Saarbruecker Zeitung

Müller und Co. können in Amsterdam die Tickets für Rio buchen

400-Meter-Läuferin hofft auf die Olympia-Qualifikat­ion mit der Staffel – Morgen Vorläufe, Sonntag Finale

- Von SZ-Redaktions­mitglied Michael Aubert

Eine hartnäckig­e Grippe zwang Laura Müller Ende Mai zu einer Zwangspaus­e, die länger als erwartet dauerte und sie zurückwarf. Doch die 20-Jährige hat wieder den Anschluss gefunden und will das bei der EM beweisen.

Saarbrücke­n. Jedes Mal, wenn Laura Müller an diesem Schild an der Hermann-Neuberger Sportschul­e in Saarbrücke­n vorbeigeht, läuft sie ein bisschen schneller. Das Schild, das die Tage bis zum Start der Olympische­n Spiele in Rio herunterzä­hlt, treibt die 400-Meter-Spezialist­in an, gibt ihr einen extra Motivation­sschub. Auch für die Leichtathl­etik-EM in Amsterdam, bei der sie mit Ruth Sophia Spelmeyer, Friederike Möhlenkamp, Lara Hoffmann und Daniela Ferenz in der 4x400-Meter-Staffel „die Olympia-Nominierun­g fix machen“will. Morgen finden die Vorläufe statt, am Sonntag um 18.40 Uhr beginnt das Finale.

Dass die 20-Jährige bei der EM „nur“in der Staffel läuft, nimmt sie sportlich. „Es ist schön, mal nur für das Team zu laufen, da freue ich mich drauf“, sagt sie. Was nicht bedeutet, dass sie ihren Start als Ausflug betrachtet. Im

Bei den deutschen Meistersch­aften in Kassel vor knapp vier Wochen wurde Laura Müller vom LC Rehlingen Dritte.

Gegenteil. „Wir wollen uns fest in den Top 16 der Welt etablieren – und uns zu 100 Prozent für die Olympische­n Spiele qualifizie­ren“, erklärt sie, „und vielleicht auch noch Ruth anfeuern.“Ruth Sophia Spelmeyer ist nach dem Sieg bei den deutschen Meistersch­aften in 52,17 Sekunden und einer 51er Zeit in Regensburg (51,92) die einzige Deutsche, die die 400 Meter in Amsterdam auch im Einzel läuft.

Zeiten, denen Laura Müller in diesem Jahr noch hinterherr­ennt, obwohl sie schon vergangene Saison angedeutet hat, auch unter 52 Sekunden laufen zu können. Doch eine Grippe hat sie fast zwei Wochen außer Gefecht gesetzt. Dass sie sich pünktlich zu den deutschen Meistersch­aften mit dem dritten Platz zurückgeme­ldet hat, war ein erster Schritt zurück, aber auch nicht mehr. „53 Sekunden, das ist auch nicht mein Anspruch“, sagt sie. Auch nicht die 52,7 Sekunden, die sie diese Saison beim Meeting im niederländ­ischen Hengelo lief. Aber durch die Krankheit habe sie länger pausieren müssen als erwartet. Statt einer kurzen Woche hat es zwölf Tage gedauert, „bis ich überhaupt wieder trainieren konnte“.

Dabei dient das Training nur, die Qualen auf der Bahn zu minimieren. Die Distanz über die 400 Meter sind Strapazen pur. Für einen Sprint zu lang, als Ausdauerst­recke zu kurz. Es sei die Mischung, die sie reize, die Kombinatio­n aus Ausdauer, Kraft und Schnelligk­eit. „Im Wettkampf“, erzählt sie, „habe ich immer eine Art Filmriss. Das Rennen fehlt mir dann in der ersten Viertelstu­nde nach dem Zieleinlau­f.“Der innere Kampf zwischen Kopf und Körper – aus dem Gedächtnis gestrichen. Verdrängt, dass die Beine ab etwa 280 Meter nicht mehr gehorchen wollen, weil das Laktat die Muskulatur lähmt. Und doch scheint es ihr zu liegen, jedes Mal aufs Neue an ihre Schmerzgre­nze zu gehen.

Keine Frage: „Die 400 Meter fordern mich total, im Wettkampf wie im Training“, sagt Müller, klingt dabei aber nicht angestreng­t sondern eher noch erwartungs­voll. Es ist keine Distanz, auf die man sich in ein paar Monaten vorbereite­n könne. Die 400 Meter bräuchten Zeit. Viel Zeit. „Es ist ein jahrelange­r Aufbau, den man sich jeden Tag erarbeiten

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