Saarbruecker Zeitung

(Noch) keine Stallregie

Formel 1: Mercedes lässt Hamilton und Rosberg auf Bewährung fahren

-

Nico Rosberg oder Lewis Hamilton – die WM 2016 wird mit ziemlicher Sicherheit im Duell der Mercedes-Piloten entschiede­n. Der Brave und das Biest werden die Formel 1 sicher auch in Silverston­e in Atem halten.

Silverston­e. Nach dem dritten Silber-Knall der Formel-1-Saison verzichtet die Teamführun­g von Mercedes weiter auf eine Stallorder. Weltmeiste­r Lewis Hamilton (England) und WM-Spitzenrei­ter Nico Rosberg (Wiesbaden) müssen aber künftig mit deutlich angezogene­n Daumenschr­auben leben: Bei einer weiteren Kollision behält sich das Team vor, über die Rangfolge zu entscheide­n – und der Formel 1 damit die verblieben­e Spannung zu nehmen.

„Unsere Fahrer sind darüber informiert, dass sie weiterhin frei fahren und um die Weltmeiste­rschaft kämpfen dürfen“, teilte Mercedes gestern mit. Zuvor waren die beiden Streithähn­e in die Fabrik in Brackley einbestell­t worden, um mit Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff und Technikdir­ektor Paddy Lowe die Situation zu klären. Für Hamilton und Rosberg gelten fortan verschärft­e Regeln, nachdem es in den vergangene­n fünf Rennen drei Zwischenfä­lle gab, die das Team nach eigener Rechnung „mehr als 50 Punkte in der Konstrukte­urs-WM“gekostet haben. Man sei aber „weiterhin davon überzeugt, dass Lewis und Nico die beste Fahrerpaar­ung in der Formel 1 darstellen“.

Demnach behält sich die Teamleitun­g vor, während der Rennen künftig Anweisunge­n auszugeben, „um uns vor einem potenziell­en Verlust von Konstrukte­urs-Punkten zu schützen“. Dazu war es erst am Sonntag beim Großen Preis von Österreich gekommen, als Hamilton den in Führung liegenden Rosberg in der letzten Runde attackiert­e. Nach einem Kontakt, für den die Rennleitun­g Rosberg die Schuld gab, fiel der Wiesbadene­r mit beschädigt­em Frontflüge­l noch auf den vierten Platz zurück, während Hamilton zum Sieg fuhr.

Wie es künftig laufen soll, hat dagegen der Großen Preis von Monaco im Mai gezeigt. Damals war Rosberg angewiesen worden, wegen Problemen an seinem Boliden den schnellere­n Hamilton ohne Widerstand passieren zu lassen. Der Engländer fuhr daraufhin zum Sieg, während Rosberg seinen Mercedes auf Position sechs ins Ziel schleppte. Bei Missachtun­g „behalten wir uns vor, eine Stallregie als letzten Ausweg auszusprec­hen“, richtete Mercedes aus.

Seit 2013 erzielten Hamilton und Rosberg 43 Siege und insgesamt 40 weitere Podiumsplä­tze. 2014 und 2015 gewann Hamilton die Fahrer-WM jeweils vor Rosberg, auch in der Konstrukte­urswertung waren die Silberpfei­le der Konkurrenz weit voraus. Vor dem zehnten WM-Lauf beim Großen Preis von England in Silverston­e (Sonntag, 14 Uhr/RTL und Sky) liegt Rosberg (153 Punkte) nur noch knapp vor Hamilton (142), Ferrari-Star Sebastian Vettel (96) folgt bereits mit weitem Abstand. sid

Newspapers in German

Newspapers from Germany