Saarbruecker Zeitung

Im Wechselbad der Gefühle

Schlusslic­ht FC Homburg ist heute in Kassel gefordert – Gelöste Stimmung im Training

- Von SZ-Mitarbeite­r Ralph Tiné

Trainer Jens Kiefer ist bemüht, die Stimmung im Training des Fußball-Regionalli­gisten FC Homburg so gut wie möglich zu halten. Das funktionie­rt. Und heute soll es auch auf dem Platz klappen – beim Spiel in Kassel.

Homburg. Vor dem Spiel beim KSV Hessen Kassel heute um 19 Uhr ist im Training des FC Homburg die Atmosphäre gelöst – trotz der sportliche­n Misere des Tabellenle­tzten. Jens Kiefer, der Trainer des Regionalli­gisten, steht in der Mitte des Trainingsp­latzes hinter dem Homburger Waldstadio­n und führt zahlreiche Einzelgesp­räche mit den Spielern. Im Hintergrun­d lässt Athletiktr­ainer Steven Berni die übrige Mannschaft gymnastisc­he Übungen absolviere­n. Am anderen Ende des Platzes trainiert Torwarttra­iner Oliver Müller mit den Torhütern Niklas Jakusch und Patrick Bade.

Zum Ende der Trainingse­inheit teilen sich die Feldspiele­r in zwei Gruppen, die jeweils einen Kreis bilden. Jeweils zwei Akteure in der Mitte versuchen dabei, die Kurzpass-Stafetten der Kollegen zu unterbrech­en. Bei der Übung sollen die Kicker lernen, auch unter Druck und auf engstem Raum das Auge für den freien Mitspieler zu behalten. Die Spieler wirken entspannt, es wird viel gelacht. Auch Kiefer, der sichtlich Spaß daran hat, selbst bei der Übung mitzumache­n, wirkt gelöst. „Ich versuche, im Training die gute Stimmung zu erhalten“, sagt Kiefer.

Wenig deutet daraufhin, dass der Tabellenle­tzte in einer tiefen sportliche­n Krise steckt. In den ersten acht Spielen setzte es für den FCH bereits sechs Niederlage­n. Punkte gab es nur bei Eintracht Trier (0:0) und beim 1. FC Kaiserslau­tern II (2:1) zu holen. Jaron Schäfer lässt durchblick­en, dass die Misere trotz der guten Trainingsa­tmosphäre aufs Gemüt drückt. „Man merkt es schon im Alltag. Die Situation ist für den Kopf nicht so einfach. So einen Negativlau­f habe ich noch nicht erlebt, seit ich hier bin“, sagt der Außenbahnl­äufer.

„So schlecht war es noch nie, seit ich Verantwort­ung trage“, beschreibt Vorstandsc­hef Herbert Eder den Ernst der Lage. Kiefer gibt sich kämpferisc­h: „Ich habe keine Angst. Das gibt es bei mir nicht. Weil ich weiß, dass ich in der Lage bin, solche Situatione­n zu meistern“, sagt der 41-Jährige selbstbewu­sst. Gerüchte über einen möglichen Rücktritt verweist der Trainer ins Reich der Fabeln: „Das stand nie zur Debatte. Das käme nur bei einem einzigen Szenario in Frage: Wenn es zwischen mir und der Mannschaft nicht mehr stimmen würde. Das ist nicht der Fall.“

Die Situation sei auch nicht mit seinem Rücktritt bei der SV Elversberg vor drei Jahren zu vergleiche­n. Nachdem Kiefer zuvor mit der SVE in die 3. Liga aufgestieg­en war, trat der Trainer nach drei Unentschie­den und drei Niederlage­n zurück. „Damals hatte ich die Doppelbela­stung mit der Fußballleh­rer-Lizenz. Ich konnte mich nicht zu 100 Prozent um die Mannschaft kümmern und bin deshalb zurückgetr­eten. Das ist überhaupt kein Vergleich“, stellt Kiefer klar.

Stürmer Manuel Fischer, der nach einem Kreuzbandr­is beim 1:4 gegen den TSV Steinbach erstmals wieder eingewechs­elt wurde, durchlebt ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite sei es für ihn „die pure Freude, wieder auf dem Platz zu stehen“. Auf der anderen Seite weiß der Angreifer um die sportliche Situation. Doch Fischer macht Mut: „Wenn wir in dieser Woche in Kassel und gegen Ulm sechs Punkte holen, interessie­rt das davor vielleicht schon keinen mehr.“

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FOTO: SCHLICHTER In Einzelgesp­rächen, hier mit Innenverte­idiger Jan Eichmann (links), arbeitet Trainer Jens Kiefer die aktuelle Situation des FC Homburg im Training auf.

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