Streit um Dino-Park im Saarland beendet
Der Investor zahlt sofort fast alle Pachtschulden. Das Land sieht nun Chancen für eine Steigerung der Attraktivität des Dino-Parks.
Reden (ce) Der Dinopark-Betreiber „Gondwana Invest“wird seine Pachtschulden voll begleichen. Das teilte Wirtschafts-Staatssekretär Jürgen Barke (SPD) der SZ mit. Das Land habe bereits fast 1,3 Millionen Euro erhalten, 350 000 Euro würden gestundet. Die außergerichtliche Vereinbarung beendet einen mehrjährigen Konflikt. Sie garantiert nach Angaben Barkes die Weiterexistenz des Parks in Reden.
SAARBRÜCKEN Der Druck im Kessel war gewaltig. Denn beide Parteien hatten viel zu verlieren. Die Investoren Matthias Michael Kuhl und Klaus-Peter Hillebrand, die seit 2008 in Reden den mehrfach von der Schließung bedrohten Gondwana-Urzeit-Erlebnispark betreiben, kämpften um ihr Privatvermögen. Das SPD-geführte Wirtschaftsministerium darum, die von Gondwana Invest nicht mehr gezahlten Pachtzahlungen – bis dato rund 1,65 Millionen Euro – zurückzukriegen, ohne eine DinoPark-Ruine und einen Skandal um eine fehlgeschlagene Strukturwandel-Strategie zu riskieren. Nun scheint das Einigungs- und Verhandlungs-Kunststück gelungen. Wie das Wirtschaftsministerium der SZ auf Nachfrage mitteilt, wurde am 23. Januar eine „Vereinbarung über neue Zahlungsfristen und Zahlungsmodalitäten“getroffen, die die Interessen beider Parteien ausbalanciert.
Gondwana Invest hat laut Ministeriums-Aussage folgender Lösung zugestimmt: Der Löwenanteil der Pachtschulden (1,3 Millionen Euro) wird umgehend gezahlt – es ist dies die Summe, die bis Februar 2016 aufgelaufen war und über die das Land bereits einen erfolgreichen Rechtsstreit geführt hatte. Außerdem soll ab April wieder die monatliche Pacht von rund 31 000 Euro fließen. Im Gegenzug lässt sich das Land auf eine Stundungsregelung für die seit dem Urteil hinzugekommenen Mietkosten (rund 350 000 Euro) ein. Dieses Geld muss erst nach Ablauf der gesamten Laufzeit der Bau- und Betreiberverträge aufgebracht werden, die das Land mit Gondwana Invest geschlossen hat. Sie wurden auf 25 Jahre abgeschlossen und verlängern sich nun dementsprechend. Eine weitere Abmachung lautet: Die Industriekultur Saar GmbH erhält jährliche Einsicht in die Geschäftsbücher, um festzustellen, ob das Betriebsergebnis so gut ist, dass womöglich frühere Rückzahlungen möglich sind. Unter dieser Voraussetzung entfällt die Stundung, ebenso, wenn sich Gondwana Invest nicht vertragstreu verhält, sprich die monatliche Pacht doch wieder schuldig bleibt.
Das klingt nach einem Sieg auf voller Linie für die Verhandlungstaktik von Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke. Der hatte von Beginn an darauf beharrt, dass Gondwana Invest zunächst Vertragstreue beweisen, also Pachtschulden begleichen müsse, bevor über Erleichterungen gesprochen werden könne. Barke erklärte gestern gegenüber der SZ: „Wir sehen die jetzt vereinbarte Regelung als einen Sieg für den Standort.“Die Vereinbarung lege die Basis dafür, dass Gondwana Invest nun auch konzeptionell wieder aktiv und kreativ werden könne, um den Park dauerhaft attraktiv zu halten. Dies wiederum sichere dem Standort dauerhaft ein wichtiges Freizeitangebot. Barke verweist auf die „konstruktive Rolle“, die Hillebrand bei der Einigung übernommen habe. Dass der Name Kuhl nicht fällt, darf man vielsagend nennen.
Aber wirft Gondwana überhaupt (noch) genug ab, ist der Park rentabel? Diese Zweifel stehen im Raum, weil Kuhl und Hillebrand sie selbst schürten, indem sie mit Schließung und Rückabwicklung der Verträge drohten, sollte das Land ihnen nicht „entgegenkommen“. Laut Barke erbrachte die „Due Diligence“-Prüfung eines Wirtschaftsprüfers, dass eine effiziente Betriebsführung zu einer schwarzen Null führen könne, Gondwana also zukunftsfähig sei. Zumal das Land die Infrastruktur weiter optimiere (Almbahn, Fußläufigkeit zum Bahnhof ).
Kommen jetzt die harmonischen Zeiten? Zumindest ist das überlaute juristische Säbelrasseln vorbei. Bekanntlich hatte Kuhl das Land mit einer Gegenklage von rund 3,9 Millionen Euro überzogen, weil er sich als Generalunternehmer übervorteilt fühlte. Die letzte Berufungsklage zog er erst im Juli 2016 zurück. Dennoch garantiert die aktuelle Einigung immer noch keinen finalen Frieden. Die Klage des Landes auf Privathaftung der beiden GondwanaInvestoren Kuhl und Hillebrand ist nämlich noch nicht zurückgezogen, sie ruht lediglich. Barke: „Ende Juni können wir sie für erledigt erklären, wenn Gondwana Invest sich bis dahin an alle Vereinbarungen gehalten hat.“Der Druck bleibt mithin noch ein bisschen weiter im Kessel.