„Der Spirit soll bleiben“
Die neue Leiterin des Ophüls-Festivals hat sich vorgestellt
Die neue Ophüls-Leiterin Svenja Böttger will das Festival nicht neu erfinden, sondern setzt auf Kontinuität. Das machte sie gestern bei ihrer offiziellen Vorstellung klar. Neue Akzente plant sie bei den Ophüls-Branchentagen.
Saarbrücken. Das mittägliche Blitzlichtgewitter gestern hatte annähernd Berlinale-Kleinformat. Als sich die bereits im Februar bestallte neue Ophüls-Festivalleiterin Svenja Böttger in einem Konferenzsälchen des Festivalsponsors Sparkasse offiziell vorstellte, klickten die Kameras eine geschlagene Dreiviertelstunde nahezu pausenlos. Böttger selbst legte einen recht erfrischenden Auftritt hin und spulte ihre Vita routiniert ab: „Ich bin kontinuierlich gewachsen“, kommentierte sie ihre vorzuweisende Festivalerfahrung, die für eine 28-Jährige durchaus bemerkenswert ist. 2014 leitete sie ein Studentenfilmfestival der Babelsberger Konrad-Wolf-Filmhochschule, wo sie Ende Mai ihr Masterstudium beenden wird und organisierte in den vergangenen beiden Jahren ferner den Empfang der sieben größten Filmhochschulen auf der Berlinale. Ein bisschen hatte man das Gefühl, als wolle Böttger etwaigen (altklugen) Einwänden, zu jung zu sein für ihre neue Leitungsposition, gleich mal den Wind aus den Segeln nehmen. Vor allem aber machte sie deutlich, dass sie das Ophüls-Festival nicht umkrempeln möchte und dessen Kernstück – sprich die vier Wettbewerbsreihen (Langfilm, Doku, mittellanger Film und Kurzfilm) – erhalten wird.
Dass im Wesentlichen also Kontinuität angesagt ist, zeigt Böttgers Entscheidung, die Leitung der vier Programmreihen in die Hände Oliver Baumgartens zu legen, der dafür bereits zuletzt unter der Ägide Gabriella Bandels im Wesentlichen verantwortlich zeichnete. „Der Spirit soll bleiben, wie er ist“, stellte Böttger klar. Neue Akzente will die junge OphülsLeiterin hingegen bei den Branchentagen und Nebenreihen setzen, um Saarbrücken als Plattform für den Film-Nachwuchs attraktiver zu machen.
Konkret planen Böttger und Baumgarten, die Vernetzung von Filmemachern, TV-Redakteuren und Produzenten zu vertiefen, in dem sie stärker neue, einer digitalen Ästhetik und Produktionstechnik geschuldete visuelle Erzählformen spiegeln wollen, wie sie sich längst etwa in Web-Serien, Computerspielen und der Werbung manifestieren. Man wolle „das Potenzial der Neuen Medien“heben, so Böttger.
Dass der Festivaletat nicht wachsen wird, hält sie für kein zentrales Problem. „Den Budgetrahmen kannten alle Bewerber, damit ein Festival zu machen, ist machbar.“Saarbrückens OB Charlotte Britz betonte derweil, die bisherigen Sponsoren (ebenso wie das Land als langjähriger Mit-Finanzier) blieben an Bord. Der eine oder andere erwäge auch „eine Aufstockung“. Im Übrigen werde man auch in Berlin nochmal um Fördermittel werben. Was der (sich gestern weitgehend auf eine Statistenrolle verlegende) städtische Kulturdezernent und Ophüls-Geschäftsführer Thomas Brück mit einem Kopfnicken untermauerte. Business as usual also.
Überraschend war insoweit nur, dass Svenja Böttger auf Nachfrage mitteilte, das Ophüls-Festival in der Vergangenheit nicht besucht und bislang noch kein Gespräch mit ihrer Vorgängerin geführt zu haben. Kleinkarierte Nachfragen nach ihrem künftigen Wohnsitz („50/50 Berlin/Saarbrücken“), ihrem Honorar und Spesensatz beantwortete sie in gebotener Unschärfe, lobte ein ums andere Mal das im Kern bestehen bleibende Festivalteam und machte deutlich, „dass ich kein Freund von immer höher, weiter, schneller bin“. Tatsächlich sind Augenmaß und Weitsicht besser als blinder Aktivismus. Drei Jahre hat Böttger nun Zeit, dem Festival ihre Handschrift zu geben.