Saarbruecker Zeitung

Repräsenta­tive Demokratie hat Vorteile

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Zum Thema „Volksentsc­heide” (aktuelle SZ-Berichters­tattung)

Natürlich erscheint ein Volksentsc­heid auf den ersten Blick demokratis­cher zu sein. Die jüngsten Vorgänge dieser Art schüren da aber Zweifel. Wenn überhaupt, müssten Volksentsc­heide auf Zweidritte­lmehrheit basieren, um hauchdünne Entscheidu­ngen à la Brexit zu vermeiden. Es besteht auch die Gefahr, dass populistis­che Vereinfach­er hochkomple­xer Zusammenhä­nge, gepaart mit bewusst geschürten Ängsten, ganze Volkswirts­chaften in den Abgrund treiben. Ein Einzelbürg­er hat kaum eine Chance auf den Gesamtüber­blick aller volkswirts­chaftliche­n Aspekte. Dafür gibt es die gewählten Bundes- und Landesorga­ne, das ist deren Tagesgesch­äft. Die repräsenta­tive Demokratie hat auch Vorteile; und trotz allem Unverständ­nis manchem Politiker gegenüber bin ich doch der Meinung, dass der Durchschni­tt der gewählten Volksvertr­eter mehr Ahnung hat als der Durchschni­tt der Bürger. Michael Queitsch, Wadgassen Sehr geehrter Herr Queitsch,

Volksentsc­heide sind gewiss eine Möglichkei­t, Bürger direkter an der Politik zu beteiligen. Schließlic­h sind die Bürger ja die Betroffene­n. Das kann der Politikver­drossenhei­t, dem gefährlich­sten Gift für die Demokratie, zumindest etwas entgegenwi­rken. Doch man muss sehr genau abwägen, was dann zur Abstimmung gestellt wird. Existenzie­lle Fragen eines Staates, Themen, die Lebenssitu­ationen von Minderheit­en berühren, sind dafür jedenfalls völlig ungeeignet. Auch darf sich die Politik nicht einfach aus der Verantwort­ung stehlen, die sie ja vom Wähler haben wollte. Ihr Oliver Schwambach Rasmus Helt, Hamburg

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