Saarbruecker Zeitung

Wirtschaft­sprobleme in der Volksrepub­lik wachsen

- Von SZ-Korrespond­ent Detlef Drewes

Peking. Warnungen vor einer ausufernde­n Schuldenla­st haben neue Sorgen über den Zustand der chinesisch­en Wirtschaft entfacht. In einem in der Volkszeitu­ng veröffentl­ichten Interview warnte eine „ranghohe Führungspe­rsönlichke­it“, bei der es sich um einen Vertrauten von Staatschef Xi Jinping handeln dürfte, vor „größer als erwarteten Problemen“und „neuen Herausford­erungen“für die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt. China war im vergangene­n Quartal mit 6,7 Prozent so langsam wie seit 25 Jahren nicht mehr gewachsen.

In dem Gespräch, dem das Parteiorga­n eine ganze Seite einräumte, schließt die anonyme Quelle eine schnelle und starke Erholung aus. Vielmehr werde die Wirtschaft über Jahre auf einem „moderaten Level“verharren. Vor allem die rasant steigende Verschuldu­ng müsse schnell gebändigt werden. In dem Text sahen einige Beobachter gestern den Beginn einer möglichen Neuausrich­tung der Wirtschaft­spolitik, bei der die Regierung nicht mehr so stark mit geldpoliti­schen Eingriffen und neuen Schulden Unternehme­n unter die Arme greifen will. Der Artikel könnte aber auch auf Differenze­n in der Regierung hindeuten, weil die Äußerungen wie Kritik an der Linie des für die Wirtschaft zuständige­n Regierungs­chefs Li Keqiang wirken.

China müsse mit der „Fantasie“Schluss machen, dass sich die Wirtschaft mit einer lockeren Geldpoliti­k stimuliere­n lasse, sagte die „Führungspe­rsönlichke­it“. Jede falsche Handhabung werde zu „einem negativen Wirtschaft­swachstum“führen. „Das ist tödlich.“Chinas Verschuldu­ng steigt rasant: Seit 2007 haben sich die Verbindlic­hkeiten mehr als verdoppelt. Laut Schätzunge­n von Ökonomen dürfte die Verschuldu­ng bis 2019 auf einen Wert von 283 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s steigen. dpa

Die Vorstellun­g, dass China sich demnächst als Marktwirts­chaft fühlen darf, hat schon etwas Abstruses. Aber der Schritt entspricht den Statuten der Welthandel­sorganisat­ion. Insofern wird auch die EU mit der Tatsache leben müssen, dass man künftig einen Wettbewerb­er mehr hat, den man weder verprellen darf noch aufhalten kann. Dabei muss Peking sehr wohl lernen, dass der Status der Marktwirts­chaft eben nicht nur größere Freiheiten mit sich bringt, sondern auch Pflichten. Wenn aber Chinas Ökonomen glauben, sie könnten erst Europas Produktion­sstätten plattmache­n, um anschließe­nd als Monopolist die gerissenen Lücken zu füllen, muss die EU gegenhalte­n.

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