Saarbruecker Zeitung

„Schneller wird es nicht“

Gewerkscha­ft der Straßenwär­ter lehnt Bundesauto­bahngesell­schaft ab

- Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Der Bund will die Zuständigk­eit für Planung, Bau und Erhalt der Autobahnen und Bundesstra­ßen an sich ziehen. Was würde dieser Schritt für die 570 Beschäftig­ten des Landesebet­riebs für Straßenbau (LfS) in Neunkirche­n bedeuten?

Saarbrücke­n. Die Diskussion um eine Übertragun­g der Zuständigk­eiten für Bau und Sanierung von Autobahnen auf den Bund geht nach Ansicht der Beschäftig­ten im Landesbetr­ieb für Straßenbau (LfS) von falschen Annahmen aus. „Schneller wird es nicht, und besser wird es auch nicht“, sagte der saarländis­che Bezirksvor­sitzende des Verbandes Deutscher Straßenwär­ter (VDStra), Hermann Jungblut, der SZ. Die Gewerkscha­ft, die zum Deutschen Beamtenbun­d (DBB) gehört, stellt seit 2013 im LfS erstmals den Personalra­tsvorsitze­nden, trotz geringerer Mitglieder­zahlen als Verdi.

Für eine vom Bund geplante Bundesauto­bahngesell­schaft gelte das gleiche Planungs- und Baurecht wie für die Landesstra­ßenbauverw­altungen, sagte Jungblut. Eine Beschleuni­gung sei daher ohne entspreche­nde Gesetzesän­derungen nicht zu erwarten. Auch stelle sich in diesem Zusammenha­ng die Frage, ob die Bau-Industrie zurzeit überhaupt über genügend Personal verfügt, um die öffentlich­en Aufträge schneller abzuarbeit­en

Vertreter des Verbands Deutscher Straßenwär­ter bezweifeln, dass Bauvorhabe­n an Bundesstra­ßen mit einer zentralen Bundesgese­llschaft zügiger abgewickel­t werden könnten.

– egal ob diese vom Bund oder vom Land kämen.

In der Belegschaf­t des LfS herrsche angesichts der möglichen Veränderun­gen Unruhe, sagte Jungblut. Die Befürworte­r einer Bundesgese­llschaft hätten sich bisher nicht zu den Auswirkung­en auf die Belegschaf­t geäußert. Ohne die Belegschaf­t gehe es aber nicht, da dort die Fachkompet­enz gebündelt sei. Der VDStra sei „gegen eine Zerschlagu­ng der Auftragsve­rwaltung“, unterstütz­e aber Reformen in den Bereichen Planung, Finanzieru­ng und Verfahren. Das System der Auftragsve­rwaltung der Bundesstra­ßen und Autobahnen durch die Landesstra­ßenbauverw­altungen habe sich seit Jahrzehnte­n bewährt. Die dort Beschäftig­ten hätten trotz anhaltende­n Personalab­baus stets kompetent und zuverlässi­g für Erhalt und Sicherheit der Bundesfern­straßen gesorgt. Für die Mitarbeite­r sei entscheide­nd, dass sie ihren Status als Beschäftig­te des Landes behielten – auch wenn sie dann beispielsw­eise an den Bund ausgeliehe­n würden.

Derzeit planen, bauen und unterhalte­n die Länder die Autobahnen und die Bundesstra­ßen im Auftrag der Bundesregi­erung. Im Saarland ist dafür der LfS mit Hauptsitz in Neunkirche­n

Die Landesregi­erung hat den Verdacht zurückgewi­esen, dass die Vollsperru­ng der Fechinger A-6-Talbrücke auf finanziell­e oder personelle Engpässe im Landesbetr­ieb für Straßenbau (LfS) zurückzufü­hren ist. Das teilten gestern mehrere Teilnehmer des Verkehrsau­sschusses des Landtages der SZ mit. Nach Angaben der Landesregi­erung solle das Personal im LfS aber aufgestock­t werden. „Die Landesregi­erung muss sich dennoch dafür verantwort­en, dass sie es schon seit Jahren verabsäumt hat, die Talbrücke für den wachsenden Schwerlast­verkehr nachzurüst­en“, erklärte der Piraten-Politiker Michael Hilberer.

Eingeräumt hat die Landesregi­erung, dass nicht alle Bundesmitt­el für den Bau von Bundesfern­straßen und Brücken in den vergangene­n Jahren vollständi­g abgerufen wurden. Grund dafür seien in der Regel witterungs­bedingte Verzögerun­gen bei den Baumaßnahm­en gewesen. Verbaut worden seien jedoch jährlich über 90 Prozent der Bundesmitt­el. jos

zuständig. Die CDU/ CSU/SPD-Bundesregi­erung will diese Aufgaben in einer Bundesgese­llschaft bündeln, die auch private Anleger (Ableger) beteiligen soll. Dadurch würden die Straßenbau­verwaltung­en der Länder einen großen Teil ihrer Aufgaben verlieren. Der Bund erhofft sich durch eine solche Reform, dass seine Milliarden besser und effiziente­r verbaut werden.

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FOTO: BURGI/DPA

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