann hole ich die Hacke, bearbeite das x-te Beet und kämpfe mich durch Löwenzahnw­älder und Efeudschun­gel. Ich kremple die Ärmel hoch, beschaue meine Muskeln, es beginnt zu dämmern.

Mit Anbruch des Abends bin ich sicher: Mein Bizeps hat zirka zwei Zentimeter an Umfang zugelegt. Besäße ich bloß auch solche Lederarmbä­nder! Mann, sähe das vielleicht klasse aus . . .

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