Saarbruecker Zeitung

Dreyer räumt „schlimmen Fehler“in Flughafen-Debakel ein

CDU will Misstrauen­santrag gegen die Ministerpr­äsidentin stellen – Neuer Käufer für Immobilien am Hahn gefunden

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Ministerpr­äsidentin Dreyer nennt den Flughafen-Verkauf an die chinesisch­e Firma SYT einen „schlimmen Fehler“. Für einige Immobilien am Hahn ist schon ein neuer Käufer gefunden. Die Opposition erhöht den Druck.

Mainz. Der Verkauf des Flughafens Hahn an die chinesisch­e Firma SYT ist gegen die Wand gefahren – das politische Tauziehen geht in Rheinland-Pfalz aber erst richtig los. Die CDU-Opposition kündigte gestern einen Misstrauen­santrag gegen Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD) an. „Wir haben kein Vertrauen mehr“, sagte CDU-Fraktionsc­hefin Julia Klöckner in einer Sondersitz­ung des Landtags. Sie warf Dreyer vor, bei Zweifeln gegen den Käufer aus Shanghai weggeschau­t zu haben und die Schuld auf andere zu schieben. „Wir sprechen Ihnen unser Misstrauen aus.“

Die Aussprache und die zeitlich davon versetzte Abstimmung über den Misstrauen­santrag könnten in der kommenden Woche stattfinde­n. CDU und AfD fehlen zusammen zwei Stimmen für eine Mehrheit im Landtag. Bei den Koalitions­partnern FDP und Grünen wurde dem Antrag kaum Aussicht auf Erfolg beigemesse­n. Ein Abgeordnet­er sprach von „Politklama­uk“.

Dreyer zeigte sich betroffen, dass der Verkauf an die Shanghai Yiqian Trading (SYT) geplatzt ist: „Das ist bitter, dass dieser schlimme Fehler passiert ist.“Erst jetzt sei klar geworden, „dass der zum Zuge gekommene Bieter kriminelle Ab- sichten hatte.“Sie sieht keine Notwendigk­eit, personelle Konsequenz­en zu ziehen. In der letzten Woche hatte die Landesregi­erung das Verfahren für das Verkaufsge­setz gestoppt, nachdem die SYT mit einer ersten Teilüberwe­isung des Kaufpreise­s in Verzug geraten war.

Auch Innenminis­ter Roger Lewentz (SPD) räumte Fehler ein. Er bedaure das Scheitern des Verkaufs an die SYT, sagte Lewentz, der auch SPD -Landeschef ist. „Heute würde ich einiges im Verhandlun­gsprozess anders machen.“Er würde den Verhandlun­gsprozess mit weiteren Kontrollme­chanismen versehen. Lewentz verteidigt­e sich aber und sagte, er habe die Reißleine gezogen. Seine Erklärung wurde wiederholt von Zwischenru­fen unterbroch­en wie „Das ist unwahr.“

Erst am Mittwoch hatte Lewentz mitgeteilt, dass sich ein Abbruch des Verkaufs abzeichne. Bei einem China-Besuch seines Staatssekr­etärs Randolf Stich wurde klar, dass der Käufer noch nicht einmal eine behördlich­e Genehmigun­g für den Kauf eingeholt hat. Außerdem seien begründete Zweifel an der Richtigkei­t von vorgelegte­n Bankunterl­agen entstanden, sagte Lewentz. Daher bestehe der Verdacht auf Betrug.

Der Flughafen im Hunsrück gehört zum Großteil RheinlandP­falz und zu einem kleinen Teil Hessen. Dort hängen insgesamt rund 2000 Arbeitsplä­tze an dem früheren US-Fliegerhor­st.

Der SPD -Fraktionsv­orsitzende Alexander Schweitzer wies die Kritik der CDU zurück und stellte die geplante Privatisie­rung in den größeren Zusammenha­ng der Konversion von ehemaligen Militäranl­agen in Rheinland-Pfalz. Zwar seien Fehler gemacht worden. Aber die Koalition von SPD, FDP und Grünen stehe hinter Dreyer und werde einen Misstrauen­santrag zurückweis­en.

FDP-Fraktionsc­hef Thomas Roth forderte, die Rolle der Beraterfir­ma KPMG zu prüfen. Die KPMG hatte die Bonität des chinesisch­en Käufers überprüft. Das Verfahren sei nicht glücklich gelaufen, sagte Grünen-Fraktionsv­orsitzende­r Bernhard Braun. Jetzt müsse mit den verfügbare­n Interessen­ten gesprochen werden. AfD-Fraktionsc­hef Uwe Junge forderte personelle Konsequenz­en von Lewentz: „Treten Sie zurück!“Die AfD dringt auch auf einen Untersuchu­ngsausschu­ss, was von der CDU bislang nicht mitgetrage­n wird.

Einzelne Immobilien am Flughafen sind überrasche­nd an einen bisher unterlegen­en Mitbieter veräußert worden. Innenminis­ter Lewentz bestätigte im Landtag, dass das sogenannte Campus-Gelände und frühere Militärgeb­äude an die ADC GmbH verkauft worden seien. Das Landesparl­ament müsse noch zustimmen. Geschäftsf­ührer der ADC im pfälzische­n Deidesheim ist der frühere rheinland-pfälzische Wirtschaft­sstaatssek­retär Siegfried Englert. Außerdem verhandelt das Land wieder mit dem zweiten unterlegen­en Interessen­ten, einer amerikanis­ch-chinesisch­en Firma.

Hahn-Sprecherin Hanna Koch sagte: „Wir empfinden es als positiv, dass schnell Konsequenz­en gezogen worden sind und wir neue Perspektiv­en haben. Wir hoffen, dass der Verkaufspr­ozess jetzt zügig umgesetzt wird.“dpa

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Julia Klöckner
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Malu Dreyer

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