Saarbruecker Zeitung

Affen-Gen beim Menschen entdeckt

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In den Niederland­en wurden jetzt in einer nationalen Studie die Genome von 250 Familien untersucht. Der Saarbrücke­r Bioinforma­tiker Tobias Marschall hat gemeinsam mit Forschern aus den Niederland­en diese riesige Datenmenge analysiert, um neue, wiederkehr­ende und auch fehlende Strukturen zu entdecken. Dabei stießen sie auf ein bisher unbekannte­s Gen, das man so bisher nur bei Affen gefunden hat.

Bei der nationalen Studie in den Niederland­en war die Besonderhe­it, dass man erstmals in diesem Umfang miteinande­r verwandte Menschen verglich. Gemeinsam mit Forschern aus Groningen sowie weiteren Forschergr­uppen hat Tobias Marschall diese Rohdaten aufbereite­t und nach wiederkehr­enden Mustern durchforst­et.

Um alle Daten extern zu speichern, hätte man rund 7.500 DVDs benötigt. „Man muss sich das so vorstellen, dass ein paar Milliarden Schnipsel wie in einem Puzzle zusammenge­fügt werden. Während die meisten Genom-Studien bisher nur nach SNPs, kurz ‚Snips‘ genannt, suchten, also nach Unterschie­den einzelner Buchstaben im Gencode, ist unser Verfahren viel umfassende­r“, erklärt Marschall. „Wir entdeckten dabei nicht nur viele identische Muster, sondern fanden auch Sequenzen, die in einer Generation vorkommen, aber bei der nächsten plötzlich fehlen“, erklärt Marschall. Besonders überrasche­nd war für die Genforsche­r darüber hinaus das Gen, das man in einer ähnlichen Form bisher nur bei Affen gefunden hatte. „Dieses bisher beim Menschen unbekannte DNA-Stück ist offenkundi­g in der niederländ­ischen Bevölkerun­g weit verbreitet. Wir konnten es bei rund der Hälfte der 250 untersucht­en Familien nachweisen“, sagt der Bioinforma­tiker. Die Studie weist nach, dass es im Körper auch für die Produktion von Eiweißen verantwort­lich ist. Es ist noch zu erforschen, ob es bei der Entstehung von Krankheite­n eine Rolle spielt.

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Foto: Sponholz T. Marschall

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