„Ein Haufen kreativer Menschen“
Die Uni-Theatergruppe Thunis feiert 40. Geburtstag – Ehemalige erzählen
Viele Studentinnen und Studenten sind im Laufe der Jahre durch die Thunis-Schule gegangen, haben auf der Bühne gestanden, das Leben gespielt und diskutiert und Lampenfieber gehabt. 40 Jahre gibt es die Theatergruppe. Das wird gefeiert.
Saarbrücken. Studenten sitzen nur in der Bibliothek und lernen? Geht man in den etwas versteckten Saal unter der Mensa der Universität des Saarlandes, bekommt man einen anderen Eindruck. Da schreien sich Leute an, lachen, fangen an zu weinen, benehmen sich durchweg merkwürdig. Sie stehen dabei allerdings nicht im Hörsaal, sondern auf der Bühne von Thunis.
Bereits seit 40 Jahren ist die Theatergruppe der Universität ein fester Bestandteil des Lebens von zahlreichen Studenten und Mitarbeitern der Uni. Hier treffen sich Neulinge aus dem ersten Semester der Psychologie mit Informatikern, Mechatronikern, Sprach- und Kulturwissenschaftlern im Masterstudium und Absolventen. Alle verbindet die Lust, etwas auf die Bühne zu bringen. Etwa 70 Produktionen hat Thunis in 40 Jahren gezeigt. Was die Studenten, die sich Anfang des Wintersemesters zur Kennenlern-Veranstaltung im Theatersaal treffen wohl noch nicht ahnen: Die Entscheidung fürs Uni-Theater kann ihr ganzes Leben beeinflussen.Wie zum Beispiel das, der ehemaligen Mitglieder Thomas Wolter und Gregor Weber. Aber dazu später.
„Anfang des Wintersemesters treffen sich alle zur Ersti-Veranstaltung. Da ist noch nichts klar, die Gruppen bilden sich dann, und man schaut, wo man mitspielen möchte“, erzählt Anke Hirsch. Bereits seit zwölf Jahren spielt sie Theater, davon drei Jahre bei Thunis. Das ist mehr als die Hälfte ihres Lebens. Es mache einfach „sau Spaß“, erklärt die Psychologiestudentin begeistert. „Alles ist erlaubt, wenn man den Raum betritt. Niemand guckt einen komisch an“, bestätigt Nina Roob, Kulturund Theaterwissenschaftlerin, die in der aktuellen ThunisTruppe spielt.
Thomas Wolter werden die beiden wohl nicht mehr kennen. Er hat Mitte der 80er bis Anfang der 90er Jahre bei Thunis in fünf Produktionen mitgewirkt. Man kann wohl sagen, dass es für seine Zukunft wegbestimmend war. „Das Theaterspielen hat mir schon sehr viel gebracht. Ich habe mich als freier Journalist für SZ und SR viel mit Theaterthemen beschäftigt. Meine erste Festanstellung war beim Theaterpädagogischen Zentrum Saarbrücken. In meiner heutigen Tätigkeit als Pressereferent der Hochschule für Musik Saar zehre ich noch immer von Fähigkeiten, die ich in meiner aktiven Theaterzeit erworben habe: eine gewisse Sprechkompetenz, sicherer Auftritt vor Publikum, trotz des Lampenfiebers zum Beispiel“.
Peter Haaf, der heute als Regisseur hinter der Bühne mitwirkt, wollte eigentlich nur Leute kennen lernen in einer neuen Stadt. Nun bereitet sich der Kunstwissenschaftsstudent auf die Schauspiel-Aufnahmeprüfung vor. Und da ist er nicht der Erste. Zum Beispiel: Gregor Weber, bekannt aus der Fernsehserie Heinz Becker und aus dem saarländischen „Tatort“. Von Ende 1989 bis Anfang 1991 war er bei Thunis dabei – und es hat sein Leben verändert: „Ich habe durch die Truppe erstens die Langeweile im Jura- und später Germanistikstudium bekämpft, zweitens eine Menge Leute kennengelernt, und bin drittens dadurch überhaupt erst auf die Idee gekommen, Schauspieler werden . . . ’’. In seiner Thunis-Zeit habe er viel über gruppendynamische Prozesse und grundlegende Körper- und Kopfarbeit im Theater gelernt. „Ich erinnere mich an die Gruppe als Haufen kreativer, emotionaler, ein bisschen selbstverliebter Menschen. Oft war es anstrengend, nie war es langweilig.“
Das Geburstags-Festival am 14. und 15. Mai im Theatersaal der Uni ist weitgehend ausverkauft. Am heutigen Donnerstag und Freitag wird im Theater im Viertel das Stück Luzid gespielt. (Karten: 06 81/390 46 02). Infos www.thunis.de im Internet.