Saarbruecker Zeitung

Kompromiss­lose Härte

Der neue harte Stoff der Metal-Haudegen Rob Zombie, Surgical Meth Machine und Metal Church überzeugt

- Von Kai Florian Becker

Rob Zombie ist ein geschäftig­er Mann. Ende Januar debütierte sein Horrorfilm „31“auf dem „Sundance Film Festival“. Für diesen schrieb er das Drehbuch und führte Regie. Im September kommt der Film dann in die US-Kinos. Bis dahin hat der 51-Jährige Zeit, sein neues Soloalbum „The Electric Warlock Acid Witch Satanic Orgy Celebratio­n Dispenser“( T-Boy /Universal) zu bewerben. Es sei „das heftigste, gestörtest­e und krankste Musikmonst­er“, das er je mit seinen Musikern erschaffen hätte, sagt er. Im Klartext heißt das: Zombie bleibt seinem Stil auch im 29. Jahr nach dem Debütalbum seiner ehemaligen Band White Zombie treu und kombiniert weiter auf unnachahml­iche Art Groove Metal, Alternativ­e Rock und Industrial Metal.

Industrial Metal ist das passende Stichwort für Al Jourgensen. Der Mann, der mit Ministry bekannt wurde, hat zusammen mit Produzent Sam D’Ambruoso das Duo Surgical Meth Machine initiiert: ein Andenken an den 2012 verstorben­en Ministry-Gitarriste­n Mike Scaccia.

In Anlehnung an dessen Fähigkeit, hyperschne­lle Gitarrenri­ffs zu spielen, wollten Jourgensen und D’Ambruoso möglichst schnelle Songs komponiere­n. Das ist ihnen auf dem neuen Album „Surgical Meth Machine“( Nuclear Blast/Warner) gelungen. Lapidar gesagt stellen die Songs – mit Ausnahme des hitverdäch­tigen „Gates Of Steel“, zweier Rob Zombie bleibt seinem Stil treu, auf unnachahml­iche Art und Weise Groove Metal mit Industrial zu kombiniere­n.

EBM-Stücke („Just Go Home“, „Just Keep Going“) und des entspannte­n „I’m Invisible“– eine kompromiss­lose Variante von Ministry dar; Industrial Metal in Hochgeschw­indgkeit also und mit viel Wut im Bauch. Auch Antipathie ist herauszuhö­ren, wenn in „Unlistenab­le“über die Unhörbarke­it der Songs manch bekannter Metalund Rock-Kollegen gelästert wird. Ob hier nicht doch ein angekratzt­es Ego oder Neid auf deren kommerziel­len Erfolge im Spiel ist? Ein eher unnötiger Song.

Ebenfalls über das Donzdorfer Metallabel kam gerade das neue Metal Church-Album „XI“( Nuclear Blast/Warner) in den Handel. Erstmals seit „Hanging In The Balance“aus dem Jahr 1993 singt wieder Mike Howe bei den Thrash/Power Metallern, die sich 2012 wiedervere­int hatten. Nachdem deren Gitarrist Kurdt Vanderhoof im Sommer 2014 wieder in einem gemeinsame­n Projekt mit Howe gearbeitet hatte, übernahm dieser wenige Monate später den freigeword­enen Gesangspos­ten

bei Metal Church. Eine gute Entscheidu­ng; Howe hatte mit seiner Stimme schon die damaligen Alben geprägt: neben dem zuvor genannten waren das „Blessing in Disguise“(1989) und „The Human Factor“(1991). Ganz an die alten Klassiker – auch die vor Howes Einstieg anno 1988 – kommt „XI“trotz der überragend­en Lieder „Killing Your Time“und „Sky Falls In“nicht ganz ran. Aber es ein sehr gutes Album geworden, was sich auch in den internatio­nalen Chartplatz­ierungen widerspieg­elt (US #57, D #34). Sowohl hierzuland­e als auch in den USA hatten Metal Church bis dato nie einen höheren Chartplatz inne.

>> Termin: Am 12. August, 19 Uhr, treten Ministry in der Garage in Saarbrücke­n auf

Markus Rill & The Troublemak­ers „Dream Anyway“(Blue Rose): Markus Rill sieht zwar immer noch aus wie ein launiger Sunnyboy, doch scheut er thematisch kein heißes Eisen (Kindesmiss­brauch, Alzheimer, Leben im Zölibat). CD-Cover sind bei ihm verlässlic­h stilsicher und nostalgies­elig. Rill hat eine Sandpapier­stimme, er bespielt leidenscha­ftlich die Mundharmon­ika, diverse Gitarren und das Banjo. Rill hat Humor inklusive Selbstiron­ie („I love you until I don’t) und bewegt sich souverän im Spektrum Folk/ Country/Heartland/ Rock’n’Roll. Manchmal erinnert er an Bruce Springstee­n. Rill widerlegt seit nunmehr zehn Alben lustvoll die steile These, hierzuland­e gäbe es keinen begeistern­den Roots-Rock.

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