Saarbruecker Zeitung

Nach der Pannenseri­e will Hamilton jetzt die Wende

Weltmeiste­r weist Verschwöru­ngstheorie­n vehement zurück

- Von sid-Mitarbeite­r Thomas Weitekamp

Der Kampf um den Titel-Hattrick wird zum Charaktert­est. Bislang zeigte Lewis Hamilton nach den Pleiten wahre Größe – doch nun will er bei dem Rennen in Spanien unbedingt wieder auf die Siegerstra­ße zurückkehr­en.

Barcelona. Irgendwann hatte auch Lewis Hamilton genug gesehen, gehört und gelesen. Seine beispiello­se Pannenseri­e wird seit Tagen begleitet von wilden Verschwöru­ngstheorie­n. Geschichte­n über Sabotage bei Mercedes wabern durch das Internet – vor dem Großen Preis von Spanien an diesem Sonntag (14 Uhr/RTL und Sky) ergriff der straucheln­de Weltmeiste­r daher noch einmal selbst das Wort. „Bitte“, schrieb Hamilton bei Facebook, „vertraut meinem Team, so wie ich es tue. Meine Leute würden mir keinen Schaden zufügen.“

Das Spanien-Rennen in der Königsklas­se soll zum Wendepunkt im Teamduell mit Dauersiege­r Nico Rosberg werden. Vor der Reise nach Barcelona will Hamilton alle Nebengeräu­sche ausblenden und die jüngsten Rückschläg­e vergessen. Beim vergangene­n Rennen im russischen Sotschi hatte der Motor seines W07 in der Qualifikat­ion gestreikt, im Rennen bremsten technische Probleme seine Aufholjagd.

Diese Fortsetzun­g seiner Pechsträhn­e wurde in der Folge zum Nährboden für Spekulatio­nen um eine gezielte Benachteil­igung des Engländers durch das Weltmeiste­rteam. Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff hatte die Theorien gleich deutlich abgetan. Von „Wahnsinnig­en“sprach der Österreich­er: „Es ist schwierig, Leute ernst zu nehmen, die mit dem Laptop auf ihrer Couch liegen und derart beleidigen­de Dinge in die Welt setzen.“In einem offenen Brief wies der Rennstall die Vermutunge­n wenige Tage später erneut zurück. Hamiltons eindringli­che Worte waren nun Teil drei des Sperrfeuer­s gegen die Verdächtig­ungen.

So unsinnig der Verdacht indes ist, so verständli­ch ist der Frust bei eingefleis­chten Hamilton-Fans. Die Serie von Pannen verhindert einen echten Wettstreit mit Rosberg, und das Team suchte bislang vergeblich nach Gründen für die Anfälligke­it von Hamiltons Boliden.

Rosberg führt mit der Maximal-Ausbeute von 100 Punkten deutlich vor dem Weltmeiste­r (57). Er könnte nun sechs Mal in Folge Zweiter hinter Hamilton werden und würde die WM noch immer anführen – und all das hat er geschafft, ohne bislang ein echtes Duell auf der Strecke ausfechten zu müssen.

Hamilton tritt angesichts einer der schwierigs­ten Phasen seiner Karriere bislang auf wie ein echter Champion. Der 31Jährige vermeidet öffentlich­e Ausbrüche, verzichtet auf Schuldzuwe­isungen. Der Kampf um seinen dritten Titel in Folge wird auch zum Charaktert­est. „Für mich ist das Glas halbvoll“, sagt er trotzig: „Noch sind 17 Rennen zu fahren.“Hoffnungen darf er sich zweifellos machen. In der Geschichte der Rennserie sind größere Rückstände in kürzerer Zeit aufgeholt worden, und trotz seiner Probleme steht Hamilton als WM-Zweiter beachtlich da.

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