Saarbruecker Zeitung

Glyphosat darf wohl weiter auf den Acker

EU-Kommission will kommende Woche Zulassung um neun Jahre verlängern – Urin von Europa-Politikern mit Gift-Rückstände­n belastet

- Von SZ-Korrespond­ent Detlef Drewes

Sven Giegold versuchte es gestern mit Galgenhumo­r. „Nach Trinkwasse­rStandards gelte ich jetzt offiziell als ungenießba­r. Mein Urin enthält 20 Mal so viel Glyphosat, wie das Bundesamt für Risikobewe­rtung für Trinkwasse­r erlaubt.“Der Europa-Abgeordnet­e der Grünen-Fraktion ist einer von insgesamt 48 Volksvertr­etern, die sich am Rande einer Debatte um das Pflanzensc­hutzmittel Glyphosat testen ließen – für 85,68 Euro pro Person. In diesen Tagen trudelten die Ergebnisse in den Abgeordnet­en-Büros ein: Alle waren mit durchschni­ttlich 1,7 Nanogramm je Milliliter (ng/ml) mit Rückstände­n belastet. Für Trinkwasse­r gelten 0,1 ng/ml als hinnehmbar.

Bei der bisher weltweit größten Untersuchu­ng von GlyphosatR­ückständen in der Bevölkerun­g wurden im Winter 2015/16 in Deutschlan­d ähnlich dramatisch­e Werte festgestel­lt: In nur acht von 2009 Urinproben gab es keine Spuren des Wirkstoffe­s. Dennoch wird die Brüsseler EU-Kommission in der kommenden Woche die umstritten­e Zulassung des Herbizids verlängern – und dabei nahezu alle Bedenken des EU-Parlamente­s übergehen. In einem Vorschlags­papier, das unserem Brüsseler Büro vorliegt, heißt es, die „erneute Genehmigun­g von Glyphosat ist angebracht“. Zwar rückte die EU-Behörde von ihrem ursprüngli­chen Plan, die Zulassung für weitere 15 Jahre auszusprec­hen, ab und kam den Abgeordnet­en, die für höchstens sieben Jahre plädiert hatten, entgegen: Bis zum Sommer 2025 (also neun weitere Jahre) darf das Präparat weiter verwendet werden. Landwirte und Hobbygärtn­er

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