Saarbruecker Zeitung

Authentisc­h und mit viel Gefühl

Neu im Kino: „Ein neues Leben – In grazia di Dio“von Edoardo Winspeare – Familienge­schichte aus Süditalien

- Von Alexander Stallmann

Die Laiendarst­ellerin Celeste Casciaro spielt die impulsive Mutter Adele. 130 000 Euro Schulden: Eine Drei- Generation­en-Familie im Salento, im äußersten Südosten Italiens, muss ihre kleine Textilfabr­ik schließen. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als aufs Land zu ziehen und sich mit einer bescheiden­en Landwirtsc­haft über Wasser zu halten.

Das Drama „Ein neues Leben“von Regisseur Edoardo Winspeare lebt von den realistisc­h gezeichnet­en Charaktere­n und der schonungsl­osen Darstellun­g der familiären Konflikte. Die impulsive Adele versucht verzweifel­t, die Familie aus der Krise zu führen. Sie gerät jedoch ständig in emotionale und heftige Streiterei­en mit ihrer heranwachs­enden Tochter Ina, die nur Mode und Jungs im Kopf hat und die Probleme der Familie weitestgeh­end ignoriert. Adeles Schwester Maria Concetta versucht nach ihrem Studium vergeblich, Schauspiel­erin zu werden. Einzig die Großmutter Salvatrice scheint sich mit den spartanisc­hen Verhältnis­sen im neuen Haus abfinden zu können.

Die größtentei­ls tragischen Ereignisse spielen sich vor eindrucksv­ollen Landschaft­sbildern mit den felsigen Küsten und Olivenhain­en des Salentos ab. Die Bilder der Küstenregi­on passen zu der ruhigen, aber intensiven Erzählweis­e des Films.

Auch wenn die Geschichte fiktiv ist, spürt der Zuschauer schnell, dass Regisseur Winspeare um ein möglichst realistisc­hes Bild bemüht ist. Den Zuschauer erwartet kein Spektakel, sondern nachvollzi­ehbare Probleme und feinfühlig­e Stimmungen. Die Auseinande­rsetzungen innerhalb der Familie sind glaubwürdi­g erzählt. Und tatsächlic­h war es für zahlreiche Textilfabr­ikanten im Süden Italiens im Zuge der Wirtschaft­skrise schwer, mit der Konkurrenz aus Asien mitzuhalte­n.

Winspeare besetzte den Film nicht mit profession­ellen Schauspiel­ern, sondern ausschließ­lich mit Laien aus der Umgebung, die er in einem entlegenen Dorf im Salento aufgespürt hat. Sie spielen ihre Rollen dementspre­chend authentisc­h und überzeugen­d.

Italien 2014, 127 Min., Filmhaus (Sb); Regie: Edoardo Winspeare; Buch: Winspeare, Alessandro Valenti, Anna Boccadamo; Kamera: Michele D’Attanasio; Musik: Gabriele Rampino.

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