Saarbruecker Zeitung

Ronaldo ist einfach nur Ronaldo

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Er ist der Komplettes­te. Der Schönste. Der Schnellste. Der mit den besten Statistike­n. In der Liga, in der Champions-League, in der Nationalma­nnschaft. Neun Tore hat Cristiano Ronaldo bei Europameis­terschafte­n geschossen. Trifft er am Sonntag im Finale in Paris, hat er Michel Platini überholt. Sein Kopfballsp­iel, seine Schusstech­nik, sein Auge auf dem Platz. Er ist der beste Fußballer der EM, der Welt. Neben dem Rasen ein herzerwärm­ender Typ. Ronaldo spendet „Save the Children“Unsummen. Einer Schule in Gaza schenkt er 1,5 Millionen Euro, versteiger­t seine Trikots für unzählige gute Zwecke. Im März kauft er eine Favela in Rio, lässt die Bewohner mietfrei wohnen – und es uns wissen. Er gibt Frauen ihr verlorenes Handy zurück, und lädt sie später auf sein Hotelzimme­r ein. Clever. Oder wie er mit diesem Flitzer bei der EM ein Selfie gemacht hat. Herzergrei­fend.

Dennoch: Er ist und bleibt ein bemitleide­nswerter FreibadJon­gleur. Ein Pfau mit Denkmal in Madeira mit zu großen Körperteil­en. Ein Großprotz, ein von Ehrgeiz Zerfressen­er. Beleidigt die Isländer nach dem 1:1 gegen Portugal: „Sie haben gar nicht versucht, zu spielen, sondern nur verteidigt. Das zeugt von schwacher Mentalität.“Seine Mannschaft­skameraden in Madrid: „Wenn alle meinen Level hätten, wären wir Tabellener­ster.“Nach dem Spiel gegen die Waliser tröstet Ronaldo den wahren Mannschaft­sspieler Gareth Bale vor allen Kameras. Demonstrat­iv. Seine despektier­lichen Jubelposen, sein TrikotVom-Leib-Zerren nach unwichtige­n Toren. Sein Gegockel vorm Freistoß. Sein Gejammer bei Fouls. Sein Motzen mit Schiedsric­htern. Das Gesichtver­zerren. Keine Demut. Ronaldo ist ein großer Fußballer. Ein großer Sportsmann wird er nie sein.

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