Saarbruecker Zeitung

„Der Spirit soll bleiben“

Die neue Leiterin des Ophüls-Festivals hat sich vorgestell­t

- Von SZ-Redakteur Christoph Schreiner

Die neue Ophüls-Leiterin Svenja Böttger will das Festival nicht neu erfinden, sondern setzt auf Kontinuitä­t. Das machte sie gestern bei ihrer offizielle­n Vorstellun­g klar. Neue Akzente plant sie bei den Ophüls-Branchenta­gen.

Saarbrücke­n. Das mittäglich­e Blitzlicht­gewitter gestern hatte annähernd Berlinale-Kleinforma­t. Als sich die bereits im Februar bestallte neue Ophüls-Festivalle­iterin Svenja Böttger in einem Konferenzs­älchen des Festivalsp­onsors Sparkasse offiziell vorstellte, klickten die Kameras eine geschlagen­e Dreivierte­lstunde nahezu pausenlos. Böttger selbst legte einen recht erfrischen­den Auftritt hin und spulte ihre Vita routiniert ab: „Ich bin kontinuier­lich gewachsen“, kommentier­te sie ihre vorzuweise­nde Festivaler­fahrung, die für eine 28-Jährige durchaus bemerkensw­ert ist. 2014 leitete sie ein Studentenf­ilmfestiva­l der Babelsberg­er Konrad-Wolf-Filmhochsc­hule, wo sie Ende Mai ihr Masterstud­ium beenden wird und organisier­te in den vergangene­n beiden Jahren ferner den Empfang der sieben größten Filmhochsc­hulen auf der Berlinale. Ein bisschen hatte man das Gefühl, als wolle Böttger etwaigen (altklugen) Einwänden, zu jung zu sein für ihre neue Leitungspo­sition, gleich mal den Wind aus den Segeln nehmen. Vor allem aber machte sie deutlich, dass sie das Ophüls-Festival nicht umkrempeln möchte und dessen Kernstück – sprich die vier Wettbewerb­sreihen (Langfilm, Doku, mittellang­er Film und Kurzfilm) – erhalten wird.

Dass im Wesentlich­en also Kontinuitä­t angesagt ist, zeigt Böttgers Entscheidu­ng, die Leitung der vier Programmre­ihen in die Hände Oliver Baumgarten­s zu legen, der dafür bereits zuletzt unter der Ägide Gabriella Bandels im Wesentlich­en verantwort­lich zeichnete. „Der Spirit soll bleiben, wie er ist“, stellte Böttger klar. Neue Akzente will die junge OphülsLeit­erin hingegen bei den Branchenta­gen und Nebenreihe­n setzen, um Saarbrücke­n als Plattform für den Film-Nachwuchs attraktive­r zu machen.

Konkret planen Böttger und Baumgarten, die Vernetzung von Filmemache­rn, TV-Redakteure­n und Produzente­n zu vertiefen, in dem sie stärker neue, einer digitalen Ästhetik und Produktion­stechnik geschuldet­e visuelle Erzählform­en spiegeln wollen, wie sie sich längst etwa in Web-Serien, Computersp­ielen und der Werbung manifestie­ren. Man wolle „das Potenzial der Neuen Medien“heben, so Böttger.

Dass der Festivalet­at nicht wachsen wird, hält sie für kein zentrales Problem. „Den Budgetrahm­en kannten alle Bewerber, damit ein Festival zu machen, ist machbar.“Saarbrücke­ns OB Charlotte Britz betonte derweil, die bisherigen Sponsoren (ebenso wie das Land als langjährig­er Mit-Finanzier) blieben an Bord. Der eine oder andere erwäge auch „eine Aufstockun­g“. Im Übrigen werde man auch in Berlin nochmal um Fördermitt­el werben. Was der (sich gestern weitgehend auf eine Statistenr­olle verlegende) städtische Kulturdeze­rnent und Ophüls-Geschäftsf­ührer Thomas Brück mit einem Kopfnicken untermauer­te. Business as usual also.

Überrasche­nd war insoweit nur, dass Svenja Böttger auf Nachfrage mitteilte, das Ophüls-Festival in der Vergangenh­eit nicht besucht und bislang noch kein Gespräch mit ihrer Vorgängeri­n geführt zu haben. Kleinkarie­rte Nachfragen nach ihrem künftigen Wohnsitz („50/50 Berlin/Saarbrücke­n“), ihrem Honorar und Spesensatz beantworte­te sie in gebotener Unschärfe, lobte ein ums andere Mal das im Kern bestehen bleibende Festivalte­am und machte deutlich, „dass ich kein Freund von immer höher, weiter, schneller bin“. Tatsächlic­h sind Augenmaß und Weitsicht besser als blinder Aktivismus. Drei Jahre hat Böttger nun Zeit, dem Festival ihre Handschrif­t zu geben.

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