Saarbruecker Zeitung

142 apokalypti­sche Sekunden

Erdbeben der Stärke 6 richtet in Italien schwere Schäden an – mehr als 120 Tote

- Von SZ-Mitarbeite­r Julius Müller-Meiningen

2009 in L’Aquila, 2012 in Modena. Erneut wird Mittelital­ien von einem schweren Erdbeben erschütter­t. Dutzende Menschen sterben – auch weil das Land aus seinen Naturkatas­trophen nicht lernt.

Amatrice. Die Zeit steht still in Amatrice. Die Zeiger der Uhr am schmalen, mittelalte­rlichen Stadtturm im Zentrum des Städtchens wirken wie erstarrt. Auch jetzt, in der Hektik der Rettungsar­beiten, stehen sie auf 3.38 Uhr. Das war der Zeitpunkt, als am frühen Mittwochmo­rgen die Erde in Mittelital­ien bebte. Genauer gesagt markierte dieser Moment das Ende des mit Stärke 6 schwersten Erdstoßes der ganzen Nacht. 142 apokalypti­sche Sekunden lang bebte der Untergrund und mit ihm Straßen, Häuser und Türme.

Die Folgen dieses Grauens sind vom frühen Morgen an im italienisc­hen Fernsehen zu sehen. Es sind Bilder wie aus einem Krieg. Eingestürz­te Gebäude, Trümmerhau­fen, Staub und verzweifel­te, in warme Wolldecken gehüllte Menschen. Manche stehen vor ihren zu Ruinen eingefalle­nen Wohnhäuser­n, andere laufen immer noch schreiend durch die Straßen. Immer mehr Rettungskr­äfte sieht man auf den Trümmern.

Mehr als 120 Tote wurden bis zum Abend in dem Erdbebenge­biet gezählt, dessen Epizentrum an der Grenze zwischen den Regionen Latium, Marken, Umbrien und Abruzzen lag, in etwa vier Kilometern Tiefe unter dem 500-Einwohner-Dorf Accumoli. Wegen der vielen Vermissten könnte die Zahl der Opfer weiter steigen. Es gibt hunderte Verletzte, Tausende sind wohl obdachlos geworden.

Ein Bild aus Amatrice, dem wohl am meisten bei diesem Beben zerstörte und rund 140 Kilometer

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