Müller und Co. können in Amsterdam die Tickets für Rio buchen
400-Meter-Läuferin hofft auf die Olympia-Qualifikation mit der Staffel – Morgen Vorläufe, Sonntag Finale
Eine hartnäckige Grippe zwang Laura Müller Ende Mai zu einer Zwangspause, die länger als erwartet dauerte und sie zurückwarf. Doch die 20-Jährige hat wieder den Anschluss gefunden und will das bei der EM beweisen.
Saarbrücken. Jedes Mal, wenn Laura Müller an diesem Schild an der Hermann-Neuberger Sportschule in Saarbrücken vorbeigeht, läuft sie ein bisschen schneller. Das Schild, das die Tage bis zum Start der Olympischen Spiele in Rio herunterzählt, treibt die 400-Meter-Spezialistin an, gibt ihr einen extra Motivationsschub. Auch für die Leichtathletik-EM in Amsterdam, bei der sie mit Ruth Sophia Spelmeyer, Friederike Möhlenkamp, Lara Hoffmann und Daniela Ferenz in der 4x400-Meter-Staffel „die Olympia-Nominierung fix machen“will. Morgen finden die Vorläufe statt, am Sonntag um 18.40 Uhr beginnt das Finale.
Dass die 20-Jährige bei der EM „nur“in der Staffel läuft, nimmt sie sportlich. „Es ist schön, mal nur für das Team zu laufen, da freue ich mich drauf“, sagt sie. Was nicht bedeutet, dass sie ihren Start als Ausflug betrachtet. Im
Bei den deutschen Meisterschaften in Kassel vor knapp vier Wochen wurde Laura Müller vom LC Rehlingen Dritte.
Gegenteil. „Wir wollen uns fest in den Top 16 der Welt etablieren – und uns zu 100 Prozent für die Olympischen Spiele qualifizieren“, erklärt sie, „und vielleicht auch noch Ruth anfeuern.“Ruth Sophia Spelmeyer ist nach dem Sieg bei den deutschen Meisterschaften in 52,17 Sekunden und einer 51er Zeit in Regensburg (51,92) die einzige Deutsche, die die 400 Meter in Amsterdam auch im Einzel läuft.
Zeiten, denen Laura Müller in diesem Jahr noch hinterherrennt, obwohl sie schon vergangene Saison angedeutet hat, auch unter 52 Sekunden laufen zu können. Doch eine Grippe hat sie fast zwei Wochen außer Gefecht gesetzt. Dass sie sich pünktlich zu den deutschen Meisterschaften mit dem dritten Platz zurückgemeldet hat, war ein erster Schritt zurück, aber auch nicht mehr. „53 Sekunden, das ist auch nicht mein Anspruch“, sagt sie. Auch nicht die 52,7 Sekunden, die sie diese Saison beim Meeting im niederländischen Hengelo lief. Aber durch die Krankheit habe sie länger pausieren müssen als erwartet. Statt einer kurzen Woche hat es zwölf Tage gedauert, „bis ich überhaupt wieder trainieren konnte“.
Dabei dient das Training nur, die Qualen auf der Bahn zu minimieren. Die Distanz über die 400 Meter sind Strapazen pur. Für einen Sprint zu lang, als Ausdauerstrecke zu kurz. Es sei die Mischung, die sie reize, die Kombination aus Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit. „Im Wettkampf“, erzählt sie, „habe ich immer eine Art Filmriss. Das Rennen fehlt mir dann in der ersten Viertelstunde nach dem Zieleinlauf.“Der innere Kampf zwischen Kopf und Körper – aus dem Gedächtnis gestrichen. Verdrängt, dass die Beine ab etwa 280 Meter nicht mehr gehorchen wollen, weil das Laktat die Muskulatur lähmt. Und doch scheint es ihr zu liegen, jedes Mal aufs Neue an ihre Schmerzgrenze zu gehen.
Keine Frage: „Die 400 Meter fordern mich total, im Wettkampf wie im Training“, sagt Müller, klingt dabei aber nicht angestrengt sondern eher noch erwartungsvoll. Es ist keine Distanz, auf die man sich in ein paar Monaten vorbereiten könne. Die 400 Meter bräuchten Zeit. Viel Zeit. „Es ist ein jahrelanger Aufbau, den man sich jeden Tag erarbeiten