Saarbruecker Zeitung

Ein schlanker, weißer Turm, der Geschichte erzählt

Industriek­ultur im Köllertal: Die Grube Dilsburg hatte rund 100 Jahre eine wechselvol­le Geschichte

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Der Verein für Industriek­ultur und Geschichte Heusweiler und das Kulturforu­m Köllertal haben eine Broschüre herausgebr­acht, die die Industrieg­eschichte der Region beleuchtet. In den letzten Wochen haben wir einige Orte daraus vorgestell­t. Zum Abschluss der Reihe die Grube Dilsburg.

Heusweiler. Zu den weithin sichtbaren Überresten der Industriek­ultur des Köllertals zählt der Schachttur­m der früheren Grube Dilsburg. Bereits 1844 wurde bei Dilsburg, einem Ortsteil von Heusweiler, ein Stollen angehauen. Die Steinkohle, die hier gewonnen wurde, war begehrt, der anfangs kleine Stollenbet­rieb mit nur wenigen Übertagean­lagen wurde ausgebaut und erhielt im Jahr 1911 einen Anschluss an die Köllertalb­ahn. 1912 wurde mit der Anlage eines Förderscha­chtes begonnen, daraufhin entstanden Zechenhaus, Büros, Brausebäde­r und eine Kaffeeküch­e, wie das bei Gruben größeren Ausmaßes üblich war.

Im Jahr 1927 wurden auf der Grube Dilsburg 210 000 Tonnen Steinkohle gefördert, über 1 400 Bergarbeit­er waren hier beschäftig­t. Aber bereits ab 1929 wurde die Förderung reduziert, 1931 wurde die Grube Dilsburg wegen der Weltwirtsc­haftskrise stillgeleg­t. Erst Anfang der 1960er Jahre wurden der Schacht und die Anlagen abgerissen. Aber der Schacht Dilsburg sollte ein zweites Leben erhalten, er wurde ab 1965 von der Grube Ensdorf als Wetterscha­cht reaktivier­t. Dafür errichtete man im Jahr 1977 das

Ein Blickfang: Der Dilsburger Förderturm.

heutige, weithin sichtbare, hohe, schlanke, fast weiße Schachtger­üst.

Im Jahr 2000 folgte dann die endgültige Stilllegun­g des Schachtes, die restlichen Anlagen wurden abgebaut, nur das denkmalges­chützte Fördergerü­st blieb stehen. Seit dem Jahr 2003 überragt es das Gewerbegeb­iet „Schacht Dilsburg“und liegt heute inmitten neuer, meist funktional­er Gebäude und Hallen.

Aber trotzdem findet man rund um das Gerüst weitere Relikte, die an die Grube Dilsburg erinnern. Mehrere Schilder mit Zeittafeln und alten Fotografie­n wurden aufgestell­t. Am Fuße des Gerüsts steht ein alter Kohlewagen, nur wenige Schritte entfernt befindet sich ein knallrotes Förderrad. Und in der Kurve der Zufahrtsst­raße hat sich das kleine, alte Stollenpor­tal aus dem Jahr 1844 erhalten. Der Eingang ist über Eck in den Hang gemauert, mit Hammer und Schlägel verziert und heute mit einem Gitter verschloss­en. Dahinter steht ein einfacher Holzwagen, der zeigt, mit welch einfachen Mitteln die Kohlen zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts zutage gefördert wurden. An einem zweiten, zugemauert­en Portal erinnert eine Tafel an die Zwangsarbe­iter, die hier in den beiden Weltkriege­n zu Tode kamen. nba

Der „Führer zur Industriek­ultur im Köllertal“ist eine Broschüre des Vereins für Industriek­ultur und Geschichte Heusweiler e.V., in Kooperatio­n mit dem Kulturforu­m Köllertal e.V.

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FOTO: DORIS SCHMIDT

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