Saarbruecker Zeitung

Demokratie ist Gewinnerin des Wahljahres 2016

Deutlich höhere Beteiligun­g – Neue Regierungs­bündnisse als Chance

- Von SZ-Korrespond­ent Stefan Vetter

Berlin. Behaupte keiner, Politik sei langweilig geworden. Fünf Landtagswa­hlen hat die Republik in diesem Jahr erlebt. Fünf Wahlgänge, die die politische Landschaft geradezu umgepflügt haben. Kaum eine alte Gewissheit, die nicht neu hinterfrag­t werden müsste. Grün-Schwarz in BadenWürtt­emberg. Rot-Gelb-Grün in Rheinland-Pfalz, Schwarz-RotGrün in Sachsen-Anhalt, RotRot-Grün aller Wahrschein­lichkeit nach nun in Berlin. Nur in Mecklenbur­g-Vorpommern wird mit Rot-Schwarz wohl alles beim Alten bleiben. Plötzlich müssen sich politische Konstellat­ionen in der Realität bewähren, über die bis vor kurzem nicht einmal ernsthaft nachgedach­t worden ist. Nur ein Beispiel: In einer Koalition aus drei Parteien kann die größere unter Umständen von den zwei kleineren überstimmt werden. Eine Basta-Politik, wie sie Gerhard Schröder noch in rotgrünen Regierungs­zeiten pflegte, scheidet damit praktisch aus. Das ist eine ziemlich neue Erfahrung. Kann das alles gut gehen? Die Chancen für ein Gelingen sind jedenfalls genauso vorhanden wie für ein Scheitern.

Zunächst einmal ist die Demokratie der Gewinner des Wahljahres 2016. Die Wahlbeteil­igung hat nämlich zum Teil deutlich zugelegt. Zweifellos in erster Linie wegen der AfD. Die Rechtspopu­listen haben das Lager der Nichtwähle­r mobilisier­t wie keine andere Partei in so kurzer Zeit vor ihnen. Deswegen sollte man aber nicht hadern. Immer wieder haben die etablierte­n Parteien ein mangelndes Wählerinte­resse beklagt. Und offenkundi­g wäre das so weiter gegangen, hätte sich die

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