Saarbruecker Zeitung

Ronaldo träumt weiter von „seinem“Titel

Portugal zum zweiten Mal nach 2004 im EM-Finale – Walisische Mannschaft wird in der Heimat gefeiert – Bale: „Das war noch nicht alles“

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Cristiano Ronaldo war der entscheide­nde Mann beim 2:0-Sieg von Portugal im EM-Halbfinale über Wales. In der Heimat wurde der EM-Debütant um Top-Spieler Gareth Bale trotz des Ausscheide­ns hymnisch gefeiert.

Lyon. Weinen wird Cristiano Ronaldo auf jeden Fall. Nach dem Final-Trauma von 2004 sollen im großen Endspiel von Saint-Denis aber endlich Freudenträ­nen seine ruhmreiche Karriere krönen. Endlich der erste Triumph mit Portugal – noch vor dem im Nationaltr­ikot titellosen Erzrivalen Lionel Messi. „Ich habe immer davon geträumt, mit Portugal etwas zu gewinnen, und jetzt ist es nur einen Schritt entfernt“, sagte der 31-Jährige, der am Sonntag endgültig zum portugiesi­schen Volkshelde­n aufsteigen kann.

Nach dem 2:0 über Wales und

Gareth Bale (links) gab gegen Portugal und Cristiano Ronaldo alles – aber es reichte nicht.

Gareth Bale in Lyon umarmte „Drachentöt­er“Ronaldo, wie ihn der „Telegraph“nannte, glückselig vor dem Teambus Familie und Freunde. In ihrem sechsten Turnierspi­el überzeugte die Selecção endlich auch spielerisc­h und lag zum ersten Mal nach 90 Minuten vorne. Der Kopfball von Ronaldo zum 1:0 in der 50. Minute war sein neuntes Tor bei einer EM – Rekord. Drei Minuten später sorgte Nani für die Entscheidu­ng.

„Träumen kostet nichts, also lasst uns weiter träumen“, sagte Ronaldo zum bevorstehe­nden Finale. Die Auswahl Portugals kam bei großen Turnieren häufig weit, doch zum erträumten Titel reichte es noch nie. Nach der 0:1-Niederlage gegen Griechenla­nd 2004 will Ronaldo nicht noch eine historisch­e Chance ungenutzt verstreich­en lassen. „Ich hoffe, wir sind jetzt dran“, sagte er, „ich bin sehr zuversicht­lich. Alle Spieler verdienen es, ich verdiene es, Portugal verdient es, alle Fans verdienen es.“

Bei den Verlierern gab derweil Gareth Bale mit funkelnden Augen und fester Stimme ganz Wales ein großes Verspreche­n. „Das war noch lange nicht alles. Der Kampf geht weiter“, sprach Bale weit nach Mitternach­t über das Ende des EM-Märchens. „Unser Hunger ist größer als je zuvor. Es tut weh, zu verlieren, die Wunde ist noch frisch. Aber wir wollen uns nun jedes Mal für ein großes Turnier qualifizie­ren.“Immer wieder klopfte sich der 26-Jährige nach dem Schlusspfi­ff vor der eigenen Fan-Kurve auf das Trikot-Wappen mit dem roten Drachen über seinem Herzen und lauschte den Gesängen der begeistern­den Waliser Anhänger.

Bis zum EM-Debüt fehlte Wales seit der WM vor 58 Jahren in Schweden auf internatio­naler Bühne. So lange soll es nicht mit einer Rückkehr dauern. In weniger als zwei Monaten will der Stürmer von Real Madrid die Qualifikat­ion für die WM 2018 in Russland in Angriff nehmen.

In der walisische­n Heimat verfassten die Medien wahre Hymnen. „Du hast einem ganzen Land ein Gespür von Stolz gegeben“, schwärmte „Wales Online“. „Für einen Monat sind wir beschwingt durchs Leben gegangen.“In der WM-Quali heißen die Gegner nun Österreich, Serbien, Irland, Moldau und Georgien. „Früher wären wir in diese Spiele mit Beklemmung gegangen“, analysiert­e die „South Wales Evening Post“. „Das ist vorbei, nach dem, was wir in Frankreich gesehen haben. Wales ist der Favorit in dieser Gruppe.“dpa/sid

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