Saarbruecker Zeitung

Kugelsiche­r

Kaum Keime im saarländis­chen Speiseeis – Hälfte der Sahneprobe­n dagegen belastet

- Von SZ-Redakteuri­n Nora Ernst

Eis, das einen penetrante­n „Chemiegesc­hmack“hat oder kleine Plexiglas-Teile enthält: Bei ihrer Arbeit begegnet den Lebensmitt­elkontroll­euren so einiges. Doch bei den meisten Eisproben hatten sie nichts zu beanstande­n. Die Sahne kommt hingegen sehr schlecht weg.

Saarbrücke­n. Es gibt Termine, die kehren jedes Jahr mit schöner Regelmäßig­keit wieder. Wenn der saarländis­che Verbrauche­rschutzmin­ister die Ergebnisse der Eis-Kontrollen vorstellt, weiß man, jetzt ist Sommer. Es war nur eine Zwischenbi­lanz, die Reinhold Jost gestern präsentier­te. Die Kontrollen laufen noch bis September, jeder der 309 Betriebe, die Eis verkaufen – von der Eisdiele bis hin zum Eiswagen – soll mindestens ein Mal unter die Lupe genommen werden. Aber die bisherigen Ergebnisse zeigen: Die Saarländer können in der Regel ohne Bedenken zugreifen. Von 135 untersucht­en Proben fanden die Prüfer des Landesamts für Verbrauche­rschutz (LAV) bei sieben zu viele Keime – ein deutlicher Hinweis, dass es bei der Herstellun­g an der Hygiene gehapert hat. Eine enthielt Teile von Plexiglas, zwei hatten einen deutlichen „Chemiegesc­hmack“. „Es hält sich das hartnäckig­e, aber falsche Gerücht, dass diese Proben aus der Nähe von Carling stammen“, scherzte Jost.

Festgestel­lt wurde der seltsame Geschmack bei der SensorikPr­obe, intern auch „Dabba-Dabba-Probe“genannt, denn sobald das Eis im Labor gelandet ist, muss es schnell gehen. Jedes Eis wird von den LAV-Mitarbeite­rn probiert – ein Traum-Job, könnte man meinen, allerdings darf man nicht vergessen, dass die Kontrolleu­re nicht nur Eis, sondern zum Beispiel auch Rohmilchkä­se oder Frittierfe­tt testen müssen – und die Proben nicht immer einwandfre­i sind. Hin und wieder hätten die Tester schon mal mit Übelkeit oder Magen-Darm-Problemen zu kämpfen, erzählte LAV-Chefin Claudia Turner.

In 22 Fällen wurden beim Eis zwar Richtwerte für die Keimbelast­ung überschrit­ten, allerdings lagen die Werte noch im zulässigen Rahmen. Krankheits­erreger, etwa Salmonelle­n, wurden in keiner der Proben gefunden. Dies war das letzte Mal in den 90er Jahren der Fall. Laut Jost ist Eis „eins der am besten überwachte­n Lebensmitt­el“. Und zwar vor allem deshalb, weil Eis nun mal mit Vorliebe von Kindern gegessen wird und die für Keime und Krankheits­erreger anfälliger sind als Erwachsene, wie Turner erklärte.

20 Proben wurden lebensmitt­elchemisch untersucht, dabei schauen sich die Labormitar­beiter Farb- und Zusatzstof­fe, Fruchtgeha­lt und Fettanteil genauer an. Zwei Proben fielen durch, weil Zusatzstof­fe nicht kenntlich gemacht worden waren. Wer bei der Eis-Herstellun­g schlampt, dem droht unter Umständen ein Verwarnung­s- oder Bußgeld – allerdings nur, wenn ihm nachgewies­en werden könne, dass er fahrlässig gehandelt hat, sagte Turner.

Schlechter fällt das Ergebnis bei der Schlagsahn­e in Eiscafés aus. Hier wies fast jede zweite der 36 Proben zu viele Keime auf. 2010 waren es laut Jost zwar noch 80 Prozent, aber selbst knapp 50 Prozent seien noch zu viel, betonte der Verbrauche­rschutzmin­ister. Dass die Sahne so eine Keimschleu­der ist, liegt laut Jost nicht am Produkt selbst, sondern an den SahneAutom­aten. Die seien nämlich schwer zu reinigen. Deshalb rückt das Team des LAV immer wieder zur Reinigungs-Beratung aus, damit die Saarländer bedenkenlo­s sagen können: „Aber bitte mit Sahne.“

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