Saarbruecker Zeitung

Film zeigt die Stärken der Alten im Beruf

Produzenti­n Barbara Wackernage­l-Jacobs beleuchtet die verkannten Fähigkeite­n der Seniorenge­neration

- Von SZ-Redakteur Peter Wagner

Wer im Rentenalte­r ist, mag Ruhe und Fernsehen genießen. Es gibt aber auch Leute jenseits der 60, die im Erwerbsleb­en bleiben. Sie genießen es, zu arbeiten, gebraucht zu werden, Dinge anzustoßen. Barbara Wackernage­lJacobs, früher Politikeri­n, heute Filmproduz­entin, gehört bundesweit zur Speerspitz­e einer Bewegung, die sich für die Potenziale älterer Arbeitnehm­er stark macht.

Saarbrücke­n. Ist es nicht kurios, dass „Älterwerde­n“gern mit negativen Gedanken und Begriffen in Verbindung gebracht wird: mit verödenden Dörfern, auf dem Straßenfes­t trifft man aber überwiegen­d agile 75-Jährige, die auch mal WokGericht­e kochen, im Urlaub auf einen Zweitausen­der wandern und für die Kinder noch ein Gartenhaus bauen wollen. Gern auch noch in der Firma mitschaffe­n.

Barbara Wackernage­l-Jacobs aus Saarbrücke­n gehört zu den größten Fürspreche­rn dieser Menschen, „die mit 50 noch 30 gesunde Jahre vor sich haben“. In Anlehnung an die New Yorker Medizineri­n Linda Fried hat sie „Sputnik Moment“realisiert, ein Film- und Buchprojek­t mit 30 Porträts, in dem es vor positiver Einschätzu­ng des Alterns und des Arbeitens und Gebrauchtw­erdens im Alter nur so strotzt. Ihre Botschaft lautet: Man muss die Älteren allenfalls vor schlechten Arbeitsbed­in- Barbara Wackernage­l-Jacobs

Der 80-jährige Howard Ring (Zweiter von links) arbeitet noch bei Dreharbeit­en der US-Firma Vita Needle mit.

gungen schützen. Und man möge jeden mit Respekt in Rente schicken, der dies wünscht. Man dürfe aber keinen aufs Nichtstun festnageln oder ihm ein schlechtes Gewissen einreden, wenn er sich im Ruhestand nicht ausgelaste­t fühlt. „Arbeit gibt Struktur und Selbstwert­gefühl, sie hält die Menschen in Kontakt, und sie verschafft Einkommen“, sagt die 66-Jährige.

„Sputnik Moment“hat der Filmproduz­entin eine Menge Zuspruch aus der ganzen Republik eingebrach­t: „Sie haben mir einen optimistis­chen Blick aufs Älterwerde­n gegeben“, heißt eine Dankadress­e.

Die Soziologin und Familienth­erapeutin Barbara Wackernage­l-Jacobs, SPD,war von 1990 bis 1999 in der Landespoli­tik, diente unter den Ministerpr­äsidenten Lafontaine und Klimmt als Staatssekr­etärin und Ministerin. Nach dem Regierungs­wechsel zu Peter Müller gründete sie ihre auf Dokumentat­ionen spezialisi­erte Filmfirma „Carpe Diem“(„Nutze den Tag“). Für sie war Weiterarbe­iten selbstvers­tändlich, „denn man braucht doch einen Grund, um morgens aufzustehe­n“. Sie hat noch das Bild ihrer Mutter vor Augen, die gern gearbeitet hätte, für die es sich an der Seite eines erfolgreic­hen Mannes nicht schickte, das zu tun. Der Vater hätte das als Makel empfunden. Dass Arbeit Halt geben kann, hatte er nicht im Sinn.

Barbara Wackernage­l-Jacobs möchte denn auch „so lange wie möglich arbeiten“, „Sputnik Moment“hält sie immer noch in Bewegung, ein nächstes Projekt ist aber schon im Blick: Auf Spurensuch­e nach dem heiligen Wendelin.

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SYMBOLFOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Im Alter die Ruhe genießen – das ist nicht für jeden das Richtige. Manche mögen es lieber gesellig, arbeiten noch, wollen gebraucht werden.
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FOTO: CARPE DIEM
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