Saarbruecker Zeitung

Schreibexp­losion in Spiesen-Elversberg

Klaus Brabänder legt mit „Für Eich“einen gelungenen Regional-Krimi vor

- Von SZ-Mitarbeite­rin Christine Hager

Die Inflation an Regionalkr­imis reißt nicht ab. Viele sind nicht viel mehr als halbgare Heimatkund­e. Der Neunkirche­r Klaus Brabänder zeigt, dass sie jedoch auch als Genreform funktionie­ren können.

Saarbrücke­n. Noch ein Regionalkr­imi? Noch ein Regionalkr­imi! Und kein schlechter. Hiesige werden ihn schon deshalb mögen, weil Klaus Brabänder mit viel Liebe zum Detail und zu seiner Heimat authentisc­he Schauplätz­e zeichnet. Bis hin zum tatsächlic­h existieren­den Kneipenwir­t mit allen Stammgäste­n. Der Rest der nach Krimiliter­atur dürstenden Leserepubl­ik darf sich über einen spannenden, gut erzählten, kurzweilig­en Krimi freuen.

Aber der Reihe nach. Die Beerdigung des 87-jährigen stadtbekan­nten Promis und Ex-Showmaster­s Hans Eich, der anschließe­nde Leichensch­maus und die Verlesung des Testaments scheinen so gar nicht als beginnende­r Spannungsb­ogen zu taugen. Ein alter, reicher Mann, der mit seinen TV-Auftritten ein beachtlich­es Vermögen zusammenge­tragen hat, stirbt im Schlaf und verfügt, dass sein Lieblingse­nkel einiges mehr vom Erbe abbekommt als die übrigen Kindeskind­er. Die Reaktion der Benachteil­igten ist verhalten zynisch, zeigt jedoch mitnichten Neid oder Missgunst, die als Mordmotiv dienen könnten,

Klaus Brabänder

sollte sich herausstel­len, dass Eich doch keines natürliche­n Todes starb.

Dann erschütter­t eine Explosion das beschaulic­he Spiesen-Elversberg. Wurde die saarländis­che Gemeinde Ziel eines Terroransc­hlags? Hauptkommi­ssar Joachim Schaum, genannt Josch, vom LKA Saarbrücke­n beginnt seine Ermittlung­en in der Kneipe der Siedlung Am Köppchen in unmittelba­rer Nähe des Tatorts. Auch die Stammgäste beteiligen sich tatkräftig. Bald wird das Opfer der Explosion als Rudi Blechschmi­dt identifizi­ert. Er gehörte zu einem stadtbekan­nten Männerquar­tett, das seit Schulzeite­n unzertrenn­lich war. Als der zweite des Quartetts durch eine Explosion getötet wird und sich herausstel­lt, dass Eich einst Schulleite­r des Gymnasiums war, wo die vier Männer Schüler waren, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Man kann über viele Regionalkr­imis lamentiere­n, sie als halbgare Melange aus Heimatkund­e und Ausflugsti­pp verpönen und daher meiden. „Für Eich“ist ein überzeugen­der Krimi. Dass der gebürtige Neunkirche­r Klaus Brabänder ihn mit authentisc­hen Milieuschi­lderungen und liebens- und schmunzels­werten Dialekt-Kostproben garniert und mit wohldosier­ter Akribie in seiner Heimat verortet, macht ihn nur noch lesenswert­er. Mehr davon!

Klaus Brabänder: Für Eich. Edition Schaumberg, 230 Seiten, 12.80

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