Science-Fiction der anderen Art
Neu im Kino: „The Visit“von Michael Madsen – Eine sperrige Doku über den Erstkontakt mit Außerirdischen
Wie würde sie aussehen, die erste Begegnung zwischen Außerirdischen und Menschen? Der Film „The Visit“vom dänischen Dokumentaristen Michael Madsen erzählt von der Landung eines außerirdischen Raumschiffs auf unserem Planeten. Wer jetzt allerdings kleine graue Männchen à la Akte X erwartet, wird herbe enttäuscht. „The Visit“beschreibt nur das Szenario einer ersten Kontaktaufnahme als Gedankenexperiment. Dabei kommen Vertreter von Uno, Nasa und Militär zu Wort, ebenso wie Astrophysiker, Soziologen und Weltraumtechniker. Auf der Basis von „was wäre wenn“werden sie zu Möglichkeiten des Erstkontakts befragt. Dabei spielen die Experten eine Befragung der Aliens durch. „Was macht dich glücklich?“und „Warum bist du hier?“sind nur einige Fragen, die sie an die Besucher stellen würden.
Antwort darauf gibt es allerdings Forscher John Rummel beschäftigt sich mit planetarem Schutz. nicht. Vielmehr geraten die Forscher ins Grübeln, wie wir uns angesichts dieses unglaublichen Szenarios verhalten würden. Was würde man der Öffentlichkeit sagen? Wie verhindert man eine Panik? Diese Fragen führen wiederum zu dem Schluss, dass sich einige Staaten bedroht fühlen könnten. Die Unwissenheit über die extraterrestrischen Besucher könnte Misstrauen schüren. Der Film zeigt: Mutmaßungen über außerirdisches Leben basieren nur auf allzu Menschlichem. So ist „The Visit“auch eine Dokumentation über die eigene Geschichte und was wir als menschlich erachten.
Die drögen Monologe einzelner Sprecher, die verschiedene Szenarien theoretisch durchspielen, lässt den Zuschauer allerdings zunehmend ungeduldig werden. Dazu tragen auch die Szenen in Zeitlupe bei. „The Visit“will auch nicht so richtig in das Science-Fiction-Genre passen: keine fliegenden Untertassen, keine Aliens, keine Action. Andersartig ist der Film auch deshalb, weil er etwas zu dokumentieren versucht, was so nie stattgefunden hat. Für Theoretiker ein Fest, für den Otto-NormalZuschauer sehr lange 83 Minuten. Wer bis zum Ende durchhält, bemerkt: Die Doku gibt mehr Antworten auf Fragen der menschlichen Existenz als auf extraterrestrisches Leben. Damit lässt sie den geneigten Zuschauer die Welt mit anderen Augen sehen. (Dänemark u.a. 2015, 83 Min., Filmhaus (Sb); Regie: Michael Madsen)