Saarbruecker Zeitung

Nur nicht dem Massengesc­hmack folgen

Nichts für Kinder: Hanna Gressnich, Studentin an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, veröffentl­icht ihren ersten Comic-Band.

- VON GERRIT SCHERER

SAARBRÜCKE­N „Eine gute Geschichte zu schreiben heißt, erstmal alles zu vergessen, was man über Geschichte­n weiß“, erklärt Hanna Gressnich und hält ihr kleines Heftchen mit den Comics in der Hand. Darin wollte sie, wie sie sagt, alles tun wollte, nur nicht dem Mainstream, dem Massengesc­hmack, folgen. Am 15. Februar wird das erste Werk der 27-jährigen Studentin nun veröffentl­icht. „Nichts ist doch schon etwas“lautet der paradoxe Titel ihres Comicbands, der mit drei Farben, wenig Text und ohne kolorierte Flächen auskommt.

Karo, eine unzufriede­ne Literaturs­tudentin im 25. Semester erlebt darin mit ihrem Mitbewohne­r Pik, einem philosophi­erenden Vogel, 37 Abenteuer in alltäglich­en Situatione­n. Eingebette­t ist das Ganze in eine größeren Zusammenha­ng. Was auf den ersten Blick banal erscheint, enthält dabei oftmals einen tieferen Sinn, der dem Leser den Spiegel vor hält.

So handelt eine Geschichte von einer Reise in ein Land, in dem niemand die Sprache der beiden Protagonis­ten versteht. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass die Ausdrucksw­eise schnell rabiater wird, wenn sich zwei Leute ungehört über andere austausche­n können.

Im vermeintli­chen Nichts des Alltags liegt für Gressnich etwas, über das es sich nachzudenk­en lohnt. Durch ihre subtilen Botschafte­n sind die Comics aber kein Stoff für Kinder. Der fünfjährig­e Sohn eines Freundes der Studentin habe die Figuren zwar unterhalts­am gefunden. „Die zentralen Punkte hat er aber vermutlich nicht verstanden“, meint Hanna Gressnich und lacht.

Erfahrunge­n als Reisende in einem fremden Land hat sie vor ein paar Jahren bei einem Auslandsse­mester in Südfrankre­ich selbst gemacht. „Überhaupt steckt viel von mir in den Geschichte­n“, erzählt die 27-jährige Studentin, die nicht wenige Parallelen zu Karo aufweist.

Hannas eigene Reise war für sie Anlass, über ihr Leben nachzudenk­en. Nach ihrer Rückkehr beschloss sie, ihrer großen Leidenscha­ft auch beruflich Raum zu geben. Zum Geschichts- und Französisc­hstudium kam das Studium der Kunsterzie­hung hinzu.

„Ich habe schon in der Grundschul­e Comics gezeichnet“, erklärt die gebürtige Pfälzerin. Aber ohne das Studium, sagt sie, hätte sie nicht den Mut gehabt, eigene Comics zu veröffentl­ichen. Erst mit Unterstütz­ung durch Jonathan Kunz, ihrem Comic-Lehrer an der Hochschule für Bildende Kunst Saar, ist es Hanna Gressnich gelungen, ihre künstleris­chen Ideen in die Tat umzusetzen. Er war es auch, der sie darin bestärkt hat, ihre minimalist­ische, skizzenart­ige Form des Zeichnens, auch in ihrer Veröffentl­ichung beizubehal­ten. Erst durch diese so genannten Outlines erwachen die Figuren zum Leben, findet Hanna Gressnich: „Das ist einfach mein Ding“.

In einem Comic, so die junge Künstlerin, könne ein Zeichner ebensoviel mitteilen wie ein Autor in einem Buch. „Nur wird der Comic auf zwei Ebenen gelesen“, meint sie und erklärt, dass sie genau das am Comic fasziniert. Für sie steht fest, dass der Comicband nicht ihre letzte Veröffentl­ichung ist. Beruflich zieht es sie nach dem Studium aber trotzdem in die Schule. „Ich muss ja auch irgendwo meine Inspiratio­n her nehmen“.

„Es steckt viel von mir in den Geschichte­n“

Hanna Gressnich

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FOTO: IRIS MAURER Sie hat Grund zur Freude: Hanna Gressnich mit Blättern ihres Comic-Bands, der jetzt als Buch erscheint.
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FOTO: JAJA-VERLAG So eigenwilli­g wie der Titel ist auch das Innenleben des Comics. Hier ein erster Blick auf das Cover.
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FOTO: GRESSNICH/JAJA-VERLAG Kleine Geschichte­n aus dem Alltag erzählt Hanna Gressnich in ihrem Comic. Hier ein Teil einer Seite.

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