Saarbruecker Zeitung

Und tschüss

Deutsche Nationalma­nnschaft nach 0:2 gegen Frankreich im EM-Halbfinale raus

- Von Holger Schmidt und Jürgen Zelustek (sid)

Es hat nicht sollen sein: Diesmal war der Gastgeber eines großen Turniers Endstation für die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft. Antoine Griezmann schoss Frankreich gestern mit zwei Toren ins Finale.

Marseille. Kurz vor dem großen Ziel Paris sind die deutschen Weltmeiste­r bei der EM gescheiter­t. Nach einem Handspiel des zuvor überragend­en Bastian Schweinste­iger und einem groben Abwehrfehl­er verlor die deutsche Mannschaft ein packendes Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich mit 0:2 (0:1). Antoine Griezmann (45.+2 und 72.) verwandelt­e vor 64 078 Zuschauern in Marseille zunächst den von Schweinste­iger verursacht­en Handelfmet­er. Dann machte er der Hoffnung auf das zweite deutsche Double aus WM und EM nach 1974 mit seinem zweiten Tor ein Ende. In dieser Szene patzten Benedikt Höwedes, Joshua Kimmich, Shkodran Mustafi und Torhüter Manuel Neuer. Frankreich erwartet in seinem dritten EM-Finale nach 1984 und 2000 am Sonntagabe­nd (21 Uhr) Portugal. Die DFB-Auswahl verlor erstmals seit 50 Jahren gegen einen Turniergas­tgeber.

Bis Schweinste­iger im Kopfballdu­ell mit Patrice Evra seinen rechten Arm hochriss und den Ball blockte, hatte die Mannschaft von Bundestrai­ner Joachim Löw das Spiel im Griff gehabt. Nach anfänglich­en Problemen waren die Räume eng, der Ball lief gut, es gab mehrere Chancen, und Schweinste­iger war der stärkste Mann auf dem Platz. Der berechtigt­e Elfmeter, pikanterwe­ise nach dem italienisc­hen EM-Aus gegen Deutschlan­d im Viertelfin­ale vom Italiener Nicola Rizzoli gepfiffen, war ein Schock. Er zwang die Deutschen in die Offensive, Löw zeterte an der Seitenlini­e. In der 61. Minute musste auch noch Abwehrchef Jérôme Boateng verletzt raus. Beim Versuch, einen langen Pass zu schlagen, schmerzte sein rechter Oberschenk­el.

Mit seiner Aufstellun­g hatte Löw überrascht. Dass Schweinste­iger beginnen würde, hatte der Bundestrai­ner verraten, und doch stand beim Anpfiff auch Emre Can auf dem Spielfeld. In seinen bisher sechs Länderspie­len hatte der 22Jährige als Rechtsvert­eidiger gespielt, diesmal sollte er helfen, das Zentrum zu verdichten. Für den gesperrten Mats Hummels spielte Höwedes.

Die deutsche Defensive kam anfangs gewaltig ins Schwimmen. In den ersten Minuten übten die Franzosen enormen Druck aus. Neuer vereitelte einen Rückstand, indem er einen Schuss von Griezmann parierte. Erst nach dieser Szene gelang es der deutschen Mannschaft, das Spiel zu beruhigen. Prompt ergaben sich Gelegenhei­ten: Nach Vorlage Cans verpasste Thomas Müller knapp den Ball (13.), kurz darauf war es der französisc­he Torhüter Hugo Lloris, der einen Linksschus­s von Can nach Vorlage von Özil glänzend parierte.

Die deutsche Mannschaft war jetzt im Spiel. Can und Kimmich bildeten auf der rechten Seite lange ein ordentlich­es Tandem. Der Chef auf dem Spielfeld war jetzt Schweinste­iger, und er prüfte zwischendu­rch in der 25. Minute Lloris mit einem Schlenzer.

Die beste Chance ergab sich dann aber doch für die Franzosen: Olivier Giroud gewann auf Höhe der Mittellini­e ein Kopfballdu­ell mit Boateng und lief auf und davon, verfolgt allein von Höwedes – im letzten Moment klärte der Schalker im Strafraum mit einer herausrage­nden Grätsche (42.).

Die deutsche Mannschaft mühte sich in der zweiten Halbzeit, aber eine Fehlerkett­e nach der Auswechslu­ng von Boateng machte alles zunichte. Mustafi ließ sich von Paul Pogba austanzen, die folgende Flanke erreichte Neuer nur mit den Fingerspit­zen, der Ball fiel Griezmann vor die Füße – 0:2, das Aus war besiegelt.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Jérôme Boateng sitzt auf dem Rasen im Stadion von Marseille und zeigt an, dass es nicht mehr weitergeht. Der deutsche Abwehrchef musste in der zweiten Halbzeit ausgewechs­elt werden.
FOTO: IMAGO Jérôme Boateng sitzt auf dem Rasen im Stadion von Marseille und zeigt an, dass es nicht mehr weitergeht. Der deutsche Abwehrchef musste in der zweiten Halbzeit ausgewechs­elt werden.
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