Saarbruecker Zeitung

Geld sparen beim Hausbau

Eigenleist­ungen senken zwar die Kosten, dafür muss der Bauherr aber Zeit opfern

- Von dpa-Mitarbeite­rin Monika Hillemache­r

Angehende Eigenheimb­esitzer packen auf dem Bau häufig mal selbst an. Mit ihrer eingebrach­ten Arbeit wollen sie Geld sparen. Was aber bringt Eigenleist­ung, und welchen Preis zahlen Bauherren dafür?

Berlin. Wenn Bauherren selbst Hand anlegen, ist der Hauptgrund für die sogenannte Muskelhypo­thek, die Kosten zu drücken. Angesichts der hohen finanziell­en Belastung, die meist mit dem Traum vom Eigenheim einhergeht, ist das keine schlechte Idee: Ein Einfamilie­nhaus kann dadurch durchaus um einen fünfstelli­gen Betrag günstiger werden. Dahinter stecken jedoch Hunderte Stunden Arbeit auf der Baustelle. Zeit, die für Familie, Hobby und Erholung fehlt.

Eine Musterrech­nung des Verbands privater Bauherren (VPB) verdeutlic­ht das Einsparpot­enzial am Beispiel eines Reihenhaus­es mit 140 Quadratmet­ern Wohnfläche. In München können Eigentümer die angesetzte­n Baukosten von 254 000 Euro um rund 19 000 Euro reduzieren, wenn sie eigenhändi­g streichen, gärtnern und tapezieren, anstatt Handwerker zu beauftrage­n. Im preislich günstigere­n Raum Leipzig wurden 216 000 Euro für ein vergleichb­ares Haus angesetzt. Entspreche­nd fällt die Einsparung mit knapp 16 000 Euro geringer aus als in München. Am meisten lässt sich mit arbeitsint­ensiven Tätigkeite­n sparen. Die Wärmedämmu­ng von Dächern gehört ebenso dazu wie Wände streichen oder Böden verlegen.

Während die Zahlen auf den ersten Blick nach viel Geld aussehen, rechnet Raik Säbisch vom VPB Leipzig vor, dass Bauherren dafür 476 Stunden malochen müssen. Umgelegt auf eine 40-Stundenwoc­he entspricht dies drei Monaten, die zusätzlich zum normalen Job geleistet werden müssen.

Zudem brauchen Laien für die Arbeit häufig länger als Profis: „Wer etwas 1000 Mal macht, dem geht das schneller von der Hand als jemandem, der das einmal macht“, sagt Axel Drückler von der Verbrauche­rzentrale Mecklenbur­g-Vorpommern. Er kalkuliert die Ersparnis ausschließ­lich nach Arbeitsauf­wand. Bei Material und Werkzeug zahlen Bauherren häufig sogar drauf, weil Handwerker andere Rabatte bekommen als Einzelkäuf­er.

Kreditgebe­r erkennen Eigenleist­ung als Ersatz für Eigenkapit­al an. „Bis zur Größenordn­ung von 15 000 bis 20 000 Euro oder maximal fünf Prozent der Baukosten akzeptiere­n die meisten Institute den Ansatz von Eigenleist­ungen ohne konkreten Nachweis oder detaillier­te Prüfung“, sagt Christoph Santel, Leiter des in Bielefeld ansässigen Baufinanzi­erungsbera­ters Enderlein. An die Anerkennun­g höherer Summen knüpften die Geldgeber meistens umfangreic­he Bedingunge­n wie Qualifikat­ionsnachwe­ise oder die Bestätigun­g eines baubegleit­enden Architekte­n. Eine detaillier­te Liste mit Stundennac­hweisen fordern die Banken normalerwe­ise ebenfalls.

Jenseits von Arbeit und Finanzen hat Eigenleist­ung einen großen Nachteil: Es gibt keine Gewährleis­tung bei Schäden. Auch nicht wenn diese im Zusammenha­ng mit von Profis ausgeführt­en Gewerken auftauchen. „Baufirmen schließen in Verträgen Gewährleis­tung sehr nachhaltig aus“, warnt Axel Drückler. Tabu sind Arbeiten an Strom und Wasser sowie Statikrele­vante Arbeiten. Ohne Kenntnis von Regeln und Material sollten Bauherren nicht aktiv werden, sonst richten sie womöglich Schäden an, die sie teurer zu stehen kommen als die erhoffte Einsparung.

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FOTO: DPA Eigenleist­ungen können beim Hausbau eine Menge Geld sparen.

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