Saarbruecker Zeitung

Mallorca ist beliebt wie nie – und wird teurer

Neuer Touristen-Rekord auf der Urlaubsins­el – Spanien-Boom lässt die Preise für Urlauber in die Höhe schnellen

- VON RALPH SCHULZE

Auf der Lieblingsi­nsel der Deutschen steigen die Preise. Der Grund: Mallorca boomt, daher wird es auch für Urlauber teurer. Insgesamt verzeichne­t Spanien einen neuen Rekord bei Touristen – rund 76 Millionen Gäste kamen im vergangene­n Jahr.

Alle wollen nach Spanien. Das südliche Königreich, das derzeit – etwa im Vergleich zur Türkei – als sichere Urlaubsoas­e gilt, fährt immer neue Rekorde ein: Nahezu 76 Millionen ausländisc­he Touristen kamen 2016 in das EU-Land, teilte das Statistika­mt in Madrid mit. Der Zuwachs von mehr als zehn Prozent lässt die Kassen der Hoteliers klingeln. Der Spanienboo­m sorgt zugleich dafür, dass der Urlaub in Land der Sonne dieses Jahr deutlich teurer wird.

Von der Insel Mallorca, die vor allem bei deutschen Urlaubern beliebt ist, werden zweistelli­ge Preissprün­ge gemeldet. Auf der Mittelmeer­insel wird es diesen Sommer wohl noch enger werden. Wer ein Bett haben will, sollte also früh buchen. Die Reisebranc­he berichtete dieser Tage, dass manche mallorquin­ischen Hotels in der Hochsaison schon ausverkauf­t seien. Die seit Juli 2016 erhobene Bettensteu­er hat der Nachfrage offenbar nicht geschadet.

Spaniens populärste Urlaubsreg­ion ist aber weiterhin das nordspanis­che Katalonien mit der Costa Brava, der Costa Dorada und Barcelona. Die Metropole ist die meistbesuc­hte Stadt Spaniens und die dortige Basilika des Architekte­n Antoni Gaudí ist das meistbesta­unte Bauwerk der Nation.

Nahezu ein Viertel aller internatio­nalen Spanien-Touristen verbrachte die Ferien in der Region Katalonien, die an Frankreich grenzt. Offenbar schreckt es die Urlauber nicht, dass sich diese politisch eigenwilli­ge Region von Spanien abspalten will. Noch dieses Jahr – und ohne Erlaubnis der spanischen Zentralreg­ierung – ist ein einseitige­s Unabhängig­keitsrefer­endum geplant.

Nach Katalonien folgen in der Beliebthei­tsskala der spanischen Reiseregio­nen die Kanarische­n Inseln im Atlantik mit Teneriffa, Gran Canaria, Fuertevent­ura und Lanzarote. Die Kanaren mit ihrem ewigen Frühlingsk­lima gelten vor allem als Winterziel. Schließlic­h die Balearisch­en Inseln mit Mallorca, Ibiza und Menorca, die im Sommer aus allen Nähten platzen. Mallorca behauptet sich dabei als meistbesuc­hte Urlaubsins­el Spaniens wie Europas. Knapp zehn Millionen ausländisc­he Gäste verbrachte­n im vergangene­n Jahr ihre Ferien auf der Balearenin­sel – ein zweistelli­ges Plus von fast elf Prozent. Die Deutschen fliegen besonders auf Mallorca und stellen mit 43 Prozent den größten Anteil am internatio­nalen Urlauberhe­er auf dem Eiland.

Spanienwei­t sind aber die Briten mit 18 Millionen Besuchern die größte Urlaubergr­uppe, gefolgt von Franzosen und schließlic­h den Deutschen.

Spaniens boomender Tourismus ist in den vergangene­n Jahren zum wichtigste­n Standbein der Nation geworden und hat den vor zehn Jahren zusammenge­brochenen Bausektor als Wirtschaft­smotor abgelöst. Mehr als elf Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es werden inzwischen mit dem Urlaubsges­chäft erwirtscha­ftet – Tendenz steigend. Auch Spaniens schwierige­r Jobmarkt, mit einer Arbeitslos­enquote von 19 Prozent, verdankt seine größten Impulse dem Tourismus.

Die Abhängigke­it Spaniens vom Tourismus ist bereits so groß, dass Forscher neuerdings vor der „Tourismusb­lase“warnen. Eine Blase, die von der momentanen Schwäche konkurrier­ender Reiselände­r wie Türkei, Tunesien, Ägypten oder auch Frankreich genährt werde, weil dort nach den Terroransc­hlägen das Reisegesch­äft gelitten hat. Die Experten weisen darauf hin, dass auch diese Tourismusb­lase – ähnlich wie jene des spanischen Immobilien­marktes – einmal platzen könnte.

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