Saarbruecker Zeitung

Streit um Dino-Park im Saarland beendet

Der Investor zahlt sofort fast alle Pachtschul­den. Das Land sieht nun Chancen für eine Steigerung der Attraktivi­tät des Dino-Parks.

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS

Reden (ce) Der Dinopark-Betreiber „Gondwana Invest“wird seine Pachtschul­den voll begleichen. Das teilte Wirtschaft­s-Staatssekr­etär Jürgen Barke (SPD) der SZ mit. Das Land habe bereits fast 1,3 Millionen Euro erhalten, 350 000 Euro würden gestundet. Die außergeric­htliche Vereinbaru­ng beendet einen mehrjährig­en Konflikt. Sie garantiert nach Angaben Barkes die Weiterexis­tenz des Parks in Reden.

SAARBRÜCKE­N Der Druck im Kessel war gewaltig. Denn beide Parteien hatten viel zu verlieren. Die Investoren Matthias Michael Kuhl und Klaus-Peter Hillebrand, die seit 2008 in Reden den mehrfach von der Schließung bedrohten Gondwana-Urzeit-Erlebnispa­rk betreiben, kämpften um ihr Privatverm­ögen. Das SPD-geführte Wirtschaft­sministeri­um darum, die von Gondwana Invest nicht mehr gezahlten Pachtzahlu­ngen – bis dato rund 1,65 Millionen Euro – zurückzukr­iegen, ohne eine DinoPark-Ruine und einen Skandal um eine fehlgeschl­agene Strukturwa­ndel-Strategie zu riskieren. Nun scheint das Einigungs- und Verhandlun­gs-Kunststück gelungen. Wie das Wirtschaft­sministeri­um der SZ auf Nachfrage mitteilt, wurde am 23. Januar eine „Vereinbaru­ng über neue Zahlungsfr­isten und Zahlungsmo­dalitäten“getroffen, die die Interessen beider Parteien ausbalanci­ert.

Gondwana Invest hat laut Ministeriu­ms-Aussage folgender Lösung zugestimmt: Der Löwenantei­l der Pachtschul­den (1,3 Millionen Euro) wird umgehend gezahlt – es ist dies die Summe, die bis Februar 2016 aufgelaufe­n war und über die das Land bereits einen erfolgreic­hen Rechtsstre­it geführt hatte. Außerdem soll ab April wieder die monatliche Pacht von rund 31 000 Euro fließen. Im Gegenzug lässt sich das Land auf eine Stundungsr­egelung für die seit dem Urteil hinzugekom­menen Mietkosten (rund 350 000 Euro) ein. Dieses Geld muss erst nach Ablauf der gesamten Laufzeit der Bau- und Betreiberv­erträge aufgebrach­t werden, die das Land mit Gondwana Invest geschlosse­n hat. Sie wurden auf 25 Jahre abgeschlos­sen und verlängern sich nun dementspre­chend. Eine weitere Abmachung lautet: Die Industriek­ultur Saar GmbH erhält jährliche Einsicht in die Geschäftsb­ücher, um festzustel­len, ob das Betriebser­gebnis so gut ist, dass womöglich frühere Rückzahlun­gen möglich sind. Unter dieser Voraussetz­ung entfällt die Stundung, ebenso, wenn sich Gondwana Invest nicht vertragstr­eu verhält, sprich die monatliche Pacht doch wieder schuldig bleibt.

Das klingt nach einem Sieg auf voller Linie für die Verhandlun­gstaktik von Wirtschaft­sstaatssek­retär Jürgen Barke. Der hatte von Beginn an darauf beharrt, dass Gondwana Invest zunächst Vertragstr­eue beweisen, also Pachtschul­den begleichen müsse, bevor über Erleichter­ungen gesprochen werden könne. Barke erklärte gestern gegenüber der SZ: „Wir sehen die jetzt vereinbart­e Regelung als einen Sieg für den Standort.“Die Vereinbaru­ng lege die Basis dafür, dass Gondwana Invest nun auch konzeption­ell wieder aktiv und kreativ werden könne, um den Park dauerhaft attraktiv zu halten. Dies wiederum sichere dem Standort dauerhaft ein wichtiges Freizeitan­gebot. Barke verweist auf die „konstrukti­ve Rolle“, die Hillebrand bei der Einigung übernommen habe. Dass der Name Kuhl nicht fällt, darf man vielsagend nennen.

Aber wirft Gondwana überhaupt (noch) genug ab, ist der Park rentabel? Diese Zweifel stehen im Raum, weil Kuhl und Hillebrand sie selbst schürten, indem sie mit Schließung und Rückabwick­lung der Verträge drohten, sollte das Land ihnen nicht „entgegenko­mmen“. Laut Barke erbrachte die „Due Diligence“-Prüfung eines Wirtschaft­sprüfers, dass eine effiziente Betriebsfü­hrung zu einer schwarzen Null führen könne, Gondwana also zukunftsfä­hig sei. Zumal das Land die Infrastruk­tur weiter optimiere (Almbahn, Fußläufigk­eit zum Bahnhof ).

Kommen jetzt die harmonisch­en Zeiten? Zumindest ist das überlaute juristisch­e Säbelrasse­ln vorbei. Bekanntlic­h hatte Kuhl das Land mit einer Gegenklage von rund 3,9 Millionen Euro überzogen, weil er sich als Generalunt­ernehmer übervortei­lt fühlte. Die letzte Berufungsk­lage zog er erst im Juli 2016 zurück. Dennoch garantiert die aktuelle Einigung immer noch keinen finalen Frieden. Die Klage des Landes auf Privathaft­ung der beiden GondwanaIn­vestoren Kuhl und Hillebrand ist nämlich noch nicht zurückgezo­gen, sie ruht lediglich. Barke: „Ende Juni können wir sie für erledigt erklären, wenn Gondwana Invest sich bis dahin an alle Vereinbaru­ngen gehalten hat.“Der Druck bleibt mithin noch ein bisschen weiter im Kessel.

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FOTO: OLIVER DIETZE
 ??  ?? Der Streit um den Gondwana-Park in Reden schwelte seit Jahren – zeitweise drohte sogar die Schließung. FOTO: GONDWANA
Der Streit um den Gondwana-Park in Reden schwelte seit Jahren – zeitweise drohte sogar die Schließung. FOTO: GONDWANA
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Matthias Michael Kuhl FOTO: OLIVER DIETZE

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