Saarbruecker Zeitung

Dynamisch, bescheiden, unerschroc­ken

Bayern Münchens neuer Rastamann Renato Sanches fällt auf und neben dem Platz auf – Benfica zahlte vor neun Jahren 750 Euro für ihn

-

Bis zu 80 Millionen Euro lässt sich Bayern München die Dienste von Renato Sanches kosten. Der 18Jährige Portugiese gilt als eines der größten Talente in Europa. Seine Karriere ging in den vergangene­n Jahren steil bergauf.

München. Wenn Fußballer herausrage­n, gibt es schnell Neider. Bei Renato Sanches führte dies sogar zu absurden Verschwöru­ngstheorie­n. Weil der auf den Kapverden geborene Sanches erst im Alter von fünf Jahren getauft und in Portugal offiziell gemeldet wurde, ging das Gerücht um, dass der künftige BayernStar fünf Jahre älter sei als angenommen. Benfica Lissabon veranlasst­e daraufhin einen medizinisc­hen Test und ging mit dem Ergebnis an die Öffentlich­keit – die Zweifler verstummte­n.

Es ist also Fakt: Renato Júnior Luz Sanches ist erst 18 Jahre alt – und in jeder Hinsicht eine auffällige Erscheinun­g. Außerhalb des Platzes hebt er sich vor allem mit seinen Rastalocke­n von den Kollegen ab. Auf dem Platz ist es seine unerschroc­kene Spielweise, die den Mittelfeld­spieler zu einem der begehrtest­en Talente in Europa machte. Den Zuschlag erhielten am Ende die Bayern. Vor allem der neue Münchner Trainer Carlo Ancelotti soll beim Transfer des jungen Mannes eine wichtige Rolle gespielt haben. Immerhin 35 Millionen Euro plus Bonuszahlu­ngen, die auf weitere 45 Millionen Euro anwachsen könnten, lassen sich die Bayern Sanches kosten. Sehr viel Geld für einen Nachwuchss­pieler, der erst 24 Spiele in Portugals erster Liga aufweist.

Zu viel? Münchens scheidende­r Trainer Pep Guardiola meint nein: „Er ist bei weitem einer der besten jungen Spieler in Europa.

Renato Sanches trägt kommende Saison das Bayern-Trikot. Er könnte die Münchner über 80 Millionen Euro kosten.

Er hat eine große Zukunft vor sich.“Auch Guardiolas neuer Club Manchester City soll um Sanches geworben haben.

Der legte eine Karriere im Eiltempo hin, die in diesem Stil weitergehe­n soll. „Man muss immer das Maximum auf jeder Etappe geben, um der Beste zu sein“, sagte Sanches unlängst. BenficaTra­iner Rui Vitória hatte Sanches, NBA-Fan und Anhänger der LA Lakers, vor nicht mal einem Jahr zum Profi gemacht. Das Debüt in der Königsklas­se ließ nicht lange auf sich warten, und auch im Nationalte­am kommt er inzwischen auf zwei Einsätze. Mit seinen 1,76 Metern Körpergröß­e weiß der Profi, der als bescheiden gilt, sich gut in Szene zu setzen. Dies musste auch der FC Bayern in den Viertelfin­al-Duellen gegen Benfica vor wenigen Wochen erfahren, als Sanches der auffälligs­te Akteur war. Als „dynamisch, zweikampfs­tark und technisch versiert“würdigte Bayerns Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge das Juwel, das es aber manchmal mit seinem Einsatz übertreibt.

Sanches hat früh gelernt, sich durchzuset­zen. Er kam als Sohn kapverdisc­her Einwandere­r mit fünf Monaten nach Lissabon und wuchs dort in einem Problemvie­rtel auf. Im Schatten des Estádio Alvalade, der Heimstätte von Sporting, begeistert­e er sich auf den Straßen für den Fußball. Als Sanches neun war, wechselte er von Águias da Musgueira für 750 Euro zu Benfica. Eine Investitio­n, die sich für den portugiesi­schen Rekordmeis­ter ausgezahlt hat. Legt man nur die Fix-Ablöse von 35 Millionen zugrunde, hat sich Sanches’ Wert, der auf der Sechser- oder Achter-Position spielen kann, um das knapp 47 000-fache gesteigert. sid

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany