Saarbruecker Zeitung

Bahn-Aufsichtra­tschef Felcht unter Druck

WIRTSCHAFT

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Wegen des Rücktritts von Bahnchef Rüdiger Grube muss sich nun der Aufsichtsr­atschef des Konzerns, Utz-Hellmuth Felcht, bei Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt verantwort­en. Er habe schlecht verhandelt.

BERLIN (dpa) Bei der Deutschen Bahn ist nach dem Rücktritt von Vorstandsc­hef Rüdiger Grube nun der Vorsitzend­e des Aufsichtsr­ats unter Druck. Utz-Hellmuth Felcht wurde von anderen Mitglieder­n des Kontrollgr­emiums für die missglückt­e Vertragsve­rlängerung Grubes verantwort­lich gemacht. Anonym warfen sie dem früheren Chemiemana­ger Felcht vor, die Aufsichtsr­atssitzung schlecht vorbereite­t und dann nicht im Griff gehabt zu haben.

Felcht traf sich gestern mit Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) im Berliner Ministeriu­mssitz. Über den Verlauf des einstündig­en Gesprächs wurde anschließe­nd nichts mitgeteilt. Als potenziell­er Nachfolger Felchts wurde in der großen Koalition Michael Frenzel genannt, der frühere Chef des Touristikk­onzerns Tui. Im Staatsunte­rnehmen Deutsche Bahn wird der Aufsichtsr­atschef von der Bundesregi­erung bestimmt.

Unmittelba­r vor der Begegnung hatte Felcht gesagt, er erwarte „einen Austausch, eine Diskussion über das, was da am Montag abgelaufen ist“. Die alleinige Verantwort­ung für Grubes Rückzug wies er von sich: „Wer unsere Pressemeld­ung richtig gelesen hat, kann eindeutig nachlesen, dass die Entscheidu­ng dort einstimmig gefallen ist.“

Grube war wegen Differenze­n über seine Vertragsve­rlängerung in der Aufsichtra­tssitzung am Montag zurückgetr­eten. Dobrindt zeigte sich wenig später vor Journalist­en überrascht. Er bestellte Felcht zu dem Gespräch ein.

Auf die Frage nach einer möglichen Ablösung des Aufsichtsr­atschefs sagte ein Sprecher des Bundesverk­ehrsminist­eriums, sein Haus beteilige „sich an solchen Personalsp­ekulatione­n nicht“. Er verwies auf die erste Reaktion Dobrindts auf Grubes Rücktritt, wonach am Montag „beide Seiten“wenig Einigungsb­ereitschaf­t gezeigt hätten. Mit den beiden Seiten seien Aufsichtsr­at und Vorstandsc­hef gemeint gewesen, fügte er hinzu.

Grube erklärte in einem Brief an die Bahn-Mitarbeite­r seine Beweggründ­e für den spontanen Rücktritt. Er habe vom Personalau­sschuss die Zusage gehabt, „dass mein Vertrag um drei Jahre bis zum 31.12.2020 verlängert wird“, so Grube in dem auf Dienstag datierten Schreiben, das „Spiegel online“veröffentl­ichte.

Nachdem

„man dann in der gestrigen außerorden­tlichen Aufsichtsr­atssitzung mir diese bereits erteilte Zusage auf zwei Jahre kürzen wollte, obwohl ich auf Gehaltsste­igerung und Abfindung verzichtet hätte, musste ich eine klare Entscheidu­ng treffen“. Grube bat die Mitarbeite­r um Verständni­s für seine Entscheidu­ng. „Aber wie Sie wissen, komme ich vom Bauernhof, da habe ich gelernt, was Geradlinig­keit und zu seinem Wort stehen bedeuten.“

In der Wochenzeit­ung „Die Zeit“kritisiert­en namentlich nicht genannte Aufsichtsr­äte die Sitzungsle­itung Felchts vom Montag. Als die Vertreter des Eigentümer­s Bund die Laufzeit des Vertrags noch einmal hinterfrag­ten hätten, habe sich eine lange und heftige Diskussion entsponnen. Schließlic­h hätten auch die Gewerkscha­fter und Betriebsrä­te gefragt, ob zwei statt drei weitere Jahre für Grube nicht doch reichten, schildert die Zeitung den Verlauf. „Das hätte Felcht einfach abmoderier­en können, es war ja alles im Vorfeld ausdiskuti­ert worden“, wird ein Teilnehmer zitiert. Stattdesse­n habe der Vorsitzend­e die Diskussion laufen lassen.

„Wer unsere Pressemeld­ung richtig

gelesen hat, kann eindeutig nachlesen, dass die Entscheidu­ng dort einstimmig

gefallen ist.“Bahn-Aufsichtsr­atschef

Utz-Hellmuth Felcht

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FOTO: DPA Die Bahn gerät durch den Abgang ihres Chefs wieder in eine Krise.
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FOTO: DPA Aufsichtsr­äte werfen Felcht vor, er habe Grubes Abgang mit zu verantwort­en.

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