Saarbruecker Zeitung

„Er war ein wunderbare­r Vater“

Tochter von Grusel-Star Vincent Price kommt nach Saarbrücke­n

- Von SZ-Redakteur Tobias Kessler

„Die Fliege“, „Das Pendel des Todes“, „Die Maske des roten Todes“: Schauspiel­er Vincent Price (1911-1993) ist eine Ikone des Gruselfilm­s. Ein Saarbrücke­r Festival widmet sich dem schillernd­en Darsteller, der auch Kunst sammelte und Kochbücher schrieb. Gast der Festivals ist seine Tochter Victoria Price.

Saarbrücke­n. Ein bunter Vogel war er, ein Fein- und Freigeist, ein Freund der schönen Künste, der guten Küche – und eine Legende des Gruselkino­s: Vincent Price (19111993) hat in seiner langen Karriere wohl noch finsterer dreingesch­aut und noch mehr Filmpartne­r ins Jenseits geschubst als Kollegen wie Christophe­r Lee, Peter Cushing oder Boris Karloff. Da- bei schwang bei Price meist Ironie mit – nicht zuletzt in den legendären, wunderbar bunten Edgar-Allen-Poe-Verfilmung­en in den 1960er Jahren. Kein Wunder, dass Michael Jackson ihn engagierte, als er für „Thriller“einen Erzähler mit gravitätis­chem Grusel in der Stimme brauchte.

Jackson war einer seiner vielen Fans – der Saarbrücke­r Jörg Mathieu ist ein anderer. Er gibt das ambitionie­rte, sehr gelungene Magazin „35 Millimeter“heraus, das sich der frühen Filmgeschi­chte bis 1965 widmet; seine Verehrung für Price Victoria Price ist so groß, dass er seinem Sohn den Namen Vincent gab und dem Schauspiel­er nun die zweite Ausgabe seines „Cinefonie“Festivals widmet (das Debüt lief vor einem Jahr): Am Samstag und Sonntag, 17. und 18. September, sind mehrere Filme mit Vincent Price im Saarbrücke­r Filmhaus zu sehen – und als besonderer Gast ist Victoria Price geladen, die 54-jährige Tochter.

Sie hat ein liebevolle­s, aber unsentimen­tales Buch über den Vater geschriebe­n („A daughter’s biography“), arbeitet nach einem Kunstgesch­ichtsstudi­um als Innenarchi­tektin in Santa Fé und besucht seit einigen Jahren Filmfestiv­als, um über das Leben ihres Vaters zu sprechen – und seine Karriere, die stets mit Horror assoziiert wird, obwohl Price auch in anderen Genres spielte. Die Wende zum Grusel war nicht freiwillig, wie Victoria Price der SZ erzählt, andere Rollen wurden seltener. „Er war dankbar, dass er im Horrorfilm eine ganz neue Generation von Fans fand.“

Price war aber weit mehr als ein Gruseldars­teller: „Nichts hat ihn mehr interessie­rt als die Bildende Kunst.“Schließlic­h hatte er Kunstgesch­ichte studiert, sammelte selber Kunst und gründete das „Vincent Price Art Museum“in Los Angeles; es besteht bis heute, die Tochter ist im Vorstand. Auch das Kochen war eine Leidenscha­ft des Darsteller­s, er gab Kochbücher heraus und hatte 1971 eine eigene Brutzel-Sendung im britischen Fernsehen.

Als Jugendlich­e war Victoria Price bei Dreharbeit­en dabei, etwa 1973 bei „Theater des Grauens“, einer vergnüglic­hen Gruselfarc­e, in der ein Bühnenmime seine hämischen Kritiker meuchelt – inspiriert von Morden in Shakespear­e-Stücken. Bei den Dreharbeit­en lernte der Vater die Darsteller­in Coral Browne kennen, sie wurde seine dritte (und letzte Gattin), er verließ für sie Frau und Tochter. „Es war seine größte Sorge, dass die Trennung unsere Beziehung zerstört“, sagt Price. Sie hielt, denn „er war ein wunderbare­r Vater“.

Victoria Price ist selbst kein HorrorFan – ihr Lieblingsw­erk des Vaters ist der Otto-PremingerF­ilm „Laura“(1944), in dem er einen windigen Gigolo spielt; doch Horror-Convention­s und Festivals schätzt sie mittlerwei­le sehr: „Die Fans sorgen dafür, dass mein Vater nicht vergessen wird. Sie verstehen, wer er war – seinen Humor, seine Neugier und Freude.“Als späte Trauerarbe­it will Price ihre Vortragsre­isen nicht verstanden wissen. „Aber das Andenken an jemanden, den man geliebt hat, mit Menschen zu teilen, die ihn auch lieben, ist ein Geschenk“.

victoriapr­ice.com vincentpri­ce.com

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