PRESSESCHAU
Medien in Europa kritisieren Großbritanniens Ex-Premier Tony Blair und die US-Regierung für ihre Rolle im Irak-Krieg 2003. Die „La Repubblica“sagt dazu:
Es brauchte sieben Jahre, zwölf Bände, mehr als zweieinhalb Millionen Wörter – so viele hat Tolstoi in „Krieg und Frieden“geschrieben –, um endlich festzustellen, dass der von Bush Junior und Tony Blair geführte Krieg im Irak nicht nur unnütz sondern verheerend war. Die titanenhafte Anstrengung der Kommission unter dem Vorsitz von John Chilcot hat eine Wahrheit offenbart, die man schon seit Kriegsbeginn im Jahr 2003 kannte.
Die belgische Zeitung „De Standaard“wurde noch deutlicher:
Dass die Invasion im Irak – als ultimative Antwort auf den Terroranschlag vom 11. September 2001 – eine dramatische militärische und politische Fehlkalkulation war, bestreitet längst niemand mehr, selbst Tony Blair nicht. (...) Er war durchdrungen davon, dass die besondere Beziehung Großbritanniens zu den USA ihm keine andere Wahl lassen würde, als das militärische Abenteuer der Bush-Regierung rückhaltlos zu unterstützen. Er wollte nicht wie Chamberlain sein, der sich 1938 in München nicht gegen Hitler stellte. Darum geht er nun in die Geschichte ein als verblendeter Kriegshetzer.
Medien in Deutschland kommentieren die Queleren in der AfD: „Der neue Tag“(Weiden) meint:
Die rechtspopulitische AfD ist nicht mehr nur ein Sammelbecken für Empörte, Zornige und Enttäuschte. Sie hat die NPD als Sammelbecken für Antisemiten und Rassisten abgelöst. Der AfD und ihrer Führung fehlt offensichtlich die Kraft zur politischen Selbstreinigung. Es ist Zeit, dass der Verfassungsschutz die AfD beobachtet.
Die „Rhein-Neckar-Zeitung“(Heidelberg) zieht eine andere Lehre aus dem Partei-Skandal:
Die so genannten Altparteien haben lange und schmerzhafte Erfahrungen damit gesammelt, was es bedeutet, dicke Bretter zu bohren. Vielleicht rührt aus dieser Erfahrung heraus auch eine gewisse Arroganz – verbunden mit dem Wissen um das eigene Können und um die Naivität der jungen Konkurrenz. Schließlich kommt in den etablierten Parteien niemand nach oben, der nicht Jahre oder Jahrzehnte lang Arbeit an der Basis und in den Gremien geleistet hat. Eine altmodische Haltung? Gewiss. Aber zugleich eine gute Schule für ordentliche, verlässliche Politik.