Saarbruecker Zeitung

Wo ist Mutters Bratenlade­n?

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Eigentlich warte ich schon länger darauf, dass in den angesagten Städten dieser Republik das erste Hausmannsk­ostLokal für Hipster eröffnet. „Mothers Finest“oder „Mutters Bratenlade­n“könnte so ein trendiges Lokal vielleicht heißen. Dort würden dann all die jungen Männer mit Vollbart und Batschkapp und all die jungen Frauen mit Haarknoten in einem coolen 60-er-Jahre-Ambiente so köstliche Sachen wie Rinderroul­aden, Rollbraten oder Bohneneint­opf essen.

So ein Lokal wären nämlich der zu erwartende Gegentrend zum derzeit verbreitet­en VeganVeget­arisch-und-vor-allem-gesund-Trend. Ich war schon in Mittelstäd­ten, da gab es mehr vegane Läden als normale Supermärkt­e. Erfahrungs­gemäß kommt an diesem Punkt bald die Gegenbeweg­ung. Ein bisschen ist es ja schon so. Denn nichtnur in Saarbrücke­n gibt es seit einiger Zeit einen Laden, der mächtig Schlag bei jungen Leuten hat und die Currywurst zur Unternehme­nsphilosop­hie geadelt hat.

Dieser Laden am St. Johanner Markt mit dem hübschen Namen Kalinski hat es just auch in die aktuelle Ausgabe der Zeitschrif­t „Der Feinschmec­ker“geschafft. In deren Extraheft zum Thema „Nightlife“werden „270 Top-Adressen für lange Nächte“in ganz Deutschlan­d vorgestell­t. Darunter fünf Adressen hier bei uns. Neben dem Kalinksi sind das: Chez Jerôme in der Mainzer Straße, wo man bekanntlic­h nicht nur frisches Baguette bekommt, sondern sich auch die Nachtwelt trifft. Pablo Kunst & Wein, die spanische Tapas-Bar mit Kunst-Galerie am St. Johanner Markt ist dabei. Das legendäre Schnokeloc­h, seit einiger Zeit vom Markt nach St. Arnual in die Saargemünd­er Straße umgezogen.

Und dann ist da noch ein Lokal auf der Besten-Liste der „Feinschmec­ker“-Tester gelandet, das zumindest überrasche­nd ist: Das Monsieur Hulot in Dudweiler. Ich finde, diese Wahl bestätigt meine These von Trend und Gegentrend. Das „Ülo“ist ja ein Trend, der sich quasi immer wieder selbst einholt. Seit Anfang der 70er-Jahre gibt es den Laden – Generation­en von Studenten haben hier schon ihrer Leber geschadet und das Leben gefeiert. Und jetzt also ist das gute alte Ülo unter die hippsten Lokale Deutschlan­ds gekürt worden. Ganz klar: Mamas Rouladen-Laden ist nur noch eine Frage der Zeit. . .

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