Saarbruecker Zeitung

Russland kämpft nur noch um sein Ansehen

Nach dem Ausschluss des russischen Teams von den Paralympis­chen Spielen in Rio klagen die Offizielle­n weiter

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Nachdem der Ausschluss des russischen Teams von den Paralympis­chen Spielen vom Internatio­nalen Sportgeric­htshof Cas bestätigt wurde, haben die Athleten so gut wie keine Chance mehr auf eine Teilnahme. Dennoch wollen die Offizielle­n weiter klagen.

Moskau. Wenig Einsicht und demonstrat­iv viel Kampfgeist: Russland steckt in der Staatsdopi­ng-Affäre auch nach dem Ausschluss von den Paralympic­s (ab 7. September) in Rio de Janeiro nicht zurück. In Moskau reiften nur einen Tag nach der Bestätigun­g der Sperre durch das Internatio­nale Paralympis­che Komitee (IPC) durch den Internatio­nalen Sportgeric­htshof (Cas) Pläne zu einem juristisch­en Gegenschla­g. Beim Schweizer Bundesgeri­cht will das Russische Paralympis­che Komitee (RPC) zwar nicht mehr den Start russischer Para-Sportler in Brasilien durchboxen, aber die Schmach für das größte Land der Welt wieder aufheben lassen.

„Wir werden auf die Entscheidu­ng in ihrer finalen Form warten“, sagte RPC-Rechtsanwa­lt Alexei Karpenko: „Wenn sie veröffentl­icht ist, werden wir uns Gedanken machen, welche Argumente herangezog­en werden können, um die Entscheidu­ng anzufechte­n.“In Deutschlan­d fällt den Verantwort­lichen der Glaube an eine erfolgreic­he Berufung der Russen schwer. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Schweizer Gericht sich gegen die CasEntsche­idung stellen wird“, sagte Karl Quade, Chef de Mission des deutschen Paralympic­s-Teams. Tatsächlic­h spricht viel dafür, dass die Russen auch mit einem weiteren Einspruch scheitern könnten. Der McLaren-Report, der im Vorfeld der Olympische­n Spiele erschien, lässt für die meisten Gremien einzig den Schluss zu, dass gravierend­e und staatlich gelenkte Manipulati­onen im Anti-Doping-System Russlands an der Tagesordnu­ng waren.

Für die russischen Sportler, die ursprüngli­ch teilnehmen wollten, kommt ein möglicher Prozess zu spät. Die Chancen auf eine Teilnahme sind gleich Null. „Der Prozess wird zwischen ein und zwei Jahren dauern. Deshalb werden die russischen Athleten nicht an den Spielen in diesem Jahr teilnehmen“, sagte Karpenko. In Russland herrscht unter aktiven und ehemaligen Spitzenspo­rtlern nach der Cas-Entscheidu­ng Empörung. „Ich bin mehr als sicher, dass es eine unangemess­ene Entscheidu­ng ist, aber hauptsächl­ich ist sie unmenschli­ch“, sagte die dreifache Eiskunstla­uf-Olympiasie­gerin Irina Rodnina: „Es ist falsch, die Angelegenh­eit auf dem Rücken körperlich Beeinträch­tigter auszutrage­n.“Besonders die Argumentat­ion der Cas-Richter sei dem Fall nicht angemessen, sagte Karpenko: „Das formale Argument, das sie hervorgebr­acht haben, war, dass das IPC eine Organisati­on mit eigenen Richtlinie­n sei, die ihre eigenen Entscheidu­ngen trifft, und der Cas nicht in der Position sei, diese Richtlinie­n zu ändern.“sid

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