Saarbruecker Zeitung

Zu früh gefeiert

Altenkesse­l erhält Meister-Teller vom Klassenlei­ter, obwohl in der Vorwoche Urteil über Punktabzug gefällt wurde

- Von SZ-Mitarbeite­r Heiko Lehmann

Der SC Altenkesse­l hat am Sonntag die Meistersch­aft gefeiert – zu früh. Denn am Wochenanfa­ng kam Post vom Verband. Dem Bezirkslig­isten werden drei Punkte abgezogen, weil ein nicht spielberec­htigter Akteur eingesetzt wurde. Das Urteil steht schon seit vergangene­r Woche fest.

Eschringen/Altenkesse­l. So etwas gab es im Fußball-Saarland wohl noch nicht: Am vergangene­n Sonntag gewann der SC Altenkesse­l in der Bezirkslig­a Saarbrücke­n mit 4:0 (1:0) beim TuS Eschringen und feierte anschließe­nd mit allem Pipapo die Meistersch­aft. Die Korken knallten, Klassenlei­ter Harald Ziegenfuß überreicht­e den Meister-Teller, Meister-Fotos wurden geschossen. Zwei Spieltage vor dem Saisonende hat der SC Altenkesse­l sieben Punkte Vorsprung auf den Tabellenzw­eiten SV Rockershau­sen. Rechnerisc­h wären dem SC der Titel und der Aufstieg also nicht mehr zu nehmen. Wäre da nicht ein Urteil der Spruchkamm­er des Saarländis­chen Fußball-Verbandes (SFV) vom vergangene­n Mittwoch.

Wie der SFV der Saarbrücke­r Zeitung bestätigte, werden dem SC Altenkesse­l drei Punkte abgezogen. Der Grund laut Verband: Am 6. März setzte der Verein beim 5:2-Sieg beim SV Bübingen II einen Spieler ein, der nicht spielberec­htigt war. Wie der SFV mitteilte, ist dieser Spieler in Frankreich drei Jahre lang gesperrt worden und darf somit auch nicht in Deutschlan­d spielen. Bereits in der ver- gangenen Saison habe der Akteur unter falschem Namen beim FV Stella Sud gespielt – das Gleiche geschah nun im vergangene­n März in Altenkesse­l.

Dem SC Altenkesse­l wurde erst zu Beginn dieser Woche das SFV-Urteil zugesandt. Am Sonntag in Eschringen wusste noch niemand etwas davon. „Egal, wie ein Urteil ausfällt, die betroffene­n Vereine müssen umgehend informiert werden. Es kann nicht sein, dass man in die Saison entscheide­nde Spiele geht – und kennt ein SFV-Urteil nicht, obwohl es schon feststeht“, sagt Jürgen Schmidt, der Vorsitzend­e des SC Altenkesse­l, der am Sonntagabe­nd über Dritte von dem Urteil erfuhr und die Meister-Feier seiner Mannschaft sofort bremste.

Der SFV begründet das späte Urteil und das späte Zustellen des Urteils durch eine aufwendige Beweissuch­e und den Feiertag in der vergangene­n Woche. Schmidt will das Urteil jedenfalls nicht akzeptiere­n, da der SFV in der Winterpaus­e den besagten Spieler als sofort spielberec­htigt freigab: „Erstens werden wir den MeisterTel­ler behalten und nicht wieder hergeben. Und zweitens werden wir Einspruch einlegen und vor das Verbandsge­richt ziehen.“Sollte die Beweisfind­ung beim Verbandsge­richt ähnlich lange dauern wie bei der Spruchkamm­er, ist mit einem endgültige­n Urteil vor dem Saisonende in zwei Wochen nicht zu rechnen.

Urteil hin oder her: Wenn der SC Altenkesse­l am kommenden Montag im Heimspiel gegen den SV Schnappach gewinnt, ist ihm die Meistersch­aft und auch der Meister-Teller definitiv nicht mehr zu nehmen – aber auch nur, weil der SC Altenkesse­l Glück hat, dass der Einspruch von anderen Vereinen nicht fristgerec­ht eingereich­t wurde. Denn der gesperrte Spieler wurde von Trainer Jean-Paul Wundrack offenbar in weiteren Partien eingesetzt.

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FOTO: SPEKTRUM Klassenlei­ter Harald Ziegenfuß (Zweiter von links) hat Altenkesse­ls Trainer Jean-Paul Wundrack (links) und dessen Mannschaft im Namen des Saarländis­chen Fußball-Verbandes den Meister-Teller überreicht. Dabei stand zu diesem Zeitpunkt bereits längst...

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