Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r schulden Stadt 28 Millionen Euro

Ohne die Zinslasten wäre Saarbrücke­ns Haushalt ausgeglich­en – Erst recht, wenn jeder seine Rechnungen und Steuern bezahlen könnte

- VON FRANK KOHLER

Die Stadt Saarbrücke­n und die Schulden? Ja, klar, da sind doch die rund 1,1 Milliarden Euro, mit denen Saarbrücke­n bei den Banken in der Kreide steht.

36 Millionen Euro Zinsen für die Altschulde­n lasten 2017 schwer auf dem Etat und treiben die Verbindlic­hkeiten in diesem Jahr noch einmal in die Höhe. Zum Vergleich: 1985 waren die Schulden der Stadt nur in etwa so hoch, wie die Zinslast von heute.

Doch die Landeshaup­tstadt ist nicht nur Schuldneri­n. Sie hat auch Geld zu bekommen. Die Stadtpress­estelle trug auf SZ-Anfrage zusammen, wer mit wie viel im Rückstand ist. Insgesamt standen am Jahresende noch Zahlungen an die Stadtkasse in Höhe von 28,218 Millionen Euro aus.

Die Liste der Außenständ­e führen einmal mehr die säumigen Gewerbeste­uerzahler an. Hier stehen der Stadt aus dem vergangene­n Jahr noch 15,35 Millionen Euro zu. Ein gutes Sechstel des Betrages, etwa 2,53 Millionen Euro, ist den Schuldnern gestundet. Die noch offene Lücke bei den Grundsteue­reinnahmen, erneut auf Platz zwei der Außenstand­sskala, betrug Ende 2016 rund 503 000 Euro. Davon sind aber nur 3670 Euro (0,73 Prozent) gestundet. Dahinter folgen mit deutlich kleinerem Stellenwer­t die Hundesteue­r (40 000 Euro) und die Zweitwohnu­ngssteuer (5600 Euro)

Deutlich höher fallen da mit 2,06 Millionen Euro die nicht entrichtet­en Verwaltung­s- und Benutzungs­gebühren aus.

Nicht bezahlte Knöllchen summieren sich auf insgesamt 631 000 Euro. Schon die 393 000 Euro, die Ende 2015 zu Buche schlugen, signalisie­rten ein verschärft­es Vorgehen des städtische­n Verkehrsko­ntrolleure gegen Falschpark­er bis hin zum besonders teuren Abschleppe­n. Auf 631 000 Euro, fast genauso viel wie für unbezahlte Ordnungswi­drigkeiten, beläuft sich der Betrag, den Eltern der Stadtverwa­ltung für die Kinderbetr­euung in Kitas und Schulden noch zu entrichten haben.

Unbezahlte Mieten, Pachtforde­rungen und Erbbauzins-Forderunge­n ergeben in der Summe 778 000 Euro. Auf 458 000 Euro belaufen sich die noch nicht entrichtet­en Friedhofsg­ebühren.

Neben den eigenen Außenständ­en und dem Geld für den ZKE holt die Stadt Saarbrücke­n auch große Summen für andere rein, weil sie gesetzlich dazu verpflicht­et ist. Sie treibt für ARD und ZDF unbezahlte Rundfunkbe­iträge ein und muss sich um Geld kümmern, das zum Beispiel der Industrieu­nd Handelskam­mer, der Deutschen Rentenvers­icherung sowie anderen deutschen Kommunen von Saarbrücke­rn zusteht. So wie es andere Kommunen für die Landeshaup­tstadt tun.

Als Gründe für die Schulden, die Saarbrücke­r bei der Landeshaup­tstadt haben, nennt ihr Sprecher Blug die nach wie vor hohe Arbeitslos­igkeit und das Leben von Hartz IV, Überschuld­ung, aber auch „die schlechte Zahlungsmo­ral in Teilen der Bevölkerun­g“.

Die trifft aber nicht nur die Kommune, sondern auch viele Gewerbetre­ibende hart. Sie wiederum müssen deswegen Stundungsa­nträge bei der Stadt stellen, weil sie deren Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Blug: „Mit uns kann man immer reden und Stundungsp­läne aushandeln.“

Auf der Nase herumtanze­n lassen sich die Hüter der Stadtfinan­zen aber auch nicht. Die Stadt rückt hartnäckig­en Zahlungsve­rweigerern seit 2013 noch dichter auf den Pelz. Etwa mit verschärft­en Mahnschrei­ben als letzte Zahlungsau­fforderung. Oder, wenn das nicht fruchtet, mit Gehaltsund Kontenpfän­dungen.

Eine der einschneid­endsten Maßnahme, doch noch Geld in die Stadtkasse zu holen, zielt ab auf die Autofreund­e unter den Bürgern mit besonders schlechter Zahlungsmo­ral: Es ist die Fahrzeugpf­ändung.

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