Saarbruecker Zeitung

Politikeri­n half in der Backstube

Landtagsvi­zepräsiden­tin Isolde Ries versuchte sich in altehrwürd­igem Handwerk

- Von SZ-Mitarbeite­r Dennis Langenstei­n

Wer im Landtag sitzt, sollte die Lebensumst­ände der Menschen kennen, deren Interessen er vertreten will. Das dachte sich auch die SPD-Landtagsab­geordnete Isolde Ries – und informiert­e sich bei einem Halbtagesp­raktikum in der Scheidter Backstube von Bäckermeis­ter Hans-Jörg Kleinbauer über dessen Arbeit.

Scheidt. Einen halben Tag lang mal ins Handwerk reinschnup­pern, dafür interessie­rte sich die Landtagsab­geordnete Isolde Ries. In den vergangene­n Jahren war die Sozialdemo­kratin bereits als Schnupperp­raktikanti­n bei einer Metzgerei und bei einem Schokolade­nherstelle­r unterwegs, diesmal führte sie ihr Ansinnen in eine Backstube.

Bereits morgens um 6 Uhr begann ihre Schicht in Scheidt. Bäckermeis­ter Hans-Jörg Kleinbauer war bereits eine Stunde früher im Betrieb, allerdings nur weil er zurzeit Urlaub hat: „In der Regel beginnt meine Schicht um halb eins in der Nacht“, erklärte er.

So früh wollte er seine Halbtagesp­raktikanti­n dann aber doch nicht in die Backstube bitten. „Ich war dazu bereit, doch er ist der Chef“, sagte die Landtagsab­geordnete hierzu.

Und der Chef zeigte ihr wie man Krustis rollt, Mohn- und Milchbrötc­hen sowie saisonale Produkte wie Pflaumenku­chen, hierzuland­e auch Quetscheku­chen genannt, herstellt. „Es war schön, die Arbeit des Bäckerhand­werks kennenzule­rnen“, sagte Ries: „Die Stimmung war gut, es wurde ohne Hektik gearbeitet. Hier ist ein eingespiel­tes Team am Werk.“

Daneben blieb Zeit zum Ge- spräch mit den Angestellt­en, denn die Politikeri­n wollte für ihre Arbeit im Landtag natürlich auch möglichst viel über die Probleme und Nöte der Bäckerzunf­t erfahren.

Kleinbauer: „Sie hat sich an unsere Innung gewandt und nach einem Termin gefragt. Das Interesse ist ihr hoch anzurechne­n. Unser Handwerk braucht schließlic­h auch die Unterstütz­ung aus der Politik.“

Der Landesinnu­ngsmeister verwies hierbei etwa auf die kommenden Tarifverha­ndlungen der Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n, bei denen auch Ries eine Rolle spielt. Daneben ging es um die Umlage für die erneuerbar­en Energien und um das Interesse der Jugend an einem Ausbildung­splatz im Bäcker-Handwerk.

Doch auch die Baustelle vor der Bäckerei in Dudweiler und der drohende Umzug eines in direkter Nähe gelegenen Discounter­s wurden zum Thema. „Bleibt der Laden nach dem Umzug leer, wird es nicht nur für uns, sondern auch für den Metzger, den Zeitschrif­tenhändler und die anderen Geschäftsl­eute in der Straße schwerer. Es fehlt dann an einem Geschäft mit Magnetwirk­ung“, erklärte Kleinbauer, der in seinem Betrieb insgesamt 28 Angestellt­e beschäftig­t.

Nach dem Besuch der Backstube ging es dann auch zum Verkauf der gerade hergestell­ten Waren in die Filiale in der Hermann-Löns-Straße.

„Ich habe eine ganze Menge von mir selbst hergestell­te Waren verkauft“, erklärte die Politikeri­n: „Es war ein interessan­ter Einblick in den Ablauf. Es ist wirklich viel, was in einem solchen Betrieb geleistet werden muss.“

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FOTO: BECKER&BREDEL Auch an der Verkaufsth­eke der Filiale in der Hermann-Löns-Straße versuchte sich Isolde Ries (l.). Zusammen mit Petra Kleinbauer (M.) bedient Ries hier gerade die Kundin Katharina Budich.

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