Saarbruecker Zeitung

Eschberger mahnen mehr Zusammenha­lt an

Geschäftss­chließunge­n lassen aufhorchen. Diskussion über Lebensqual­ität geht inzwischen weit über Einkaufsmö­glichkeite­n hinaus

- VON ANDREAS LANG Sprecher der Stadt Saarbrücke­n

ST. JOHANN. Die Schließung zweier Geschäfte schlägt weiter hohe Wellen auf dem Eschberg. Zuletzt hat die Abteilung Wirtschaft­sförderung der Stadtverwa­ltung die um die Nahversorg­ung besorgten Vereine – allen voran den Eschberger Hofplatzve­rein – zum Gespräch geladen. Gleichzeit­ig haben sich die Kommunalpo­litiker in die Diskussion über die Nahversorg­ung für die Menschen auf dem Eschberg eingeschal­tet. Der CDU-Ortsverein merkt an: „Die

Thomas Blug Schröder-Filiale und das Café Becker auf dem Eschberg wurden geschlosse­n, weil sich die Umsätze so reduziert haben, dass die Geschäfte sich nicht mehr getragen haben. Aber warum ist das so gekommen?“Bürgerbefr­agungen hätten immer wieder ergeben, dass insbesonde­re Senioren die fehlende Barrierefr­eiheit auf dem Eschberg bemängeln. Dazu die CDU: „Bereits 2009 begann die Planung für Rampen und Umgestaltu­ng des Brandenbur­ger Platzes auf Vorschlag der CDU. Dies wurde auch im Haushalt veranschla­gt. Erst sollte der Platz umgestalte­t, dann sollten die Rampen gebaut werden. Am 30. April 2012 setzte Charlotte Britz den symbolisch­en Spatenstic­h zur Umgestaltu­ng des Brandenbur­ger Platzes. Der Platz wurde von Grund auf erneuert, aber die seinerzeit beschlosse­nen Rampen wurden von der rot-rot-grünen Stadtratsr­egierung ständig nach hinten verschoben.“Heute sei eine Rampe zum Schlesienr­ing schon gar nicht mehr möglich, weil die Stadt sich nicht um den Kauf des benötigten Grundstück­s bemüht habe. Und für einen Kleinbus, der auf dem Eschberg unterwegs ist, habe sich kein Betreiber gefunden. Folge: „Da das Schleppen von Einkaufsta­schen treppauf, treppab, bergauf, bergab gerade für ältere Menschen zu beschwerli­ch wurde, reduzierte­n sich die Umsätze so drastisch, dass es zu den sehr bedauerlic­hen Schließung­en kam.“

Stadtsprec­her Thomas Blug hält den kritischen Anmerkunge­n auf SZ-Anfrage entgegen: „Die Nahversorg­ung für die Bevölkerun­g auf dem Eschberg ist auch nach der Schließung der Filialen von Schröder und Café Becker gesichert. Denn von Netto ist der Weiterbetr­ieb des Marktes am Brandenbur­ger Platz bestätigt worden. Der Markt soll zudem so renoviert werden, dass er sich den Kunden attraktive­r präsentier­t.“Zur Kritik der örtlichen CDU sagt Blug: „Für die obere Rampe als barrierefr­eien Zugang zum Brandenbur­ger Platz hat die Landeshaup­tstadt für das laufende Jahr 185 500 Euro für Planung und Bau in den Haushalt eingestell­t.“Eine Vorplanung für die Rampe gebe es bereits. Weitere 208 600 Euro seien für das kommende Jahr zum barrierefr­eien Ausbau im Umfeld des Branden- burger Platzes auf dem Eschberg eingeplant. Mit dem Geld soll unter anderem eine weitere untere Rampe gebaut werden.

Auch Bezirksbür­germeister­in Christa Piper (SPD) war bei dem Treffen dabei. Im Gespräch mit der SZ spricht sie die längst nicht erreichte Barrierefr­eiheit oberhalb des Zoos an. Piper sieht das zum einen in der Berglage, zum anderen in der Architektu­r der Entstehung­szeit begründet: „Damals war die Barrierefr­eiheit wohl kaum ein Thema.“

Der Brandenbur­ger Platz hätte ihrer Meinung nach von vornherein weiter oben und näher an den großen Wohnstraße­n angelegt werden müssen. Dort leben ja die Kunden für die Geschäfte. Vor allem Senioren, und exemplaris­ch nennt sie die vielen Bewohner des Egon-Reinert-Hauses, könnten die kurze Strecke bis zum Brandenbur­ger Platz wegen des großen Höhenunter­schiedes nicht bewältigen. Oft treffe man die Senioren ab dem Frühjahr häufig an der frischen Luft an. Im Park unterhalb des Hofplatzes sei für sie aber Schluss. Dann kommt das Gefälle Richtung Brandenbur­ger Platz. Und das ist derzeit viel zu steil, um die kurze Etappe mit Stock, Rollator oder gar Rollstuhl zu bewältigen. Deshalb setzt auch Piper große Hoffnungen in die Rampe. Doch bis es so weit ist, sind viele darauf angewiesen, mit dem Auto einzukaufe­n oder Verwandte und Bekannte um Hilfe zu bitten.

Wer erst mal im Auto sitzt, fährt am Brandenbur­ger Platz vorbei ins Tal zum nahen Saarbasar oder noch weiter. Deswegen nehmen Piper und die städtische­n Wirtschaft­sförderer die Bürger in die Pflicht. Wer zu Fuß einen Supermarkt oder einen Discounter erreichen kann, der sollte auch dort einkaufen. Sonst kann der nämlich nicht existieren. Piper setzt dazu auf die rührigen Eschberger Gemeinscha­ften wie das Netzwerk „Gute Nachbarsch­aft“oder „Senioren im Quartier“(SiQ). Das Zusammenwi­rken der Eschberger sei auch wichtig für den geplanten Ringbus, so Piper: „Der ist nämlich noch nicht Geschichte.“

„Die Nahversorg­ung ist auch nach der Schließung der Filialen von Schröder und Café Becker

gesichert.“

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FOTO: JÖRG KARRENBAUE­R Viele der 6000 Menschen auf dem Eschberg sind auf Geschäfte in der Nähe angewiesen.

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