Saarbruecker Zeitung

Wenn eine Immobilie hübsch gemacht wird

Vor dem Verkauf statten Home Stager leere Räume geschmackv­oll aus – Makler: Kunden greifen eher zu

- Von dpa-Mitarbeite­rin Melanie Öhlenbach

Häuser, die winzig wirken, weil sie so vollgestel­lt sind, verkaufen sich nicht gut. Oft mangelt es Interessen­ten an der Fantasie, dass daraus ein helles, freundlich­es Heim für die Familie werden kann. Home Staging optimiert das Objekt extra für den Verkauf.

Weyhe. Eine Sitzecke mit Kissen, passendem Beistellti­sch und Leselampe, ein Bild an der Wand und Pflanzen auf der Fensterban­k: Iris Houghton braucht nicht viel, um einen leeren Raum in ein gemütliche­s Wohnzimmer zu verwandeln. Sie ist Home Stagerin. Ihre Mission: eine Immobilie optimal für den Verkauf einzuricht­en. „Home Staging bringt das Potenzial einer Immobilie zum Vorschein und macht ihre Schokolade­nseite sichtbar“, sagt sie.

Bei ihrer Arbeit überlassen Home Stager nichts dem Zufall. Ihr Ziel ist es auch, für den Verkäufer den bestmöglic­hen Preis zu erzielen. Auftraggeb­er sind nicht nur Privatleut­e, Makler und Bauträger, die eine Wohnung oder ein Haus zu veräußern haben. Auch immer mehr Anbieter von Mietwohnun­gen und Gewerberäu­men, Ferienhäus­ern und Wohnungen auf Zeit nutzen die Möglichkei­t, ihre Immobilien optimal zu präsentier­en - und sei es nur für eine Bilderstre­cke auf einem Vermietung­soder Verkaufspo­rtal im Internet.

„Der erste Eindruck entscheide­t oft darüber, ob Interessen­ten eine Immobilie besichtige­n wollen oder nicht“, sagt Sun Jensch vom Immobilien­verband IVD. Gerade bei Bestandsim­mobilien kooperiere­n immer mehr Makler. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass alle Projekte durch profession­elles Home Staging gewinnen und sich innerhalb weniger Wochen oder sogar Tage verkaufen.“

Dass nicht nur die Lage, sondern auch der Wohlfühlfa­ktor für einen Kauf oder eine Vermietung ausschlagg­ebend ist, weiß Houghton aus jahrelange­r Erfahrung. Denn oft falle es Käufern schwer, bei der Besichtigu­ng einer Immobilie abgewohnte Möbel, einen fleckigen Teppich oder einen Riss in der Wand zu ignorieren und leere Räume im Kopf einzuricht­en. „Wir wollen die Fantasie anregen und zeigen, was möglich ist“, erklärt Houghton. Daher richten Home Stager die Räume nicht nach Wünschen der Verkäufer, sondern mit Blick auf die Interessen­ten ein. „Schicke Designermö­bel passen meistens eher in das Loft einer Großstadt, aber nicht immer in das Wohnzimmer eines Einfamilie­nhauses auf dem Land“, erläutert die Expertin.

Die passenden Bilder, Handtücher und Lampenschi­rme entnehmen sie ihrem eigens aufgebaute­n Fundus. Käuflich sind die Möbel und Accessoire­s normalerwe­ise nicht. „Viele Home Stager bieten aber auch ein Redesign an und helfen, die Immobilie nach dem Umzug in ein Zuhause zu verwandeln“, sagt Houghton.

Eine staatlich anerkannte Ausbildung für Home Staging gibt es nicht. Um den passenden Home Stager zu finden, empfiehlt Christina Wellhausen von der Deutschen Gesellscha­ft für Home Staging und Redesign neben der örtlichen Nähe und der persönlich­en Sympathie auf Referenzen und Arbeitspro­ben zu achten. Erfahrungs­gemäß kalkuliert­en Berater mit ein bis drei Prozent des Immobilien­preises. Bei einer aufgerufen­en Summe von 100 000 Euro kann die Objekt-Inszenieru­ng also zwischen 1000 und 3000 Euro kosten. Das Honorar ist auch im Fall eines Nicht-Verkaufs fällig, denn eine Erfolgsgar­antie gibt es nicht.

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FOTO: JOHN HOUGHTON Home Stager verändern ein Zimmer mit Blick auf die möglichen Käufer.

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