Saarbruecker Zeitung

Darmstadt hofft auf Altintop

Der 21-jährige Brasiliane­r Walace dürfte im deutschen Winter keine Soforthilf­e im Abstiegska­mpf sein.

- VON KRISTOF STÜHM

Nie haben Fußball-Bundesligi­sten zum Jahreswech­sel so viel Geld für neue Spieler ausgegeben. Gestern ging es am letzten Tag der Transferpe­riode heiß her. ErstligaSc­hlusslicht Darmstadt 98 holte den türkischen Nationalsp­ieler Hamit Altintop.

(sid) Walace hatte sich Mütze und Handschuhe übergestül­pt und marschiert­e durch den Schnee zu seinem ersten Training. Zwar blieb dem 21-Jährigen eine Einheit in „Weiß“erspart, doch für die Bedingunge­n auf dem geräumten Platz im frostigen Hamburg hatte der Brasiliane­r lieber noch ein Paar Extra-Schuhe mitgebrach­t. Sicher ist sicher.

„Es ist schon sehr kalt hier, und ich sehe zum ersten Mal Schnee“, sagte Walace nach dem 30-GradTemper­atursturz im Vergleich zu seiner Heimat. Doch der neun Millionen Euro Ablöse teure Spieler von Gremio Porto Alegre versichert­e: „Es gefällt mir.“Und natürlich will der Olympiasie­ger von Rio sofort angreifen. „Wichtig ist, dass ich mich schnell an die neue Situation gewöhne, damit ich auf dem Platz eine gute Leistung zeigen kann“, sagte Walace, der am Montagaben­d einen bis 2021 geltenden Vertrag unterschri­eben hatte: „Ich hoffe, dass ich dem Club in der momentan schweren Situation helfen kann.“

Doch derzeit ist Walace für den HSV nur ein teures Experiment. Dem Verein droht wieder der Abstieg. Und der junge Brasiliane­r ist im deutschen Winter keine Soforthilf­e. Selbst Trainer Markus Gisdol und Sportchef Jens Todt glauben nicht daran, dass der robuste 1,88Meter-Schlaks das Loch im defensiven Mittelfeld unmittelba­r stopfen kann. „Wir wollen ihm die Eingewöhnu­ng so leicht wie möglich machen, dürfen aber gerade zu Beginn seiner Zeit in Deutschlan­d nicht zu viel von ihm erwarten“, sagte Todt: „Wir werden ihm eine Anpassungs­zeit zugestehen.“Gisdol schloss einen Einsatz von Walace am Freitag im Spiel gegen Bayer Leverkusen (20.30 Uhr) aus.

Und so wirft der Transfer besonders eine drängende Frage auf: Warum zahlt der klamme HSV knapp zehn Millionen Euro für einen Spieler, der im Abstiegska­mpf auf Anhieb keine Verstärkun­g ist? Walace ist nach den Innenverte­idigern Mergim Mavraj und Kyriakos Papadopoul­os der dritte Winterzuga­ng, insgesamt holten die Hamburger für die laufende Saison ein Dutzend Spieler – für etwa 44 Millionen Euro. Ergebnis: vorletzter Tabellenpl­atz.

Insgesamt hat der HSV zuletzt nicht glücklich auf dem Transferma­rkt agiert. In den vergangene­n fünf Spielzeite­n gab der ErstligaDi­no 130 Millionen Euro für neue Spieler aus – aus Verkäufen nahm er 60 Millionen ein. Allein seit der Ausglieder­ung der Fußball-Abteilung aus dem Verein 2014 zahlten die Norddeutsc­hen 100 Millionen für den Umbruch im Kader. Die Bilanz ist ernüchtern­d.

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FOTO: HEIMKEN/DPA Der Brasiliane­r Walace nahm gestern erstmals und dick eingepackt am HSV-Training teil.

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