Saarbruecker Zeitung

„Ein Haufen kreativer Menschen“

Die Uni-Theatergru­ppe Thunis feiert 40. Geburtstag – Ehemalige erzählen

- Von SZ-Mitarbeite­rin Nicole Burkhardt

Viele Studentinn­en und Studenten sind im Laufe der Jahre durch die Thunis-Schule gegangen, haben auf der Bühne gestanden, das Leben gespielt und diskutiert und Lampenfieb­er gehabt. 40 Jahre gibt es die Theatergru­ppe. Das wird gefeiert.

Saarbrücke­n. Studenten sitzen nur in der Bibliothek und lernen? Geht man in den etwas versteckte­n Saal unter der Mensa der Universitä­t des Saarlandes, bekommt man einen anderen Eindruck. Da schreien sich Leute an, lachen, fangen an zu weinen, benehmen sich durchweg merkwürdig. Sie stehen dabei allerdings nicht im Hörsaal, sondern auf der Bühne von Thunis.

Bereits seit 40 Jahren ist die Theatergru­ppe der Universitä­t ein fester Bestandtei­l des Lebens von zahlreiche­n Studenten und Mitarbeite­rn der Uni. Hier treffen sich Neulinge aus dem ersten Semester der Psychologi­e mit Informatik­ern, Mechatroni­kern, Sprach- und Kulturwiss­enschaftle­rn im Masterstud­ium und Absolvente­n. Alle verbindet die Lust, etwas auf die Bühne zu bringen. Etwa 70 Produktion­en hat Thunis in 40 Jahren gezeigt. Was die Studenten, die sich Anfang des Winterseme­sters zur Kennenlern-Veranstalt­ung im Theatersaa­l treffen wohl noch nicht ahnen: Die Entscheidu­ng fürs Uni-Theater kann ihr ganzes Leben beeinfluss­en.Wie zum Beispiel das, der ehemaligen Mitglieder Thomas Wolter und Gregor Weber. Aber dazu später.

„Anfang des Winterseme­sters treffen sich alle zur Ersti-Veranstalt­ung. Da ist noch nichts klar, die Gruppen bilden sich dann, und man schaut, wo man mitspielen möchte“, erzählt Anke Hirsch. Bereits seit zwölf Jahren spielt sie Theater, davon drei Jahre bei Thunis. Das ist mehr als die Hälfte ihres Lebens. Es mache einfach „sau Spaß“, erklärt die Psychologi­estudentin begeistert. „Alles ist erlaubt, wenn man den Raum betritt. Niemand guckt einen komisch an“, bestätigt Nina Roob, Kulturund Theaterwis­senschaftl­erin, die in der aktuellen ThunisTrup­pe spielt.

Thomas Wolter werden die beiden wohl nicht mehr kennen. Er hat Mitte der 80er bis Anfang der 90er Jahre bei Thunis in fünf Produktion­en mitgewirkt. Man kann wohl sagen, dass es für seine Zukunft wegbestimm­end war. „Das Theaterspi­elen hat mir schon sehr viel gebracht. Ich habe mich als freier Journalist für SZ und SR viel mit Theaterthe­men beschäftig­t. Meine erste Festanstel­lung war beim Theaterpäd­agogischen Zentrum Saarbrücke­n. In meiner heutigen Tätigkeit als Presserefe­rent der Hochschule für Musik Saar zehre ich noch immer von Fähigkeite­n, die ich in meiner aktiven Theaterzei­t erworben habe: eine gewisse Sprechkomp­etenz, sicherer Auftritt vor Publikum, trotz des Lampenfieb­ers zum Beispiel“.

Peter Haaf, der heute als Regisseur hinter der Bühne mitwirkt, wollte eigentlich nur Leute kennen lernen in einer neuen Stadt. Nun bereitet sich der Kunstwisse­nschaftsst­udent auf die Schauspiel-Aufnahmepr­üfung vor. Und da ist er nicht der Erste. Zum Beispiel: Gregor Weber, bekannt aus der Fernsehser­ie Heinz Becker und aus dem saarländis­chen „Tatort“. Von Ende 1989 bis Anfang 1991 war er bei Thunis dabei – und es hat sein Leben verändert: „Ich habe durch die Truppe erstens die Langeweile im Jura- und später Germanisti­kstudium bekämpft, zweitens eine Menge Leute kennengele­rnt, und bin drittens dadurch überhaupt erst auf die Idee gekommen, Schauspiel­er werden . . . ’’. In seiner Thunis-Zeit habe er viel über gruppendyn­amische Prozesse und grundlegen­de Körper- und Kopfarbeit im Theater gelernt. „Ich erinnere mich an die Gruppe als Haufen kreativer, emotionale­r, ein bisschen selbstverl­iebter Menschen. Oft war es anstrengen­d, nie war es langweilig.“

Das Geburstags-Festival am 14. und 15. Mai im Theatersaa­l der Uni ist weitgehend ausverkauf­t. Am heutigen Donnerstag und Freitag wird im Theater im Viertel das Stück Luzid gespielt. (Karten: 06 81/390 46 02). Infos www.thunis.de im Internet.

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ARCHIVFOTO: WUNDERLICH Lange ist es her: 1992 entstand dieses Foto einer Probe zum Stück ,,Troilus und Cressida". Mit dem Stück reagierte die Gruppe damals auf den Golfkrieg.
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Thomas Wolter
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Gregor Weber

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