Saarbruecker Zeitung

Ohrfeige für die Kanzlerin

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die AfD hat bei einer Landtagswa­hl erstmals mehr Stimmen erhalten als die CDU – und das ausgerechn­et in Mecklenbur­gVorpommer­n. In mehrfacher Hinsicht ist und bleibt das Ergebnis vom vergangene­n Sonntag eine politische Ohrfeige für Angela Merkel. Liegt doch der Wahlkreis der CDU-Vorsitzend­en hier im Nordosten. Im Wahlkampf ging es vor allem um ihre Flüchtling­spolitik und deren Folgen. Der Erfolg der AfD ist damit vor allem eine Niederlage für die Kanzlerin. Dass es an der ostdeutsch­en Küste und deren Hinterland kaum Flüchtling­e und damit auch nur wenige Probleme gibt, hat dies nicht verhindert. Die Realität wird anders wahrgenomm­en. Ängste und Abschottun­gstendenze­n treiben viele Wähler um.

Der früher sehr populären Kanzlerin fällt es immer schwerer, breite Wählerschi­chten für sich und ihre Partei zu begeistern. Bei ihrem zentralen Schicksals­thema findet sie nur noch bei den Grünen ungeteilte Zustimmung. Der versteckte und offene Unmut in der eigenen Partei dürfte wieder größer werden. Immer häufiger wird der Vergleich mit ihrem Vorgänger Gerhard Schröder bemüht. Er verlor durch die Agenda 2010 und Hartz IV die eigene Partei und viele Wähler. Linke und WASG konnten seinerzeit davon profitiere­n. Doch Mecklenbur­gVorpommer­n ist nicht Nordrhein-Westfalen – und Angela Merkel ist nicht Gerhard Schröder. Trotz der Querelen in der Union bleibt sie – anders als Schröder – kühl, besonnen und meist auch handlungsf­ähig.

Geschlosse­nheit, Glaubwürdi­gkeit, klare Positionen und die Befähigung viele Menschen mitzunehme­n gehören zu Erfolgsfak­toren bei einer Wahl. Hier können alle Parteien noch zulegen. In diesem Sinne ein schönes Wochenende

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