Saarbruecker Zeitung

Die Analyse

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verordnete Austerität zu finden. Das Südländer-Projekt scheiterte damals kläglich. Italiens Regierungs­chef Matteo Renzi und Frankreich­s Präsident François Hollande sagten ihm, er solle erst Ordnung im eigenen Haus schaffen. Die Zeiten haben sich aber geändert. Der Ex-Revolution­är Tsipras sei „gezähmt“, sagte ein Diplomat im Vorfeld.

Das Klima in Athen war denn auch herzlich. Neben Hollande und Renzi kamen der portugiesi­sche Regierungs­chef António Costa sowie die Regierungs­chefs Zyperns und Maltas, Nikos Anastasiad­es und Joseph Muscat. Der Interimsre­gierungsch­ef Spaniens, der Konservati­ve, Mariano Rajoy, sagte dagegen ab. Für ihn kam ein Staatssekr­etär. Deutschlan­ds Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble nannte den Gipfel gestern denn auch ein „sozialisti­sches Parteiführ­ertreffen“. Und dabei komme „meistens nicht so furchtbar viel Kluges raus“.

Tsipras, Hollande, Renzi und Co. verbindet eine gemeinsame Sorge: Sie brauchen dringend Maßnahmen, die Arbeitsplä­tze schaffen. Sie alle müssen mit schlechten Umfrageerg­ebnissen umgehen. Hollande sieht mit Bangen der Präsidents­chaftswahl im kommenden Jahr entgegen. Er kann die Rolle des Anführers der Südstaaten der EU gut gebrauchen. Tsipras kann mit dieser Konferenz für kurze Zeit von den neuen Rentenkürz­ungen und Steuererhö­hungen ablenken, die die Griechen zum Verzweifel­n bringen. Und der Italiener Matteo Renzi wurde sogar emotional: Europa könne eine „sanfte Kraft“sein. Dies könne aber nicht auf der Grundlage der Bürokratie und der Austerität stattfinde­n.

Das Problem: Die Südstaaten haben selbst kein Geld, um die Wirtschaft anzukurbel­n. Demnach sind alle diese Wünsche abhängig vom Willen der Nordstaate­n. Somit blickten alle doch mit großer Spannung auf den Sondergipf­el der EU in Bratislava.

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