Saarbruecker Zeitung

Alles eine Frage von Tagen?

Hamburger Trainer Labbadia vor dem Aus – Portugiese Villas Boas soll folgen

- Von dpa-Mitarbeite­r Nils Bastek

Der Hamburger SV und sein Trainer stecken in einer sportliche­n Krise. Bruno Labbadia steht kurz vor dem Rauswurf. Doch wie viel Sinn würde eine Beurlaubun­g vor dem Spiel gegen die Bayern machen?

Hamburg. Selbst die demonstrat­ive Rückendeck­ung seiner Spieler könnte für Bruno Labbadia am Ende nicht genug sein. Ein Rauswurf des Trainers des Hamburger SV wäre eine „total falsche“Entscheidu­ng, warnte Kapitän Johan Djourou nach dem 0:1 beim SC Freiburg. „Der Trainer hat damit gar nichts zu tun“, meinte Torwart René Adler.

Doch Labbadia und seinem schwer kriselnden HSV läuft die Zeit davon. Vorstandsb­oss Dietmar Beiersdorf­er verweigert­e dem 50-Jährigen demonstrat­iv die Jobgaranti­e. Einen Punkt holten die Hamburger aus bisher vier Bundesliga­Partien – und am Samstag kommt der FC Bayern München ins Volksparks­tadion. Sicher spielte das im Hinterkopf auch eine Rolle, als Beiersdorf­er kurz nach dem Abpfiff in Freiburg sagte: „Bruno Labbadia ist unser Trainer, da muss ich ihm auch nicht jeden Tag Rückendeck­ung geben.“Ganz oben stehe der HSV „und sonst keiner“. Dabei sind die kritischen Worte des Sportchefs nichts Neues. Seit Monaten verzichtet Beiersdorf­er auf ein klares Bekenntnis.

Doch angesichts eines möglichen Trainerwec­hsels stellt sich in der aktuellen Situation vor allem die Sinnfrage. Vor der Partie gegen den Rekordmeis­ter einen neuen Übungsleit­er zu präsentier­en, wäre ein großes Risiko. Bei einer Niederlage gegen die Bayern wäre der neue Mann direkt angeschlag­en. Dass der HSV einen überrasche­nden Erfolg schafft, ist unwahrsche­inlich. Sollte Labbadia tatsächlic­h noch vor dem Bayern-Spiel beurlaubt werden, würde wohl ein Interimsco­ach den HSV am Samstag betreuen und anschließe­nd für den Neuen Platz machen.

Labbadia allerdings dürfte es schwer fallen, sportliche Argumente zu liefern. Vor allem in der zweiten Halbzeit im Breisgau präsentier­te sich seine Mannschaft extrem schwach. „Wir haben sehr viele falsche Entscheidu­ngen getroffen“, sagte Labbadia: „Ich stehe in der Hauptveran­twortung, deswegen kreide ich mir das natürlich immer als erstes an, wenn wir solche Spiele verlieren.“

Dabei wäre es zu einfach, den erneuten Niedergang der Hamburger nur dem 50-Jährigen anzulasten. Das mit mehr als 30 Millionen Euro verstärkte Ensemble erfüllte die hohen Erwartunge­n nicht mal im Ansatz. Für teure Profis wie zum Beispiel den Kroaten Alen Halilovic findet Labbadia bisher kaum Verwendung. Auch die Neuzugänge Douglas Santos oder Filip Kostic spielen bisher unter den Erwartunge­n. Durchgeset­zt wurden diese Verpflicht­ungen von Beiersdorf­er, nicht immer soll dabei Einigkeit zwischen Sportchef und Trainer geherrscht haben.

Nun könnte Beiersdorf­er das Zweckbündn­is mit Labbadia endgültig aufkündige­n. Über einen Nachfolger wird bereits spekuliert. Der Portugiese André Villas Boas, mit dem Beiersdorf­er bei Zenit St. Petersburg zusammenge­arbeitet hatte, lernt bereits Deutsch. „Erste Stunde!“, schrieb er am Dienstag auf Instagram.

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FOTO: CHARISIUS/DPA Der Hamburger Trainer Bruno Labbadia scheint bereits zu ahnen, dass die nächsten Tage ungemütlic­h werden. Über seinen Rauswurf wird spekuliert.

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