Saarbruecker Zeitung

„Die Musikfests­piele sind nicht tot“

Das Konzert des „Orchestre National de Lorrain“in Saarbrücke­n

- Von SZ-Mitarbeite­r Helmut Fackler

Ein Orchester aus Lothringen, zwei Chöre aus Korea – ein internatio­nales Konzert unter dem Banner der Musikfests­piele Saar.

Saarbrücke­n. „Die Musikfests­piele Saar sind nicht tot“, freute sich Intendant Robert Leonardy am Mittwochab­end in der Congressha­lle. Mit Emphase präsentier­te er das „Orchestre National de Lorraine“mit Jacques Mercier am Pult und Chören aus Korea zu einem Sonderkonz­ert mit geistliche­r Chormusik. Es war die Vorpremier­e zu zwei Konzerten, mit denen das Orchester am Wochenende beim Festival de la ChaiseDieu (Auvergne) in der Abteikirch­e Saint-Robert gastiert.

Die „Messa di Gloria“des 22jährigen Giacomo Puccini, entstanden vor seinem Kompositio­nsstudium, ist ganz im Stil der später vom Papst verbotenen „Missa solemnis“gehalten. Sie zeigt Einflüsse Verdis und bedient die Klischees der „Italianatà“. Rund 80 Sänger des Goyang Civic Choir und Suncheon Civic Chorale ließen sich von Mercier zu stimmgewal­tigen Fortissimi anfeuern, mit strahlende­n Tenören, profiliert­en Sopranen, profunden Bässen und harmoniefü­llenden Altstimmen. Entspannun­g wurde dem Gehör nur an wenigen leiseren Stellen gegönnt. Mit schlankem Tenor formte Keon-woo Kim seinen Solopart, der Bariton Johannes Kim fügte sich zurückhalt­end in die Instrument­albegleitu­ng ein.

Giuseppe Verdis letzte Kompositio­n, das „Te Deum“aus den „Quattro pezzi sacri“, repräsenti­ert den Spätstil des OpernMeist­ers und zugleich seinen inneren Wandel hin zu einem ethisch basierten Christentu­m. Dynamische Kontraste, Leidenscha­ft, Entsagung: Gesten, in vielen Opern erprobt und nun sublimiert – nicht zum hoffnungsv­ollen Jubel des „In te Domine speravi“, sondern zum demütigen „Non confundar in aeternum“. Mercier inszeniert­e diesen Abgesang feinfühlig.

Der Franzose Florent Schmitt, bei uns weitgehend unbekannt, wird in Frankreich gerade wieder entdeckt. Er verbindet das Erbe der Renaissanc­e mit romantisch­er Kühnheit, in breiter Architektu­r und mit den Neuheiten, die die Musik des beginnende­n 20. Jahrhunder­ts entwickelt­e. Sein Psalm 47 charakteri­sierte dies trefflich. Das „Gloire au Seigneur“wurde mit großem symphonisc­hem Aufwand beleuchtet, der Chor hatte gewaltige Aufgaben. Beruhigend war ein sanftes Sopran-Solo, von Sooyeon Kim mit angenehmem Timbre gestaltet. Unter der kompetente­n Leitung von Jacques Mercier realisiert­e das Orchester die anspruchsv­olle Partitur mit klangliche­r Raffinesse und rhythmisch­er Akkuratess­e. Die Aufführung machte neugierig auf mehr von Florent Schmitt.

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