Saarbruecker Zeitung

Manche befürchten einen ,,Tod auf Raten”

Bei einer Podiumsdis­kussion zur Zukunft des Filmhauses in der Villa Lessing ging es zeitweilig hoch her.

- VON SILVIA BUSS

SAARBRÜCKE­N Warum es dem Filmhaus so schlecht geht, sein anspruchsv­olles Programm nur noch 18 000 Besucher im Jahr anzieht? Für Ex-Filmhaus-Leiter Albrecht Stuby erklärt sich das vor allem durch die gewandelte­n Zeiten. „Das alte Publikum ist anspruchsv­oller geworden, kommt nicht mehr so oft wie früher und das junge Publikum wendet sich ab und geht eher ins Cinestar“, sagte Stuby am Dienstag als Podiumsgas­t in der Villa Lessing. Als vor elf Jahren das Arthouse-Kino Camera Zwo eröffnete, sei ihm schon klar gewesen, dass dem Filmhaus durch diese neue Konkurrenz Besucher verloren gehen würden.

Was also tun? Sind die Pläne von Kulturdeze­rnent Thomas Brück, die beiden kleinen Kinosäle zu schließen und die kommunale Filmarbeit dem Camera Zwo-Chef als Dienstleis­tung zu übertragen, das richtige Rezept? Darüber gingen die Meinungen bei den zahlreiche­n Besuchern der Diskussion­sveranstal­tung unter Moderation von Ex-Kulturdeze­rnent Erik Schrader mehr oder weniger auseinande­r. „Also mir gefällt das Modell nicht, und ich bin skeptisch, ob es funktionie­rt“, sagte Karin Nehl. Die ehemalige kulturpoli­tische Sprecherin der FDP, mit Stuby am Podiumstis­ch, befürchtet einen „Tod auf Raten“und plädierte dafür, „dass das Filmhaus selbststän­dig bleibt und dass man noch mal auf Start geht“.

Ähnlich rigoros in der Ablehnung war nur noch Lothar Schnitzler, kulturpoli­tischer Sprecher der Linken. Er sieht in dem Plan seines Koalitions­partners eine „Privatisie­rung von Gewinnen“und plauderte Zahlen aus. 7 000 Euro solle Camera-Zwo-Inhaber Michael Krane als Dienstleis­ter pro Monat bekommen, plus die Ticket-Einnahmen, pro Jahr ergebe das so eine Gesamtsumm­e von rund 100 000 Euro, so Schnitzler.

Der anwesende Krane zeigte sich gegenüber der SZ über dieses Preisgeben Schnitzler­s von nackten Zahlen aus noch laufenden Verhandlun­gen und das noch ohne Nennung der Gegenleist­ung nicht gerade begeistert.

Stuby hingegen fand: „Es ist einen Versuch wert, eine andere Lösung hätte ich gar nicht gesehen“. Noch nicht festlegen wollte sich der derzeitige kulturpoli­tische Sprecher der FDP-Fraktion, Karsten Krämer. Es sei gut, dass sich überhaupt etwas verändere, erklärte er. „Aber zum Konzept fehlen uns noch nähere Informatio­nen, es wird ja noch verhandelt.“

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ARCHIVFOTO: WUNDERLICH Ein Foto aus alten Zeiten: Albrecht Stuby vor 15 Jahren vor „seinem“Filmhaus. Den Besuchersc­hwund dort sieht der frühere Chef auch als dem Wandel der Zeit geschuldet.

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